Im Schatten des Galgens Kommiss
seinen Blicken entschwinden sah.
„Bless my soul", fluchte er los und krallte seine Finger in den Arm des neben ihm hockenden Roger Bates.
„Sag, was liegt hinter dem Cafe?"
Gleichzeitig rannte er wie von Furien gehetzt los, um zu der Hausecke zu gelangen, hinter der Jean Embroke und Antony Sutter eben verschwunden waren. Sein wildpeitschendes Blut hämmerte nur noch einen Gedanken, — und als er Roger Bates Antwort auf seine Frage vernahm, daß sich dort hinten der Parkplatz des Cafes befände, brüllte er: „Egal, knallt sie ab! . . . Schießt sie sofort zusammen!“
Diese Aufforderung war das Signal zu einem höllischen Getöse. Wie durch Zauberhand lagen in den Händen der „Penny-Brüder" großkalibrige Pistolen. Und diese spuckten ihr tödliches Blei in die Nacht hinein . . .
Jean Embroke hatte noch die Worte Antony Sutters in den Ohren: „Komm, ich bring dich mit meinem Wagen weg. Dann läufst du weniger Gefahr, gesehen zu werden", als er hinter sich einen unverständlichen Wutschrei vernahm. Sogleich zuckte es in seinem Gehirn auf: Gefahr!'
Im gleichen Augenblick schon blickte er in das grelle Aufblitzen von drei oder vier Mündungsfeuern. Antony Sutter einen kräftigen Stoß gebend, daß dieser zu Boden ging — und sich selbst wie eine Schlange über den Boden schlängelnd, war eins.
Während die Luft um ihn herum noch bleihaltiger wurde, vernahm er zwischen dem Aufschlagen von Geschossen in dem Blech des Fahrzeuges den Todesschrei Antony Sutters.
Sein Herz drohte auszusetzen, als er im schwachen Licht der Parkplatzbeleuchtung Antony Sutter sich aufbäumen und im gleichen Moment zusammensacken sah. Im ersten Impuls riß er seine eigene Pistole hervor und wollte gegen die heimtückischen Mörder anrennen. Dann aber kam wieder klare Überlegung in seine Gedanken.
Die Realität des Augenblickes gebot ihm nur eines: Flucht!
Antony Sutter war tot, was konnten ihm da seine selbstmörderischen Absichten noch nutzen. Er konnte den Kampf gegen diese Übermacht nicht aufnehmen. Schon gar nicht, da sich jetzt in seiner Schußrichtung herbeistürzende Passanten in das Drama mischten.
So unvermittelt der Überfall auf ihn stattgefunden hatte, genauso schnell war der Spuk auch wieder vorbei. Daß es aber kein Spuk blieb, bewies die stumme Gestalt, die knapp zehn Yards von ihm entfernt mit dem Gesicht zur Erde lag. Hier war ein Mord — ein ganz gemeiner Mord geschehen.
Erst jetzt bemerkte Jean Embroke, warum der Bleihagel ihn nicht auch erwischt hatte.
Er lag nämlich langausgestreckt unter einem riesigen Straßenkreuzer. Hierher hatte er sich geschlängelt, als der Tanz losgegangen war. Während nun herbeistürzende Menschen sich über die Gestalt Antony Sutters beugten, faßte Jean Embroke den Entschluß, sich unbemerkt vom Schauplatz des Geschehens zu entfernen. Er konnte und durfte nicht warten, bis die Polizei eintreffen würde. Er mußte fort, augenblicklich fort.
Während er sich geräuschlos unter dem Fahrzeug hervorschob, in gebückter Haltung und jede Deckung ausnutzend den Parkplatzrand erreichte, stieg es bitter in ihm auf.
Er ahnte schon, wie dieser Mord an Antony Sutter zunächst von der Polizei aufgefaßt werden würde. Kein anderer als er stand wiederum im dringenden Verdacht, diesen Mord begangen zu haben. Denn er war es, der den Toten bis hierher begleitet hatte. Daß einer der späteren Zeugen die wirklichen Täter gesehen hatte, glaubte er kaum. Denn dazu ging alles viel zu schnell . . .
Noch ein anderer Gedanke kam Jean Embroke: ,Wem hatte nun dieser Überfall wirklich gegolten? — Ihm, dem ehemaligen Steuermann der „Susanne" — oder tatsächlich dem Toten; dem entfernten Verwandten von ,Whitmen-Castle'?' Beides konnte zutreffen . . .
*
Die Identifizierung des Toten am Trafalger- Cars konnte bereits am Tatort selbst vorgenommen werden. An Hand der mitgeführten Ausweispapiere und der Fahrzeugpapiere stand es einwandfrei fest, daß es sich bei dem Ermordeten um den bekannten Antiquitätenhändler Antony Sutter aus Pimlico handelte. Die von der am Tatort eingetroffenen Mordkommission anschließend durchgeführten Ermittlungen ergaben sehr bald, daß Antony Sutter ein Verwandter von „Whitmen-Castle" gewesen war.
Diese Tatsache veranlaßte den Leiter der Mordkommission, Kommissar Morry von den Ereignissen am Trafalger-Cars in Kenntnis zu setzen. Wie weit dieser neue Mord mit der Affäre „Whitmen-Castle“ im ursächlichen Zusammenhang stand, fand Kommissar Morry
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