Im Schatten des Galgens Kommiss
benutzten Waffe . . .
Auch bei diesem Mord sollte es später so geschehen. Aber nur zur Bestätigung dessen, was Kommissar Morry nun schon, da ihm Konstabler Tabler einige Hülsen übergab, mit einiger Sicherheit voraussagte: „Da schau an", meinte er zunächst geheimnisvoll, um sich dann noch einmal an die Frau zu wenden: „Ich danke Ihnen sehr, daß Sie so bereitwillig meine Fragen beantwortet haben, Miß! Sie haben uns sehr geholfen. Nochmals thanks . . .!"
Kaum, daß sich die Kellnerin von dem Tisch der beiden Yard-men entfernt hatte, meinte Konstabler William Tabler nicht ohne Stolz: „Was sagen Sie nun, Kommissar? Ich denke, dieses Kaliber ist uns hinreichend bekannt."
„Well, Tabler! Sie täuschen sich diesmal nicht", bestätigte Kommissar Morry die Annahme seines Konstablers.
„Es gibt nur noch wenige Gangster in unserer Stadt, die hin und wieder mit diesen dicken Bleiklumpen herumwerfen."
„Und wen meinen Sie?" blieb Konstabler Tabler dennoch vorsichtig in seiner Äußerung.
„Kein Zweifel", sprach Kommissar Morry die entscheidenden Worte: „12 mm, das können nur die ,Penny-Brüder' gewesen sein!"
Mit diesem Ausspruch begann für die gemeinen Mörder — und auch für Mike Callinger und seine Kumpane, der Stern ihrer verbrecherischen Laufbahn zu sinken.
Was Kommissar Morry von dieser Sekunde an tat, war ein wahres Kesseltreiben gegen die Besitzer der großkalibrigen Mordwaffen . . .
Kaum daß er mit Konstabler Tabler das Headquarters von Scotland Yard erreicht hatte, begab er sich zu Doc James Donald.
Er brauchte nur noch die Bestätigung seiner Annahme — und diese brachte das Projektil, das der Doc aus dem Körper des Ermordeten entfernt hatte. Mit diesem Klumpen Blei bewaffnet, eilte er persönlich zum Schußsachverständigen. Nur wenige Minuten vergingen, — und der Vergleich mit der im Archiv befindlichen Karte ergab eine vollständige Ueberein- stimmung mit den Waffen, die sich im Besitze der „Penny-Brüder" befanden . . .
Die Schlingen um die „Penny-Brüder" zogen sich enger und enger. Es war nur noch eine Frage der Zeit, dann hatten die Boys um Kommissar Morry diesen Abschaum der Menschheit dingfest — und die Gerechtigkeit konnte ihren Lauf nehmen . . .
*
Schien auch zur Ergreifung der „Penny-Brüder",der Mörder an Antony Sutter, alles mit beispielloser Präzision zu verlaufen, so wichen dennoch nicht die Sorgenfalten von der Stirn des Leiters des Sonderdezernats. Keiner wußte es besser als Kommissar Morry selbst, daß allfts, selbst die Ergreifung der „Penny-Brüder", nur ein Stückwerk vom Ganzen blieb. Noch war die eigentliche menschliche Bestie, der geheimnisvolle Giftmörder von „Whitmen- Castle", auf freiem Fuß. Noch war er bisher unbekannt. Daran würde auch die Ergreifung der Penny-Brüder nichts ändern. Soviel stand in dieser Stunde, als die große Aktion gegen die Mörder von Antony Sutter auf vollen Touren lief, für Kommissar Morry schon fest: Von den „Penny-Brüdern" würde er kaum erfahren, wer ihnen den Auftrag für die schändliche Tat am Trafalger-Cars gegeben hatte. Kommissar Morry war beinahe davon überzeugt, daß die „Penny-Brüder" nicht einmal selbst wußten, wer der Urheber, dieser Mann im Dunkel, war. Ihnen genügte es stets nur, daß sie einige Pennys in die Hand gedrückt bekamen, — dann war es ihnen egal, warum der Spender von ihnen diese oder jene Tat verlangte.
Nicht anders würde es auch diesmal gewesen sein . . .
Daß Kommissar Morry recht behalten sollte mit dieser Annahme, bewies schon die erste Stunde des neuen Tages. Aber abgesehen davon, etwas Erfreuliches sollte dennoch diese lange Nacht für das Sonderdezernat bringen. Und dies berichtete nun ein Sergeant seines Dezernats, der, mit einem der „Penny-Brüder" im Schlepp, das Büro des Kommissars betrat.
Zusammen mit einem Kollegen hatte der baumlange Sergeant die Straßen und Gassen
von Wapping durchforscht. Hierbei waren sie auch in die dunkle Tench-Street gekommen. Was sie dort beobachtet und erlebt hatten, schilderte der Sergeant mit den folgenden knappen Worten:
„All devils, Sir! Irgendwie hatten Konstabler Brown und ich das Gefühl, daß wir in dieser Tench-Street etwas erleben würden. Und wie Sie sehen, haben wir auch etwas erlebt. . . Wir näherten uns also vorsichtig einem der vielen Rattenlöcher dieser Straße. Es handelte sich in unserem Falle um das stinkende Loch, das den schönen Namen ,Merry Grotto' führt. Noch waren wir nicht bis zum
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