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Im Schatten des Fürsten

Im Schatten des Fürsten

Titel: Im Schatten des Fürsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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mir lächerlich vor«, sagte Isana. Sie starrte in den großen Ankleidespiegel und musterte stirnrunzelnd das Gewand, das Serai für sie ausgesucht hatte. »Und ich sehe lächerlich aus.«
    Das Kleid war aus dunkelblauer Seide, allerdings in dem Stil geschneidert, wie man ihn in den nördlichen Städten des Reiches bevorzugte, und das perlenbestickte Oberteil drückte selbst Isanas eher magere Brust zu einem beinahe ansehnlichen Busen zurecht. Sie war gezwungen gewesen, den Ring mit der Kette abzunehmen
und trug ihn nun in einem Täschchen, das in die Innenseite des Kleides genäht war.
    Serai brachte einfachen, wenn auch sehr hübschen Silberschmuck - Ringe, einen Armreif und eine Halskette, die mit Onyxsteinen geschmückt war. Nach einem abschätzenden Blick löste sie Isanas dunkles, silbergrau gesprenkeltes Haar aus dem Zopf und bürstete es aus, so dass es bis zur Hüfte wallte. Anschließend bestand Serai darauf, Isana zu schminken, was die Wehrhöferin eigentlich selbst schon getan hatte, wenn auch nur zaghaft. Als Isana wieder in den Spiegel schaute, konnte sie die Frau vor sich kaum mehr erkennen. Sie sah irgendwie unwirklich aus, als würde jemand Fremdes ihre Rolle als Isana spielen.
    »Wundervoll«, sagte Serai.
    »Oh nein«, widersprach Isana. »Das … das bin ich nicht. So sehe ich nicht aus.«
    »Jetzt schon, Teuerste. Du siehst bezaubernd aus, und ich verlange, dass man mir das als Verdienst anrechnet.« Serai, die ein gelbbraunes Seidenkleid trug, nahm mit dem Kamm noch ein paar Korrekturen im Haar vor, wobei ihre Augen belustigt funkelten. »Mir wurde berichtet, Fürst Rhodos findet großen Gefallen an Frauen mit mädchenhafter Figur und dunklem Haar. Seine Frau wird einen Anfall bekommen, wenn sie sieht, wie er dich anglupscht.«
    Isana schüttelte den Kopf. »Ich will von niemandem angestarrt werden. Vor allem nicht auf dem Fest eines Mannes, der Meuchelmörder auf mich angesetzt hat.«
    »Bislang haben wir keinerlei Beweise dafür, dass Kalare hinter diesen Anschlägen auf dich steht, meine Liebe. Bislang.« Die Kurtisane wandte den Blick von Isana ab, musterte ihre eigene, makellose Erscheinung im Spiegel und lächelte zufrieden. »Wir sind umwerfend - und das müssen wir auch sein, wenn wir einen guten Eindruck hinterlassen und unsere Ziele erreichen wollen. Es ist eitel, es ist dumm, und es ist oberflächlich, trotzdem ist es unsere einzige Möglichkeit.«

    Isana schüttelte den Kopf. »Das ist alles so töricht. Das Leben von Menschen steht auf dem Spiel, und in der Hoffnung, irgendwen dazu zu bewegen, irgendetwas zu unternehmen, müssen wir uns bei einem Gartenfest spreizen wie ein Pfau. Für solchen Unfug haben wir keine Zeit.«
    »Wir leben nun einmal in einer Gesellschaft, Isana, die sich durch tausend Jahre Plackerei, Mühen und Kriege ausgeformt hat. Deshalb sind wir notwendigerweise Opfer ihrer Geschichte und ihrer Bräuche.« Serai legte den Kopf schief und betrachtete nachdenklich ihr Spiegelbild, ehe sie geschickt ein paar lockige Strähnen aus den Spangen zupfte, die den größten Teil des Haars hielten. Sie lächelte, und Isana spürte die Berührung ihrer Hände. »Außerdem darfst du es ruhig zugeben. Dieses Kleid steht dir ausgezeichnet.«
    Isana musste all ihren Sorgen zum Trotz grinsen und drehte sich vor dem Spiegel in die eine und dann wieder in die andere Richtung. »Ich denke, es kann nicht schaden, hübsch angezogen zu sein.«
    »Genau«, sagte Serai. »Brechen wir auf? Unser Wagen sollte in wenigen Minuten eintreffen, und ich kann es kaum erwarten, Ritter Nedus’ Miene zu sehen, wenn wir runterkommen.«
    »Serai«, protestierte Isana milde. »Du weißt, danach steht mir nicht der Sinn, nicht nach so einer Art von Aufmerksamkeit.«
    »Du solltest es einmal ausprobieren. Es kann sich richtig gut anfühlen.« Serai zögerte, sah Isana an und fragte: »Gibt es etwa einen Mann, mit dem du dich heute Abend lieber treffen würdest?«
    Isana ließ ihre Hand leicht auf dem Ring ruhen, der in dem Täschchen im Kleid verborgen war. »Früher einmal gab es einen.«
    »Und du hast ihn aus deinem Leben verbannt?«, hakte Serai nach.
    »Er ist tot.« Isana hatte es nicht so barsch sagen wollen, doch eigentlich bedauerte sie ihren Ton nicht. »Ich möchte nicht darüber reden.«

    »Natürlich«, sagte Serai nachdenklich. »Verzeih mir meine Neugier.« Sie lächelte, als hätte sie das Thema niemals angesprochen, nahm Isana am Arm und führte sie in den vorderen Teil von Ritter

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