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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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bildeten, und sogar zauberhaft beleuchtete Springbrunnen waren zu sehen. Der Fahrer hätte durch die Vordertüren ins Innere des Hauses fahren können, ohne auch nur den Kopf einzuziehen oder besonders genau lenken zu müssen. Die Girlanden für das Winterend-Fest und Fähnchen in den Farben der Stadt Kalare, grün und grau, zierten jedes Balkongeländer, jedes Fenster und jede Säule, und sogar die Statuen, die in zwei Reihen den hell erleuchteten Weg zum Eingang säumten, waren geschmückt.
    Serai hielt die gefälschte Einladung zuversichtlich in der Hand und führte Isana zur Tür. »Das Haus verrät etwas über unseren Gastgeber, nicht wahr?«, sagte Serai. »Reich. Groß. Fröhlich. Zuvorkommend. Ich würde noch einiges hinzufügen, aber das wäre vermutlich unhöflich.«
    »Mir scheint, allzu große Zuneigung hegst du nicht für den Fürsten Kalare«, sagte Isana.
    »Und das habe ich auch nie«, gab Serai heiter zurück. »Ganz abgesehen von seinen jüngsten Umtrieben habe ich ihn schon immer für einen ungehobelten, Gift sprühenden Kerl ohne Rückgrat
gehalten. Oft habe ich ihm eine Krankheit an den Hals gewünscht, an der er dahinsiechen und schließlich auf gemeinste Weise verrecken sollte.«
    Isana konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Meine Güte. Und trotzdem begleitest du mich zu seinem Fest?«
    »Warum auch nicht?«, erwiderte Serai. »Er mag mich.«
    »Wirklich?«
    »Gewiss, Schätzchen. Alle mögen mich. Man wird mich hier aufs Herzlichste willkommen heißen.«
    »Wenn er dich so sehr mag, warum warst du dann nicht eingeladen?«
    »Weil die Fürstin von Kalare die Gästeliste aufgestellt hat«, sagte Serai. »Im Allgemeinen teilt sie die Leidenschaft ihres werten Gemahls für reizvolle Frauen eher nicht.« Die Kurtisane rümpfte die Nase. »Um genau zu sein, sie ist in dieser Hinsicht sogar ziemlich engstirnig.«
    »Wieso habe ich eigentlich den Eindruck, es würde dir Spaß machen, dich für diese Abneigung bei ihr erkenntlich zu zeigen?«
    Serai wies diese Bemerkung mit einer flüchtigen Handbewegung weit von sich. »Unfug, Schätzchen. Schadenfreude ziemt sich nicht für eine Dame.« Sie trat auf den Türwächter zu und zeigte ihm ihre Einladung. Der Mann warf nur einen kurzen Blick darauf und erwiderte Serais Lächeln mit einer Verneigung und einem gemurmelten Willkommensgruß. Serai führte Isana in eine riesige Eingangshalle, an deren Wänden weitere Statuen standen. Ihre Schuhe wisperten über den Steinboden, während sie von bunten Elementarlampen erhellte Bereiche durchschritten. Hier in der Halle war es ausgesprochen leise.
    Zweifellos waren das Dämmerlicht und die Stille ein absichtlich herbeigeführter Effekt, der die Wirkung des Gartens am Ende der Halle noch steigerte: Dieser Garten bildete das Herz des Anwesens, ein Garten, wie Isana ihn noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Große Büsche waren in Form von Pferden oder Garganten geschnitten. In einem Bereich wuchsen die exotischen purpurfarbenen
Bäume aus dem Fieberdorndschungel. Es gab Dutzende von Brunnen. Elementarlampen spendeten Licht in allen nur erdenklichen Farben, und Funkengnome sprangen im Rhythmus von einer Lampe zur anderen und zogen lange bunte Lichtbänder hinter sich her, wobei sich jeder Gnom in der Schrittfolge eines unglaublich komplizierten Tanzes bewegte - des gleichen Tanzes, dem die Fontänen folgten, die im Takt abwechselnd mal in dem einen und dann im anderen Brunnen in die Höhe schossen.
    Das Licht im Garten veränderte auf diese Weise unablässig die Farbe, und Isana war wie geblendet. Musik trieb durch die Luft, Dudelsäcke, Saiteninstrumente und eine langsame Trommel, und darüber schwebten die heiteren und dennoch würdevollen Töne einer hölzernen Flöte.
    Und erst die Menschen. Isana hatte selten so viele Leute an einem Ort versammelt gesehen, und jeder von ihnen trug ein Gewand, das mehr gekostet haben musste als die Steuern, die sie jeden Monat für ihren Wehrhof abzuführen hatte. Manche Leute hatten goldene Haut wie die Bewohner der sonnigen Südküste, andere zeigten die schmalen und ernsteren Züge der Bergvölker an der Westküste. Edelsteine funkelten über teuren Stoffen, und Ringe und Amulette glänzten bunt und grell mit den Lampen um die Wette.
    Der köstliche Geruch von Gebackenem und Gebratenem zog durch den Garten und gesellte sich zum Duft von Blumen und frisch gemähtem Gras, und dazu stiegen Isana ein halbes Dutzend exotischer Parfüme in die Nase, während sie mit Serai

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