Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
brüllte Befehle, und schwere Stiefeltritte folgten Amara.
    Die Rampe führte ungefähr zwanzig Fuß in die Tiefe und endete in einem kleinen, ovalen Raum. Die Luft war stickig und viel zu feucht. Auf dem Boden im Dunkeln lagen schlaffe Stoffbündel. Amara kniete neben dem vordersten - ein Kind, das kaum alt genug war, um laufen zu können.
    »Es sind Kinder«, rief sie Giraldi zu.
    »Los, Jungs«, brüllte Giraldi. »Bewegt euch, ihr habt die Gräfin gehört.«
    Legionares trampelten hinunter in die Kammer, schnappten sich die reglosen Gestalten und eilten wieder nach oben. Amara verließ die Höhle als Letzte, und genau in diesem Moment wölbte sich der Steinboden nach oben, während die Decke nach unten gedrückt wurde. Amara warf einen Blick über die Schulter und fühlte sich unangenehm an das Maul eines hungrigen Schreckenswolfes erinnert, als sich das Gestein bewegte wie ein Lebewesen aus Fleisch und Blut. Die Öffnung der Kammer zog sich zusammen, und der Hohlraum der Rampe wurde immer schmaler. »Beeilt euch!«, schrie sie den Männern vor sich zu.
    »Ich kann nicht mehr!«, stöhnte Frederic.
    Legionares stürmten die Rampe hinauf, doch der Stein brach zu rasch zusammen. Amara spürte kaum das Gewicht des schlaffen Kindes, das sie trug. Sie rief Cirrus, und ihr Elementar kam heulend
wie ein Wirbelsturm in den Schlitz gefahren, der sich im Fels gebildet hatte. Ein gefährlicher, wilder Wind fuhr die Rampe an ihnen vorbei nach unten und dann wieder hinauf zur Oberfläche wie ein durchgedrehter Gargant. Der Wind drückte Amara gegen den Rücken des Legionare vor ihr, ehe er auch den Mann und dessen Schützling erfasste und beide gegen den nächsten in der Reihe drängte, bis ein halbes Dutzend Legionares regelrecht die Rampe hinaufgeschoben und aus dem Schlund des sich schließenden Steins geschleudert wurde.
    Der Boden knirschte abermals, harsch und hässlich, der Stein schloss sich nahtlos und schob sich in seine ursprüngliche Form zurück, wobei er das Ende von Amaras Zopf erwischte. Die Haare hielten fest wie ein Seil, und der Wind, der Amara weiter vorandrückte, riss ihr die Füße unter dem Boden weg. Sie krachte hart mit dem Rücken auf den Boden, und schmerzhaft wurde ihr der Atem aus der Lunge gepresst.
    »Wasserwirker!«, brüllte Giraldi. »Heiler!«
    Jemand nahm Amara behutsam das Kind aus den Armen, und sie bekam vage mit, dass der Wasserwirker der Fußsoldaten und einige grauhaarige Soldaten mit Heilertaschen herbeiliefen.
    »Ruhig, ganz ruhig«, sagte Bernard irgendwo in der Nähe, deutlich außer Atem. Amara fühlte seine Hand auf ihrer Schulter.
    »Geht es ihnen gut?«, keuchte sie. »Den Kindern?«
    »Sie werden gerade untersucht«, sagte Bernard sanft. Seine Hände berührten sie an der Stirn und strichen forschend weiter zum Hinterkopf. »Hast du dir den Kopf gestoßen?«
    »Nein«, antwortete Amara. »Mein Zopf ist im Fels eingeklemmt.«
    Sie hörte, wie er vor Erleichterung seufzte, dann tastete er sich am Zopf entlang. Als er am Ende angelangt war, sagte er: »Sind nur ein oder zwei Zoll. Kurz vor der Schleife.«
    »Gut«, erwiderte sie.
    Sie hörte, wie Bernard den Dolch aus der Scheide zog. Er setzte die scharfe Klinge an und schnitt das Ende des Zopfes ab.

    Amara ächzte, als das Zerren an ihrer Kopfhaut nachließ. »Hilf mir auf«, bat sie.
    Bernard reichte ihr die Hand und zog sie hoch, bis sie saß. Amara atmete tief durch und begann sofort, die losen Strähnen des Zopfes neu zu flechten, ehe sie sich verknoten konnten.
    »Herr?«, sagte Janus. »Scheint so, als wären wir gerade noch rechtzeitig gekommen.«
    Bernard schloss die Augen. »Den großen Elementaren sei Dank. Wen haben wir denn?«
    »Kinder«, berichtete Janus. »Keins ist älter als acht oder neun, und zwei sind noch Säuglinge. Vier Jungen, fünf Mädchen - und eine junge Frau. Sie sind bewusstlos, aber sie atmen, und ihre Herzen schlagen kräftig.«
    »Eine junge Frau?«, fragte Amara. »Das Kindermädchen des Wehrhofes?«
    Bernard blinzelte hinauf zur Sonne und nickte. »Das würde durchaus Sinn ergeben.« Er erhob sich und ging zu den liegenden Gestalten. Amara stand ebenfalls auf, zögerte, weil sie ein wenig schwankte, und folgte ihm schließlich.
    Bernard verzog das Gesicht. »Das ist Heddy. Arics Frau.«
    Amara starrte die junge, zerbrechlich wirkende Frau an. Sie hatte blondes Haar, und ihre blasse Haut konnte kaum jemals Wind und Sonne gesehen haben. »Die Leute vom Wehrhof haben sie dort eingeschlossen«,

Weitere Kostenlose Bücher