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Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition)

Titel: Im Schatten des Krans: Ein historischer Kriminalroman aus Hamburg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Rath
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Verabschiedung blickte Hermann seinen Bruder scharf an.
    »Hast du keine Angst, Johann?«
    Der Quartiersmann schaute überrascht. »Wovor sollte ich Angst haben?«
    »Man erzählt sich im Hafen, dass du auf der Suche nach dem Mörder von Elbrand bist.«
    Johann Forck nahm mit einer wütenden Bewegung die Pfeife aus dem Mund. »Man muss doch was tun! Es kann nicht angehen, dass ein Mörder mitten unter uns lebt.«
    »Du solltest vorsichtig sein, Johann. Wenn sich das im Hafen herumgesprochen hat, dann weiß es der Mörder sicherlich auch.«
    »Ich werde aufmerksam sein, Hermann.«
    »Es geht nicht nur um dich.« Der Blick des Schauermanns wanderte zu Herta und den Jungens hinüber. »Ihr seid alle in Gefahr. Mit solchen Leuten ist nicht zu spaßen. Die stechen zu, wenn sie sich bedroht fühlen.«

13
    Madame zupfte ungeduldig an einer Haarsträne, die sich aus ihrem Dutt gelöst hatte, schaute zum wiederholten Mal auf die Pendeluhr an der Wand und horchte zur Treppe hin. Nichts! Alexander tippte im immer gleichen Rhythmus mit der Messerspitze auf die Tischplatte. Cäcilie schnupperte dem verführerischen Duft des Essens nach und fragte sich, ob die anderen genauso hungrig waren wie sie. Das Hausmädchen hantierte in der Pantry, wohin Anna Louise sie geschickt hatte, um das Silber zu putzen.
    »Besser, sie ist beschäftigt, statt hier herumzustehen und unseren Gesprächen zu lauschen«, hatte Madame halblaut zu Cäcilie gesagt.
    Die Kochfrau stand an der Treppe. Mit einer nervösen Handbewegung glättete sie ihre Schürze. »Wenn ich jetzt nicht serviere, Madame, wird der Braten trocken.«
    »Noch nicht«, bestimmte Anna Louise Schröder, »er wird jeden Augenblick hier sein.«
    Die Kochfrau schwieg beleidigt.
    Schließlich ein Poltern auf der Treppe. Caesar stürmte atemlos herein, nahm eilig Platz, sprach ein hastiges Gebet und steckte sich die Serviette in den Hemdenkragen. Die Kochfrau knallte unfreundlich das Essen auf den Tisch. Der auseinandergefallene Braten und das zerkochte Gemüse wurden schweigend und in einer angespannten Atmosphäre eingenommen.
    Nach dem Essen legte Caesar Schröder die Serviette beiseite, blickte von einem zum anderen und räusperte sich umständlich. »Ich möchte mich entschuldigen, dass ich zu spät gekommen bin. Doch wichtige Dinge hatten Vorrang. Ich war mit dem Polizeiherrn verabredet. Ich habe ihn nach dem Stand der Ermittlungenim Mordfall Elbrand befragt.« Er blickte Beifall heischend in die Runde.
    »Wie geht es Roger?«, fragte Alexander aufgeregt.
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass sich die Ermittlungen zurzeit auf den englischen Agenten der Iron Company konzentrieren. Der Mann ist in der Mordnacht verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Merkwürdig«, sagte Madame.
    »Wie kann jemand verschwinden?«, fragte Cäcilie. »Jeder Ausländer muss sich doch bei der Polizei anmelden, wenn er in die Stadt kommt. Und abmelden, wenn er geht.«
    »Er wird schon seine Gründe gehabt haben, sich nicht abzumelden. Die Polizei kennt die Umstände auch nur, weil ihn der Wirt vom Hotel ›König von Dänemark‹ wegen Betrugs angezeigt hat. Der Mann hat nämlich seine Miete nicht bezahlt. Wie es aussieht, hat er das Hotel so eilends verlassen, dass er nicht einmal seine Kleider mitnehmen konnte.« Caesar fuhr mit den Fingern zum Kragen und lockerte die Halsbinde. »Roger Stove hat ausgesagt, dass der englische Agent in der Mordnacht einige Mängel an der Hebemaschine nachgewiesen und im Gegenzug seinen Eisenkran präsentiert habe. Darauf hat es wohl einen recht heftigen Streit in der Patriotischen Gesellschaft gegeben.«
    »Hat die Polizei die Vereinigung der englischen Kaufleute aufs Korn genommen?«, fragte Alexander.
    »Sie haben es wohl versucht, aber keinen Erfolg gehabt. Johann Christian, der Capitain der Nachtwache, ist ziemlich empört darüber, dass man an diese Leute einfach nicht herankommt. Sie hätten unsere Lebensweise seit Jahrhunderten nicht angenommen, sagte er, sie bilden eine abgesonderte Gemeinde mit eigener Rechtsprechung, manche könnten nicht einmal deutsch.«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille, jeder hing seinen Gedanken nach.
    »Könnten Sie sich vorstellen, Herr Papa, dass der englische Agent ein Mörder ist?«, fragte Cäcilie.
    Caesar Schröder überlegt lange und wählte seine Worte vorsichtig. »Ich kenne den Mann nicht, also kann ich nicht über ihn urteilen. Dennoch liegt es im Bereich des Möglichen, theoretisch gesehen. Die Engländer

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