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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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gehalten, mit seiner dunklen Haut, dem dichten Schopf schwarzen Haars, das sich wie eine Helmzier auf seinem Scheitel sträubte, und dem schmalen Sarazenenbart um sein Kinn, den er sich aus Trotz gegen alle und niemanden so rasierte. Rinaldo der Aufmüpfige. Rinaldo, der Mann, der immer irgendetwas anders machen musste als alle anderen. Rinaldo, dem man nicht gänzlich trauen konnte und von dem man sich immer ein bisschen früher verabschiedete, als man ursprünglich geplant hatte … Rinaldo der Heimatlose, Rinaldo der Freundlose, Rinaldo der Einzelgänger in einer Welt, in der Absonderung gleichbedeutend mit Absonderlichkeit war und in der Gefährten nicht nur für ein Gefühl der Gemeinschaft sorgten, sondern buchstäblich das Überleben sicherten auf den gefährlichen Straßen. Rinaldo hatte bis jetzt allein überlebt; er steckte den Kopf für keinen in die Schlinge. Das musste aber nicht heißen, dass diese Lebensführung ihm gefiel.
    Geld? Nein.
    Freunde? Nein.
    Gönner? Nein.
    Geliebte? Nein, aber viele gebrochene Herzen auf dem Weg hinter sich.
    Zukunftsaussichten? Machst du Witze?
    Rinaldo seufzte in sich hinein. Er war so sicher in einer Sackgasse gelandet wie eine Ratte, die in eine Latrine gekrochen ist. Die Stadt … die nahe, große Stadt. Da hätte sich bestimmt etwas für ihn ergeben, und wenn er nur in einem der teureren Badehäuser die Laute geschlagen und schlüpfrige Lieder gesungen hätte, um die Zögernden zu einem Techtelmechtel mit einer Bademagd und die von einem solchen Zurückgekehrten zu einer neuen Runde zu überreden. Immerhin hatte er mit dieser Art Beschäftigung mehr als die Hälfte seines Sängerlebens bestritten, und es gab Schlimmeres (zum Beispiel, in einem Straßengraben zu verhungern). Aber die Stadt war ihm verschlossen. Die Bürgersleute hatten Scharen abgerissener, stinkender, kranker, nörgelnder Pilger eingelassen, aber ihn, Rinaldo, hatten sie an drei Stadttoren abgewiesen! Dann hatte er erst einmal aufgegeben, damit seine Person bei den Stadtwachen nicht zu bekannt wurde, und war einer Gruppe von Reisenden, die Angst vor der Stadt gehabt hatten, hierher gefolgt.
    Hätte er in Mailand bleiben sollen? Die Stadt hatte förmlich gebrummt vor Aktivität. Der Wiederaufbau vieler Gebäude, die bei der Belagerung durch Kaiser Rotbart zerstört worden waren, war noch in vollem Gange, und die Milanesen selbst hatten die Schrecknisse der Belagerung, von denen ihre Großeltern erzählten, zwar nicht vergessen, schienen aber förmlich angestachelt, das Leben zu genießen. Wer konnte schon sagen, wann der nächste selbstherrliche Gebieter über das Heilige Römische Reich kam und Missfallen über die freien reichen Handelsstädte empfand.
    Jedenfalls war Rinaldo in Mailand zu einer Art lokaler Berühmtheit aufgestiegen. Manche Männer waren ins Badehaus gekommen, um ihn spielen und singen zu hören – eine der Hübschlerinnen zu beschlafen, war beinahe schon zur Nebensache geworden –, und der Bordellwirt hatte Rinaldos Einsatz großzügig vergolten.
    Könnte er nach Mailand zurück? Dagegen standen genau jene Dinge, die damals dafür gesprochen hatten, dass er die Stadt verließ: Raffaella, das dumme Ding, das der Bordellwirt aufgelesen hatte und das weder große Schönheit noch große Raffinesse in der Liebeskunst besaß, dafür eine strahlende, sündige Jugend – Jahre entfernt vom Alter der anderen Hübschlerinnen, obwohl sie allesamt nicht alt waren. Ser Maffei, der viel Geld lockergemacht hatte, dass Raffaella sich seinen von Mal zu Mal steigernden Wünschen hingab … und Giuglielmo, der Wirt, der etwas dagegen gehabt hatte, dass Rinaldo sich in das Arrangement zwischen der zunehmend verängstigten Raffaella und Ser Maffei gedrängt hatte. Rinaldo, der edle Ritter, der an diesem Tag von seinem Ruhm und vom Wein so besoffen war, dass er eine Henne gegen den Hahn verteidigt hätte, wäre es ihm in den Sinn gekommen … böse Worte … ein Dolchstich, der harmlos gewesen war … und ein Ruf, den er sich damit erworben hatte: Rinaldo der Heimtückische, Rinaldo, dem man nicht trauen konnte, Rinaldo, dem man den Rücken nicht zuwenden sollte, den zum Diener kein Herr sich wünschen sollte … bah! Mailand war verbrannte Erde, so viel war sicher, und alle Nostalgie und Selbstmitleid halfen Rinaldo nicht weiter.
    Was ihm weiterhelfen konnte, war ein neuer Dienstherr. Einer, der ihm vertraute und dem er beweisen konnte, dass er besser war als sein Ruf.
    Warum lag er dann noch hier im

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