Im Schatten des Fürsten
zwischen den Gästen hindurchging. In einer Ecke unterhielt ein Jongleur eine Schar Kinder unterschiedlichen Alters, und in einer anderen wurden Trommeln in schnellem Takt geschlagen, während drei Sklavinnen einen traditionellen Tanz aus Kalare aufführten, der flinke Füße und viel Rhythmusgefühl erforderte.
Isana stand vor Staunen der Mund offen. »Bei den Elementaren«, stieß sie hervor.
Serai tätschelte ihre Hand. »Vergiss nur eines nicht: So reich
und mächtig sie auch sind, sie bleiben Menschen. Und dieses Haus und dieser Garten wurden einfach nur mit Geld gekauft«, murmelte sie. »Kalare gibt sich Mühe, seinen Reichtum und Wohlstand zu zeigen. Ohne Zweifel möchte er die Feste von Aquitanius und Rhodos übertreffen.«
»Solche Pracht habe ich noch nie gesehen«, erwiderte Isana nur.
Serai lächelte und blickte sich um. Isana bemerkte ein sehnsüchtiges Glitzern in ihren Augen. »Ja. Ist doch recht hübsch.« Sie lächelte zwar weiterhin, doch Isana spürte einen Hauch von Verbitterung, als sie sagte: »Aber ich habe erlebt, was an solchen Orten manchmal vor sich geht. Am Ende bleibt es doch alles nur hübsche Fassade.«
»Ist es wirklich so schrecklich?«, fragte Isana leise.
»Manchmal«, meinte Serai. »Nun ja, letztlich ist es der Ort, an dem ich meine Arbeit tue. Vielleicht bin ich es einfach leid. Hier, meine Liebe, stellen wir uns einen Moment lang an die Seite, damit diejenigen, die hinter uns kommen, nicht auf dein Kleid treten.«
Serai zog Isana aus dem Weg und schaute sich im Garten um. Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine kleine Falte.
»Was gibt es denn?«, fragte Isana.
»Wer heute anwesend ist, gibt doch recht deutlich zu verstehen, zu welcher Partei er gehört«, murmelte Serai.
»Inwiefern?«
»Etliche Hohe Fürsten machen sich durch ihre Abwesenheit verdächtig«, antwortete Serai. »Antillus und Phrygia sind natürlich nicht da, und auch keiner ihrer Stellvertreter. Parcia und Attica sind ebenfalls nicht erschienen - dafür haben sie immerhin ihre ranghöchsten Senatoren geschickt. Das wird Kalare ärgern. Es ist als Beleidigung gemeint.« Der Blick der kleinen Kurtisane wanderte durch den Garten. »Fürst und Fürstin Riva sind anwesend, und ebenso Fürstin - aber nicht Fürst - Placida. Fürst und Fürstin Rhodos stehen drüben an der Hecke. Und - ach! Fürst und Fürstin Aquitania sind zugegen.«
»Aquitania?«, fragte Isana heiser.
Serai warf ihr einen scharfen Blick zu. Das Lächeln der Kurtisane schwankte nicht und bildete eine undurchdringliche Maske, ihre Augen hingegen nicht. »Schätzchen, du musst deine Gefühle beherrschen. Fast jeder hier verfügt über mindestens so starke Wasserkräfte wie du selbst. Und obwohl es besser ist, manche Gefühle anderen mitzuteilen: Zorn gehört eigentlich nicht dazu - besonders nicht, wenn die Mehrzahl der Anwesenden hervorragende Feuerwirker sind.«
Isana presste die Lippen zusammen. »Aufgrund seiner Machenschaften sind einige meiner Freunde umgekommen, Menschen von meinem Wehrhof und Nachbarn. Aber um seines eigenen Vorteils willen hätte er auch den Tod meiner Familie in Kauf genommen.«
Serai riss die Augen auf. »Schätzchen«, sagte sie nachdrücklich. »So darfst du hier nicht sprechen . Zweifellos sind in diesem Garten ein Dutzend Windwirker verteilt, die versuchen, jedes gesprochene Wort aufzuschnappen. Solche Dinge darfst du in der Öffentlichkeit nicht äußern, wo es jemand hören kann. Das könnte böse Folgen nach sich ziehen.«
»Es ist doch nur die Wahrheit«, sagte Isana.
»Niemand kann es beweisen«, entgegnete Serai. Sie legte Isana die Hand auf den Arm. »Und du bist hier in deiner Eigenschaft als Wehrhöferin. Du bist also ein Civis. Das bedeutet, wenn du Aquitanius in der Öffentlichkeit verleumdest, ist er gezwungen, dich zu einem Juris Macto herauszufordern.«
Isana blinzelte Serai entsetzt an. »Zu einem Duell? Mich?«
»Wenn du gegen ihn kämpfst, wird er dich töten. Und der einzige Weg, ein Duell zu vermeiden, besteht darin, deine Behauptung öffentlich zurückzunehmen - was es so gut wie unmöglich machen würde, ihn vor Gericht zu bringen.« Die Augen der Kurtisane wurden hart und kalt wie Stein. »Du wirst dich jetzt beherrschen, Wehrhöferin, oder ich werde dich zu deinem eigenen Besten bewusstlos schlagen und zu Nedus’ Haus zurückbringen.«
Isana starrte die kleine Frau mit offenem Mund an.
»Es wird eine Zeit der Abrechnung kommen für alle, die versucht haben, die
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