Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Männer mich eine Weile mit ihr allein lassen. Ich kümmere mich schon um sie.«
    Harger nickte sofort und erhob sich. Bernard wirkte weniger überzeugt, schloss sich dann aber Harger an und ging hinüber zu Hauptmann Janus und Zenturio Giraldi, die sich leise unterhielten.
    »Hörst du mich, Heddy?«, fragte Amara leise.
    Das Mädchen nickte.
    »Kannst du mich bitte ansehen?«
    Heddy wimmerte und begann zu zittern.
    »Schon gut«, tröstete Amara. »Ist ja gut. Du musst ja nicht. Du kannst auch die Augen zu lassen, wenn du mit mir sprichst.«
    Heddy nickte, aber sie zitterte weiterhin und schluchzte. Tränen rannen über ihre Wangen und tropften auf die Steine des Hofes. »Anna«, sagte sie kurz darauf. Sie hob plötzlich den Kopf vom Boden und sah hinüber zur der Stelle, von der sie die jammernden Kinder hörte. »Anna weint.«
    »Pst, ganz ruhig«, sagte Amara. »Den Kindern geht es gut. Wir sorgen für sie.«
    Heddy ließ den Kopf wieder sinken, erschöpft von der Anstrengung, sich auch nur halb aufzurichten. »Gut.«
    »Heddy«, meinte Amara. Sie sprach weiterhin sanft und leise. »Ich muss wissen, was hier geschehen ist. Kannst du es mir erzählen?«
    »B-bardos«, sagte Heddy. »Unser neuer Schmied. Großer Mann. Roter Bart.«
    »Ich kenne ihn nicht«, sagte Amara.
    »Ein guter Mann. Arics bester Freund. Er hat uns in diese Kammer geschickt. Sagte, er würde dafür sorgen, dass wir nicht …« Heddy verzerrte vor Schmerz und Angst das Gesicht. »… dass wir nicht besessen werden. Wie die anderen.«
    »Besessen?«, fragte Amara leise. »Was meinst du damit?«
    Die Angst ließ die Stimme der jungen Frau heiser werden. » Besessen . Verändert. Sie waren noch da und waren doch nicht
mehr sie. Nicht Aric. Nicht Aric.« Sie krümmte sich zusammen. »Oh, mein Aric. Helft uns, helft uns, helft uns.«
    Eine riesige Hand legte sich sanft auf Amaras Schulter, und die Kursorin blickte auf in Dorogas Stirnrunzeln.
    »Lass gut sein«, sagte er.
    »Wir müssen wissen, was passiert ist.«
    Doroga nickte. »Ich werde es dir erzählen. Gönn ihr ein bisschen Ruhe.«
    Amara sah den großen Marat fragend an. »Woher weißt du Bescheid?«
    Er erhob sich und blickte sich im Wehrhof um. »Draußen gibt es Fährten«, sagte er. »Sie führen fort. Schuhe. Barfuß. Männer, Frauen. Rinder, Schafe, Pferde, Garganten.« Er umfasste den Wehrhof mit einer Geste. »Vord kamen vor zwei, vielleicht drei Tagen hierher. Sie haben die Ersten geholt. Nicht alle auf einmal; sie fangen sie nach und nach.«
    Amara schüttelte den Kopf. Ihre Hand lag noch immer auf den Locken der weinenden Wehrhöferin. » Besessen . Was meint sie damit?«
    »Die Vord«, sagte Doroga. »Sie kriechen in dich hinein. Durch den Mund, die Nase, die Ohren schlüpfen sie in dich, und dann stirbst du. Aber sie haben deinen Körper. Sehen aus wie du. Können handeln wie du.«
    Amara starrte Doroga entsetzt an. »Was?«
    »Ich weiß nicht, wie sie eigentlich aussehen«, meinte Doroga. »Die Vord haben vielerlei Gestalten. Manche sind wie die Hüter der Stille. Wie Spinnen. Aber andere können klein sein. Nicht größer als ein Mundvoll.« Er schüttelte den Kopf. »Diese Fänger sind sehr klein und können in dich eindringen.«
    »Wie … ein kleiner Wurm? Wie ein Parasit?«
    Doroga legte den Kopf schief, und einer seiner hellen Kriegszöpfe rutschte über die breite Schulter. »Parasit? Das Wort kenne ich nicht.«
    »Es ist ein Wesen, das sich bei einem anderen Wesen einnistet«,
erklärte Amara. »Wie ein Blutegel oder ein Floh. Sie fressen von ihrem Wirt, um zu überleben.«
    »So sind die Vord nicht«, sagte Doroga. »Der Wirt lebt nicht weiter. Aber die Vord sehen aus wie sie.«
    »Was heißt das?«
    »Angenommen, ein Vord gelangt in meinen Kopf. Doroga stirbt. Der Doroga, der hier drinsteckt.« Er tippte sich mit dem Daumen an den Kopf. »Was Doroga fühlte. Das verschwindet. Aber dieser Doroga« - er tätschelte seine Brust mit einer Hand - »der bleibt. Du kannst die beiden nicht unterscheiden, denn du kennst nur den richtigen Doroga« - er berührte sich am Kopf - »durch den Doroga, den du sehen und mit dem du sprechen kannst.« Er tippte sich vor die Brust.
    Amara schauderte. »Und was ist hier passiert?«
    »Was auch bei meinem Volk passiert ist«, sagte Doroga. »Die Fänger kamen. Erst nur einige. Sahen sich um, entschieden vielleicht, wen sie zuerst fangen sollten, und haben sie gefangen. Bis mehr besessen waren, als sie selbst zählten. Über siebenhundert

Weitere Kostenlose Bücher