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Im Schatten des Galgens Kommiss

Im Schatten des Galgens Kommiss

Titel: Im Schatten des Galgens Kommiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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argwöhnisch. Und das sollten auch Bud Whitmen, Dr. Bringhmoors und Sheila Longden schon bald erkennen. Ihre Antworten auf Kommissar Morrys Fragespiel waren demzufolge auch nicht immer ausgesprochen höflich. Aber das wollte Kommissar Morry auch gar nicht. Ihm ging es nur einzig und allein darum, durch seine Andeutungen die Menschen aus ihrer gewohnten Reserviertheit herauszulocken, um dadurch auf
    Punkte zu stoßen, die ihm vielleicht zur Klärung des Falles dienen konnten. So schoß Kommissar Morry ohne Rücksichtnahme sogleich auf sein Ziel los, als er der stummen Aufforderung des jungen Whitmen nachgekommen war, und Platz genommen hatte.
    Noch während er sich niedersetzte, richtete er seine erste Frage an den Hausarzt des Verstorbenen: „Sie, Dr. Bringhmoors, haben Mister F. Howard Whitmen zu dessen Lebzeiten behandelt."
    Nur ein kurzes Nicken mit dem Kopf war die Antwort des Arztes. Doch Kommissar Morry fuhr schon fort: „Sagen Sie mir bitte, ist Ihnen in der letzten Zeit nichts an der Lebensweise des Verstorbenen aufgefallen? Ich meine, hat Mister Whitmen nicht hier und da mal über Unwohlsein geklagt, für das Sie als Mediziner keine rechte Erklärung fanden?"
    Die Stirn des Gefragten legte sich bei der Frage des Kommissars in Unmutsfalten. Er schien zu erraten, warum Kommissar Morry ausgerechnet dies wissen wollte. Anscheinend machte man ihm nun Vorwürfe, nicht rechtzeitig erkannt zu haben, welche Bewandtnis es mit der Krankheit des Verstorbenen hatte.
    Seine Stimme klang darum nicht gerade freundlich, als er dem Kommissar antwortete: „Gewiß hat mein Patient in der letzten Zeit einige, wie mir jetzt scheint, recht merkwürdige Klagen über sein Befinden vorgebracht. Dennoch sehe ich keinen Grund, daß Sie mir Vorhaltungen zu machen gedenken, ich hätte die Ursache der Krankheit nicht rechtzeitig erkannt und darum Mister Whitmen falsch behandelt..."
    „Davon ist keine Rede gewesen, Dr. Bringhmoors", unterbrach Kommissar Morry um einen Ton schärfer werdend den Arzt.
    „No, das noch nicht“, grollte Dr. Bringhmoors. „Aber insgeheim denken Sie das, Kommissar! Doch hören Sie, was ich Ihnen jetzt zu sagen habe . . . Mister F. Howard Whitmen war einer von den Männern, die, obwohl sie fühlen mußten, daß sie ernstlich krank waren, nichts zu ihrer Wiedergenesung unternahmen."
    „Wie darf ich das verstehen, Dr. Bringhmoors?" hakte Kommissar Morry unvermittelt an dieser Stelle ein. Er fühlte instinktiv, daß ihm nun etwas mitgeteilt wurde, wovon er bisher noch keine Ahnung hatte. Und sein Instinkt hatte ihn nicht betrogen. Was er nun aus dem Munde des Docs vernahm, ließ den Fall F. Howard Whitmen schon in einem anderen Licht erscheinen.
    Dr. Bringhmoors begann: „Um Ihnen das sonderbare Verhalten meines Patienten näher zu erläutern, muß ich etwas weiter ausholen. Und was ich Ihnen nun sage, wird Miß Longden bestätigen können . . . Sorry, es tut mir leid, dieses nun sagen zu müssen. Mister Whitmen litt seit dem Tode seines jüngeren Bruders Samuel an der Idee, erblich von einer heimtückischen Blutkrankheit behaftet zu sein. Er glaubte, alle ärztliche Kunst wäre dabei vergebliche Mühe. Der Tod seines Bruders — und die nach und nach sich auch bei ihm einstellenden Symptome gleicher Art, ließen ihn nicht davon abbringen, daß auch er von dieser Krankheit dahingerafft werden würde. Er lehnte darum jegliche Anwendung von Medikamenten strikt ab und tat nichts, um sich und sein Leben zu erhalten..."
    „Aber Dr. Bringhmoors", fuhr in diesem Augenblick Bud Whitmen empört und am ganzen Körper bebend auf. „Warum haben Sie mir nie ein Wort darüber gesagt? Warum haben Sie mir, als seinem Sohn, verschwiegen, wie es um die Gesundheit meines Vaters steht? Warum..."
    Das Dazwischenfahren des jungen Whitmen brachte den Hausarzt von „Whitmen-Castle" aus dem Konzept. Er brach unvermittelt seine Erklärung ab und wandte sich wie hilfesuchend an das bisher schweigsam dasitzende Girl. Das nun folgende Gespräch der drei vor ihm sitzenden Menschen hörte Kommissar Morry nur mit halbem Ohr mit. Je länger er über das eben Gehörte nachdachte, um so mehr verdichtete sich in ihm der Verdacht, daß nicht nur der Industrielle F. Howard Whitmen, sondern auch dessen jüngerer Bruder Samuel das Opfer dieses satanischen Giftmörders geworden war.
    Wieder stellte er sich die Frage: ,Wer mochte wohl das Ziel verfolgen, die Sippe der Whitmens auszurotten? Wer versprach sich durch diese Mordserie etwa einen

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