Im Schatten des Fürsten
und schrie: »Hauptmann! Frederic!« Er war kreidebleich geworden.
Sekunden später hörte man Stiefel über den Stein des Hofes stampfen, und Frederic, der draußen bei den Garganten gewartet hatte, kam hereingerannt. Ihm folgte Hauptmann Janus, der von der Mauer des Wehrhofs sprang und den Aufprall mit Elementarkräften dämpfte.
»Hauptmann«, sagte Bernard. »In die Grundsteine des Wehrhofs
wurde eine Kammer getrieben und anschließend wieder verschlossen.«
Janus riss die Augen auf. »Ein Schlupfloch?«
»Was sonst«, erwiderte Bernard. »Die Elementare des Hofes versuchen, es verschlossen zu halten, und ich schaffe es allein nicht, den Stein zu bewegen, solange sie gegen mich arbeiten.«
Janus nickte und zog die Handschuhe aus. Er kniete sich auf den Boden, drückte die Hände auf den Stein des Hofes und schloss die Augen.
»Frederic«, sagte Bernard scharf, aber beherrscht. »Wenn ich nicke, wirst du einen Weg zu der Kammer öffnen, der groß genug ist, damit ein Mann hindurchpasst. Der Hauptmann und ich werden die Elementare des Wehrhofs für dich auf Abstand halten.«
Frederic schluckte. »Das ist eine Menge Fels, Herr. Ich bin nicht sicher, ob ich das schaffe.«
»Du bist ein Ritter des Reiches, Frederic«, gab Bernard mit befehlsgewohnter Stimme zurück. »Für solche Zweifel hast du hinterher Zeit. Mach einfach.«
Frederic nickte, während sich auf seiner Oberlippe Schweißperlen bildeten.
Bernard wandte sich an Amara. »Gräfin, bitte halte dich bereit«, sagte er.
Amara runzelte die Stirn. »Wofür? Ich habe keine Ahnung, was ihr mit einem Schlupfloch meint.«
»Das wird manchmal gemacht, wenn ein Wehrhof angegriffen wird«, erklärte Bernard. »Jemand wirkt eine offene Kammer in das Grundgestein und schließt sie hinterher wieder.«
»Warum sollte jemand …« Amara legte die Stirn in Falten. »Sie haben die Kinder dort untergebracht«, entfuhr es ihr, als sie endlich begriff. »Um sie vor dem zu schützen, was den Wehrhof angegriffen hat.«
Bernard nickte grimmig. »Und die Kammer ist nicht groß, also hält der Luftvorrat nicht lange. Wir drei öffnen einen Gang, aber wir können ihn nicht allzu lange aufhalten. Nimm ein paar Männer
und hol heraus, wen immer du tragen kannst. Und zwar so schnell wie möglich.«
»Gut.«
Er berührte ihren Arm. »Amara«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie lange sie schon dort unten eingeschlossen sind. Vielleicht seit einer Stunde. Vielleicht schon einen Tag lang. Aber ich habe keine Bewegungen gespürt.«
Ihr wurde flau im Magen. »Wir kommen also vielleicht zu spät.«
Bernard verzog das Gesicht und drückte ihren Arm. Dann ging er zu Janus, kniete sich hin und legte ebenfalls die Hände auf den Boden.
»Zenturio!«, rief Amara. »Ich brauche zehn Mann, die mir helfen, mögliche Überlebende zu bergen!«
»Jawohl, Herrin«, antwortete Giraldi. Kurz darauf standen zehn Männer neben Amara - und zehn weitere hatten sich mit gezogenen Waffen zu ihnen gesellt. »Nur für den Fall, dass es sich nicht um Hofvolk handelt, Herrin«, knurrte Giraldi. »Vorsicht ist ja nie verkehrt.«
Sie grinste und nickte. »Sehr gut. Aber glaubst du wirklich, da unten könnte der Feind stecken?«
Giraldi schüttelte den Kopf und antwortete: »Im Stein eingeschlossen, und die Elementare allein wissen, wie lange? Da ist es gleichgültig, wer es ist, selbst wenn die Vord persönlich da unten sind.« Er holte tief Luft und fügte hinzu: »Du musst da nicht runtergehen, Gräfin.«
»Doch«, erwiderte Amara. »Ich muss.«
Giraldi runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts.
Bernard und Janus sprachen sich leise ab. Dann meinte Bernard mit angespannter Stimme: »Fast da. Macht euch bereit. Wir werden den Gang nicht lange offen halten können.«
»Wir sind bereit«, sagte Amara.
Bernard nickte. »Jetzt, Frederic.«
Der Boden bebte wieder, und dann ertönte ein lautes Knirschen.
Genau vor Frederics Füßen erzitterten die Steine des Hofes und sanken ein, als habe sich der Boden darunter in flüssigen Schlamm verwandelt. Amara trat zu der Öffnung und beobachtete voller Ehrfurcht, wie der Stein regelrecht zerfloss und schließlich eine steile Rampe bildete, die in die Erde führte.
»Da«, ächzte Bernard. »Beeilt euch.«
»Herr«, sagte Frederic und stöhnte vor Anstrengung. »Ich schaffe das nicht lange.«
»Halte durch, solange es geht«, knurrte Bernard, dem der Schweiß über das gerötete Gesicht rann.
»Zenturio«, rief Amara und lief die Rampe hinunter. Giraldi
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