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Im Schatten des Galgens Kommiss

Im Schatten des Galgens Kommiss

Titel: Im Schatten des Galgens Kommiss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hantierenden entführten jungen Frau.
    „Ich gehe jetzt, um meine Rechnung zu begleichen", brachte er mühsam über die Lippen.
    „Es geht nicht anders, Sheila! Aber bitte, frage mich nicht nach Einzelheiten. Versprich mir aber, hier auf mich zu warten, bis ich wieder zurück bin. Und wenn es meine Vorsehung bestimmt hat, daß ich nicht wieder zurückkommen sollte, weiß Mister Truro Bescheid. Er wird dann das unternehmen, was ich ihm aufgetragen habe."
    Die letzten Worte hatte Jean Embroke hastig hervorgebracht. Und kaum, daß er geendet hatte, verschwand er auch schon eilig nach draußen. Lange starrte Sheila Longden auf die Tür, die sich hinter ihm geschlossen hatte. Ihr Herz krampfte sich unter einem wilden Schmerz zusammen. Dann riß sie sich die vorgebundene Küchenschürze ab — und stürzte hinaus ins Freie. Stockdunkle Nacht empfing sie — und so sehr sie sich auch abmühte: Die Gestalt Jean Embrokes hatte die Nacht verschluckt.
     
    *
     
    Nebelschwaden lagen über dem Hyde Park und geisterten durch die menschenleeren Wege dieser mächtigen Anlage. Genau das gleiche Bild empfing den nächtlichen Wanderer im Park von ,Whitmen-Castle'.
    Jean Embroke hatte sein Ziel erreicht. Er hatte, wie in der Nacht zuvor, das hintere Parktor überstiegen und seine Gestalt verschmolz nun mit den dunklen Mauern des riesigen Gebäudes. Am erleuchteten Fenster des Mitteltraktes machte Jean Embroke halt. Sein Blick fiel durch den nicht ganz zugezogenen Vorhang direkt auf die Gestalt, die lässig in einem Sessel sitzend, in eine Illustrierte vertieft war.
    „Er ist da!"
    Wie zu sich selbst sprach Jean Embroke diese Worte. Nun begann der letzte Akt eines Dramas, welches bisher schon vier Menschen das Leben gekostet hatte. Wieder nahm Jean Embroke den Weg über die Feuerleiter. Wie in der vergangenen Nacht stieg er durch die noch immer offenstehende Dachluke in das Haus ein.
    Da er auch schon reichlich Erfahrung im lautlosen Dahinschleichen hatte, fiel es ihm nicht schwer, unbemerkt in das Erdgeschoß zu kommen. Noch einmal mußte er sein Vorhaben um wenige Minuten verschieben. Er konnte jetzt noch nicht in das Zimmer seines Widersachers ein- treten, denn der ältliche Butler befand sich noch bei Bud Whitmen. Gespannt verfolgte er das Gespräch der beiden Menschen, das aus dem Salon zu ihm herüberdrang.
    „Haben Sie sonst noch einen Wunsch, Sir", wollte der Butler von seinem jetzigen Herrn wissen.
    Eine kleine Pause folgte, dann hörte Jean Embroke den jungen Whitmen sagen:
    „Thanks, ich brauche Sie heute nicht mehr! Sie können sich zur Ruhe begeben."
    Der Butler tauchte Augenblicke später im Türrahmen auf. Atmete einige Male schwer und verschwand über die Wendeltreppe zu den oberen Stockwerken.
    Nur solange wartete Jean Embroke noch, bis er eine Tür im obersten Stock zuschlagen hörte — dann setzte er sich in Richtung der Salontür in Bewegung. Sein Gegner bemerkte ihn erst, als er ihm die Hand von hinten auf die Schulter legte. Jean Embroke hatte das Gefühl, eine Qualle berührt zu haben, so schwammig fühlte sich unter seinen Fingern das Fleisch des Burschen in dem Sessel vor ihm an. Seine Stimme war eisig, als er jetzt den Erschreckenden anfuhr: „Bleib sitzen, Mister! Es hilft dir nichts, jetzt um Hilfe zu rufen! Die Wände von ,Whitmen- Castle' sind so dick, daß kein Laut bis zu den oberen Etagen hinauf dringt."
    Als sei Jean Embroke ein böses Gespenst, so entgeistert stierte ihn der junge Mann an. Wild überschlugen sich hinter seiner Stirn die Gedanken.
    „Wo . . . woher wissen Sie, daß man meinen Ruf nicht dort oben hören kann?" versuchte er Zeit zu gewinnen. Zeit, um einen Plan auszubrüten, wie er sich diesen ungebetenen Eindringling vom Halse schaffen könnte.
    Doch Jean Embroke durchkreuzte zunächst dieses Vorhaben, indem er mit rauer Stimme sagte: „Rede jetzt kein dummes Zeug mehr, Mister. — Woher ich meine Kenntnisse habe, dürfte dir ganz genau bekannt sein."
    „Okay, spielen wir jetzt kein Verstecken mehr", hatte sich der Bursche zu Jean Embrokes Erstaunen plötzlich wieder in der Gewalt.
    Nichts, aber auch gar nichts mehr verriet an ihm, daß er vor Sekunden noch zutiefst über das Auftauchen Jean Embrokes erschrocken war. Well, er brachte es sogar schon wieder fertig, seinen ärgsten Feind unverschämt anzugrinsen. Dies hätte Jean Embroke warnen müssen, ihn zu erhöhter Wachsamkeit rufen sollen. Doch Jean Embroke war im Augenblick zu sehr von Gefühlen beherrscht, so daß er alle

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