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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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keinen Streit.«
    Brencis folgte dem kleinen Jungen, kniff die Augen zusammen und packte Ehren an der Akademrobe. »Schlamm oder Wasser, du feige Sau.«
    »Schlamm, mein Fürst«, drängte Varien. Seine Augen funkelten hässlich. »Lass ihn bis zum Hals einsinken und sein kluges Köpfchen ein wenig in der Sonne schmoren.«
    »Lass mich gehen!«, sagte Ehren schrill. Man hörte ihm die Panik an.
    »Also Schlamm«, meinte Brencis. Er deutete mit einer Hand auf den Boden, und die Erde hob sich und bebte. Einen Moment lang geschah nichts, dann regte sich der Boden, wurde weicher, eine große Blase stieg durch die Mischung aus Erde und elementargerufenem Wasser auf und blubberte schmatzend.
    Tavi blickte sich nach Hilfe um, aber von den Maestros war keiner in der Nähe, und außer Max wagte es keiner der anderen Schüler, sich mit Brencis anzulegen, wenn der sich auf Kosten eines Schwächeren amüsierte.

    »Warte!«, rief Ehren. »Bitte, das sind meine einzigen Schuhe.«
    »Na ja«, entgegnete Brencis, »es scheint, deine Freihöferfamilie hätte noch eine Generation lang sparen sollen, ehe sie jemanden herschickt.«
    Tavi musste Brencis von Ehren ablenken, und ihm fiel nur eine Möglichkeit ein, wie er das bewerkstelligen konnte. Er bückte sich, nahm eine Hand voll nasser Erde und warf sie Brencis an den Kopf.
    Dem jungen Kalarer blieb vor Überraschung die Luft weg, als ihm der Matsch ins Gesicht klatschte. Er wischte sich den Dreck von der Haut und betrachtete schockiert seine schmutzigen Finger. Einige Akademe, die einen Kreis um sie gebildet hatten, lachten, aber als sie Brencis’ Blick begegneten, verstummten sie und sahen zu Boden, wobei sie ihr Grinsen hinter vorgehaltener Hand verbargen. Brencis wandte sich wütend Tavi zu.
    »Komm schon, Ehren«, sagte Tavi und schob den kleineren Jungen in Richtung Speisesaal. Ehren stolperte und eilte los. Tavi wollte ihm folgen, ohne dabei Brencis den Rücken zuzukehren.
    »Du«, fauchte Brencis. »Wie kannst du es wagen?«
    »Hör auf, Brencis«, sagte Tavi. »Ehren hat dir nichts getan.«
    »Tavi«, zischte Ehren warnend.
    Tavi spürte eine Bewegung hinter sich, noch während Ehren sprach, und duckte sich. Er sprang zur Seite, und zwar gerade noch rechtzeitig, um einem Schlag von Brencis’ zweitem Kumpan Renzo auszuweichen.
    Renzo war einfach nur riesig. Riesig in der Höhe und riesig in der Breite, und er glich im Grunde einer Scheune oder einem Lagerhaus: Er war groß und simpel. Er hatte dunkles Haar, an seinem Kinn zeigten sich erste Ansätze eines Bartes, und die winzigen Augen starrten aus einem kantigen Gesicht. Renzos Akademtunika war aus einem außergewöhnlichen Stoff geschneidert, und schon allein der Größe wegen musste sie doppelt so viel gekostet haben wie eine normale. An seiner Kordel hatte Renzo ausschließlich schwere braune Perlen, dafür jedoch viele. Er trat einen weiteren Schritt auf Tavi zu, um ihn erneut zu schlagen.

    Abermals wich Tavi aus und rief: »Ehren, such Maestro Gallus!«
    Als Ehren aufschrie, blickte Tavi sich um: Varien hatte dem jungen Gelehrten die Arme um die Schultern geschlungen und drückte brutal zu.
    Für einen Moment war Tavi abgelenkt, weshalb er Renzos nächsten Angriff nicht kommen sah, und der große schweigsame Junge packte ihn und stieß ihn ohne großes Aufhebens in den Brunnen.
    Das Wasser spritzte, und die Kälte raubte Tavi den Atem. Er zappelte und versuchte, oben und unten zu unterscheiden, ehe er sich in dem zwei Fuß tiefen Brunnen aufrichtete. Prustend saß er da.
    Brencis stand vor ihm, und Schlamm tropfte ihm vom Ohr auf seine kostbare Robe. Das hübsche Gesicht war zu einer zornigen Grimasse verzerrt. Er hob die Hand und vollführte eine Geste.
    Das Wasser um Tavi begann zu brodeln. Dampf und Hitze wallten von der Oberfläche auf, und Tavi schnappte nach Luft und schirmte die Augen ab, während er sich mit der anderen Hand abstützte. Die Hitzewelle war so rasch vorbei, wie sie gekommen war.
    Plötzlich konnte sich Tavi nicht mehr bewegen. Er blickte sich um, und nachdem der Dampf abgezogen war, sah er, dass das Wasser gefroren war. Die Kälte kroch ihm in die Knochen, und er versuchte, tief Luft zu holen.
    »Wie«, murmelte er und starrte Brencis an. »Wie hast du das gemacht?«
    »Eine Anwendung der Elementarbeschwörung, Missgeburt«, antwortete Brencis. »Beim Feuerwirken geht es schließlich darum, Hitze zu beeinflussen. Ich habe einfach alle Wärme aus dem Wasser entfernt. Das ist etwas für

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