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Im Schatten des Galgens Kommiss

Im Schatten des Galgens Kommiss

Titel: Im Schatten des Galgens Kommiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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die seines Gegenübers — und während er mit der Hand dem Gangster das in Antony Sutters Körper Vorgefundene Projektil entgegenhielt, zischte er den Mann gefährlich leise an: „Hier dieses Stückchen Blei wird dich an den Galgen bringen, wenn du nicht augenblicklich deinen Mund aufmachst und uns erzählst, wie sich die Sache am Trafalger-Cars zugetragen hat . . . Und vor allen Dingen, — wer euch den Auftrag dazu gegeben hat?"
    Beim Anblick des in Kommissar Morrys Hand befindlichen Geschosses schien es dem „Penny-Bruder" plötzlich heiß geworden zu sein. Schweißperlen begannen sich auf seiner Stirn zu bilden, und mit seiner bisher gezeigten unerschütterlichen Ruhe war es schlagartig vorbei. Stoßweise ging sein Atem, als er jäh losfauchte: „Was soll dieser Unsinn, Kommissar? Sie wissen es doch besser als ich, daß Sie mir allein diesen Mord nicht in die Schuhe schieben können. Finden Sie doch selbst heraus, wer von uns früher diesen Bleiklumpen da in Ihrer Hand in seinem Magazin hatte. Einer von uns ,Penny-Brüdern1 kann nur wegen Mordes bestraft werden. Doch wir sind drei — und besitzen alle die gleichen Waffen. Solange nicht hundertprozentig feststeht, wer von uns den tödlichen Schuß abgegeben hat, wird uns kein Geschworener dem Galgen ausliefern. Versuchen Sie es getrost, Sie werden es nicht herausbekommen . . ."
    Was der Kerl da vorbrachte, war nicht von der Hand zu weisen. Gewiß, er gestand es ein, am Mord des vergangenen Abends beteiligt gewesen zu sein. Aber zu seinen Gunsten führte er gleichzeitig an, daß sie zu dritt die gleichen Waffen besaßen. Und da das Gesetz nur denjenigen mit der härtesten Strafe belegt, der die Tat verübt hat, mußte dieser Täter erst unter den „Penny-Brüdern" einwandfrei erwiesen werden.
    Dafür waren aber die „Penny-Brüder" schon bekannt. Vielmehr war es einer der Gründe dafür, daß sie noch am Leben waren und nicht bisher den Weg zum Galgen hatten antreten müssen; sie gaben zwar hin und wieder eine Tat zu, aber ließen sich eher die Zunge herausreißen, als die Schuld einem einzelnen von ihnen zuzuschieben. Lieber gingen sie gemeinsam in den Knast.
    So würde es auch diesmal wieder geschehen. Keiner würde von ihnen die volle Täterschaft auf sich nehmen, und dem Gericht blieb dann nichts anderes übrig, als von der Strafe abzusehen, die für eine derartige Tat wie vorsätzlichen Mord gefällt werden konnte. Der Galgen würde diese Kreaturen erneut verschonen, wenn es Kommissar Morry diesmal nicht gelang, den „Penny-Bruder" herauszufinden, der den tödlichen Schuß auf Antony Sutter abgegeben hatte.
    Daß diese Burschen, die Mörder Antony Sutters, aber diesmal dem Gesetz kein Schnippchen mehr schlagen konnten, dafür wollte Kommissar Morry schon sorgen . . . Im Augenblick war mit dem feixenden Gangster sowieso nichts mehr anzufangen, er würde von nun an stets dasselbe wiederholen, — darum ließ Kommissar Morry ihn abführen und gedachte Konstabler Tabler noch einmal zum Tatort zu schicken.
    Er sollte unter allen Umständen versuchen, soviel als möglich Projektile zu finden, die irgendwo an den Wänden oder in den Bäumen am Tatort noch vorhanden sein mußten.
    Allein die Aufschlagstellen der verschiedenen Schlagbolzen an den bereits gefundenen Hülsen genügten nicht, um die gemeinschaftliche Täterschaft der ,Penny-Brüder’ vor Gericht nachweisen zu können. Die in den Hülsen zuvor befindlichen Projektile mußten her. Erst dann hatte sich der Ring von Indizien geschlossen — und die Penny-Brüder würden sich ihrer gerechten Bestrafung nicht mehr entziehen können.
    Schon hatte Kommissar Morry seinem Konstabler das Zeichen zum Aufbruch gegeben, als er ihn noch einmal zurückhielt. Der Grund hierfür war der anschwellende Lärm, der sich auf dem langen Gang vor Kommissar Morrys Office plötzlich erhob.
    Die Boys der Streifenwagen brachten die Meute aus der ,Merry Grotto'. Es war eine bunt durcheinandergewürfelte Gesellschaft von sauberen ,Ladies' und,Sonnys“, die sich da in der ,Merry Grotto' ein Stelldichein gegeben hatte. Nun versuchten sie alle durch großen Stimmaufwand ihr Recht und die Unantastbarkeit ihrer persönlichen Freiheit geltend zu machen. Ein absurdes Unterfangen bei Menschen ihres Schlages. Fluchend und schimpfend standen sie, von den uniformierten Boys scharf bewacht, nur wenige Sekunden auf dem langen Gang des Sonderdezernats.
    Dann meinte Kommissar Morry zu Konstabler William Tabler: „Tabler, verschieben wir

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