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Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Im Schatten des Klosters - Historischer Roman

Titel: Im Schatten des Klosters - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Untergrund eines verrückt gewordenen Flusses war; Ulrich stieß sich ab, trat kraftvoll mit den Füßen, kam wieder an die Oberfläche, holte ein zweites Mal Luft.
    Eh, cazzo, kannst du schwimmen?
    Die Beine halten dich oben …
    Wieder gingen sie unter, wobei Jörg wild herumkrallte und Ulrich am Hals packte. Der Boden … eine Gegenströmung war aufgekommen, die unter Wasser in Richtung zur Treppe strömte, an der Oberfläche aber zum eingestürzten Teil des Gangs hin schäumte. Ulrichs Füße wurde weggezogen, doch er blieb ruhig, strampelte, bis er den Boden wieder fühlte, stieß sich ab, durchbrach die Wasseroberfläche … der dritte Atemzug … Jörg bekam Ulrichs Ohren zu fassen und zerrte daran.
    Die Beine halten dich oben.
    Ulrich löste die verklammerte Rechte von Jörgs Gürtel und schlug ihm die Faust auf die Stirn. Jörg verdrehte die Augen. Das Wasser begann wieder über ihnen zusammenzuschlagen … verzeih mir, Jörg von Ahaus … Ulrich hieb nochmals zu, und dieser Schlag hätte einen Ochsen gefällt … Jörg ließ die Arme sinken, sein Kopf sank zur Seite, und Ulrich zog ihn an sich, schlang einen Arm um seinen Hals und lehnte sich zurück, zog Jörgs Körper auf den seinen, spürte, wie das Oberflächenwasser sie wieder in die andere Richtung schwemmte, schöpfte Atem …
    Dann war das Wasser bis zur Decke gestiegen, und es war kein Raum zum Luftholen mehr da, und Ulrich erkannte, dass sie doch ertrinken würden.

Kapitel 35.
    S ie ertrinken!«
    Barbara stieß Tiberius beiseite und stemmte sich unter den Riegel, der die schwere hölzerne Tür festhielt. Die Tür war beinahe fugenlos in den aus schweren Granitsteinen gemauerten Rahmen eingepasst, aber das Wasser schoss aus allen Spalten wie durch ein Sieb und spritzte mehrere Schritt weit in den Gang hinein, in den Barbara Tiberius gefolgt war. Tiberius stand wie gelähmt bei diesem Anblick.
    »Hilf mir!«
    Barbara riss an dem Riegel und spürte, wie ein Fingernagel absplitterte. Tiberius schien plötzlich zu erwachen.
    »Nein!«, rief er und packte sie, um sie wegzuziehen.
    Doch da gab der Riegel schon nach und schnappte nach oben. Sie spürte, wie Tiberius sich mit ihr in den Armen nach hinten warf. Die Tür schlug auf wie von einer Feder geschnellt und zerbrach an der Wand; sie hätte Barbara zerquetscht wie eine Laus, hätte Tiberius nicht versucht, sie wegzuzerren.
    … und das Wasser brüllte heraus, etwas Schweres flog ihr förmlich in die Arme und schwemmte sie mit sich fort.

Kapitel 36.
    U lrich spürte, wie der letzte Rest klaren Bewusstseins davongeschwemmt wurde. Er klammerte sich daran, obwohl die Qual der Atemlosigkeit und der Drang, Luft zu holen, größer waren, als er sich je vorgestellt hätte und die Besinnungslosigkeit eine Gnade gewesen wäre. Jörg begann zu zucken und halb bewusstlos gegen seinen Griff anzukämpfen, und Ulrich wusste, dass er im nächsten Augenblick die Hand nicht länger auf Mund und Nase des Ritters würde pressen können, und dann würde Jörg von Ahaus einen instinktiven Atemzug tun, Wasser einatmen … und ertrinken.
    Lass ihn, sagte eine müde Stimme in seinem Hinterkopf. Du wirst ihn auf dem Weg in die Hölle bestimmt einholen.
    Er trat mit den Beinen, aber es war mehr eine Trotzreaktion als der Versuch, zu schwimmen.
    Lebwohl, Jörg. Du hast mich betrogen, weil du die ganze Zeit den Schädel hattest, aber wahrscheinlich musste es so sein – und du hast im letzten Moment versucht, dich davon zu lösen und uns zu retten.
    Lebwohl, Rinaldo. Du hast mich betrogen, indem du das Geld der Gemeinschaft den schlechten Weibern hingeworfen hast, aber wahrscheinlich konntest du nicht anders, und hast dein Leben eingesetzt, um uns aus dem Kerker zu holen.
    Lebwohl …
    Wenn es etwas zu bedauern gab, dann, dass er den beiden Männern nicht mehr sagen konnte, dass er ihnen verziehen hatte, und dass es dem Gemeinschaftsgefühl des Klosters in nichts nachgestanden hatte, mit ihnen zusammen gewesen zu sein.
    Und er hätte sich gern auf den Tod vorbereitet wie ein guter Christ …
    Ulrich stieß mit dem Kopf an die Decke des Gewölbes und spürte einen Luftzug auf dem Gesicht, trat Wasser und fühlte einen Sog, trieb in die Dunkelheit, die auch die Dunkelheit des Todes war, stieß an einen Mauervorsprung, tauchte kurz unter und kam wieder hoch …
    Jörg hustete und warf den Kopf herum.
    Erst jetzt holte Ulrichs Denken seine Körperfunktionen ein. Er stellte fest, dass er atmete, und er hörte Jörg stöhnen. Ulrich

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