Im Schatten des Galgens Kommiss
der Tench-Street betrat, befanden sich in seiner Begleitung drei wüst aussehende Gestalten.
Es war wohl das erstemal, daß er Nichtmitglieder seiner Gang in Sachen einzuweihen gedachte, die ansonsten nur für die Ohren seiner Leute bestimmt waren. Doch da ihm der geheimnisvolle Auftraggeber keine andere Wahl ließ, als möglichst viele Hunde auf die Fährte Jean Embrokes zu hetzen, brauchte er, um größere Chancen zur Erreichung seines Zieles zu haben, mehr Leute. . .
Und diese hatte er in den drei Bluthunden gefunden, die nun feixend hinter ihm herschritten. Daß er aber ausgerechnet die drei Pennv- Brüder, wie diese drei Gestalten allerorts genannt wurden, für die Jagd auf Jean Embroke engagiert hatte, war kein besonders gutes Omen für das Gelingen seines letzten Versuches. Aber Mike Callinger scherte sich in seinem letzten Aufbäumen gegen sein Schicksal keinen Deut um den Ruf der drei „Penny-Brüder". Ihm machte es nichts aus, daß er den schmutzigsten Abschaum der Menschheit für sich arbeiten lassen wollte. Und die „Penny-Brüder" waren wohl das schmutzigste, was sich je im Hafengebiet von London herumgetrieben hatte. Ihr Name bestand zu Recht . . .
Denn für ein paar lumpige Pennys waren sie alle drei bereit, jede, aber auch jede Arbeit zu verrichten. Angefangen von kleinen Diebstählen bis zum Totschlag, well — nicht einmal vor einem gemeinen Mord schreckten sie zurück. Gewiß, auch Sten Settloom war kein unbeschriebenes Blatt mehr, aber gegen diese Gesellen war Sten Settloom nur ein Waisenknabe . . .
War er schon brutal und rücksichtslos — so konnte man getrost die „Penny-Brüder" als entmenschte Kreaturen bezeichnen. Und diese reißenden Wölfe, die stets ihre Taten gemeinsam begingen, sollten nun auf Jean Embroke angesetzt werden. Wollte man der Gerechtigkeit vorgreifen, so befanden sich nun, da Mike Callinger mit seinem Anhang das Hinterzimmer der „Merry Grotto" betreten hatte, wohl über hundert Jahre Zuchthaus beisammen . . . Daß die meisten Jahre dieser Zahl auf die „Penny-Brüder" fielen, sei nur am Rande erwähnt. Ansonsten war keiner unter den Anwesenden, der nicht auch einige Jährchen „Z" verdient gehabt hätte.
Dennoch machte sich ein Murren unter Mike Callingers Stammmannschaft beim Auftauchen der „Penny-Brüder" im Hinterzimmer der „Merry Grotto" breit.
Roger Bates war einer von ihnen, der seine Abneigung gegen die „Penny-Brüder" offen zeigte. Sein Stuhl fiel polternd zu Boden, als er beim Anblick der Mordgesellschaft wie von einer Tarantel gestochen hochfuhr, und Mike Callinger anfauchte: „Mike, was soll das? Warum schleppst du uns diese Pest hier herein? Ist dir denn nicht hinreichend bekannt, daß es nur Ärger für die gibt, die sich mit diesen Burschen einlassen. — Tu uns den Gefallen und schmeiß sie hinaus. "
Zustimmendes Gemurmel begleitete seine Worte. Das aber machte auf Mike Callinger an diesem Abend keinen Eindruck mehr. Er hatte die drei Kerle nun mal in seinem Plan eingeschlossen — und dabei blieb es. Sehr deutlich gab er nun seinem Willen Ausdruck: „Haltet eure Klappen! Wenn hier einer etwas zu sagen hat, dann bin ich es. Und bestimmen tu nur ich allein, verstanden. Sie bleiben!"
Das war mehr als deutlich. Langsam ebbte danach das Gemurmel der Gangster ab. Und nur Roger Bates wollte sich dem Willen Mike Callingers nicht sogleich beugen.
Er blieb einige Sekunden wie erstarrt stehen. Seine Gestalt duckte sich wie zum Sprung zusammen. Dann zischte er wütend: „Nun, wie du willst! Doch dann gehe ich . . .“
Schon traf er Anstalten, seine Worte in die Tat umzusetzen. Aber kaum hatte er dem derzeitigen Befehlsgeber dieser Bande den Rücken zugedreht, um zu der hinter ihm liegenden Tür zu gehen, als ihn Mike Callingers schneidende Stimme traf: „Stop, Roger! Wenn ich dir keine aufs Fell brennen soll, dann bleibe, wo du bist!"
Obwohl Roger Bates nicht gesehen hatte, was hinter ihm vorgegangen war, ahnte er doch, daß ein Schritt weiter zur Tür hin den Tod für ihn bedeuten konnte.
Doch lebensmüde war er noch keineswegs — und so blieb er dort stehen, wo ihn der Ruf Mike Callingers erreicht hatte. Jedoch nicht ohne seine Hände weit vom Körper entfernt zu halten, um dadurch anzudeuten, daß er sich nicht zur Wehr zu setzen gedachte.
In dieser Stellung dröhnte erneut die Stimme Mike Callingers auf: „Das gilt für jeden von euch, ihr Hohlköpfe! Wer jetzt zu verschwinden gedenkt, ist ein toter Mann . . .!"
Soweit war es nun
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