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Im Schatten des Kreml

Im Schatten des Kreml

Titel: Im Schatten des Kreml Kostenlos Bücher Online Lesen
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und landet in einem dünnen Rinnsal Wasser. Ich springe hoch, verschwinde im Schutz der Bäume und schlüpfe parallel zur Straße zwischen ihnen hindurch, bis Golko den Wagen zum Stehen bringt.
    Der weiße Kastenwagen hält in etwa einem halben Kilometer Entfernung und kommt dann langsam näher. Zwei Leute sitzen vorn. Hinten hat der Wagen keine Seitenfenster, ich weiß also nicht, wie viele noch drinnen sitzen. Der Fahrer stoppt auf meiner Höhe, ungefähr zwanzig Meter hinter Golko, der das Handy am Ohr hat und den Kopf hin und her bewegt, als wäre er in ein Gespräch vertieft. Meine zusammenknüllte Jacke sieht aus wie Kopf und Schultern eines Beifahrers.
    Ich krieche den Graben entlang und nähere mich aus dem toten Winkel, als sich beide Türen öffnen und der Fahrer und ein weiterer Mann aussteigen. Den Fahrer sehe ich nicht, aber ich höre seine Stiefel auf der Fahrbahn knirschen. Wahrscheinlich ist mindestens noch einer im Wagen.
    Der Beifahrer hält eine MP5-Maschinenpistole gegen die Brust gepresst. Seine Aufmerksamkeit ist auf den stehenden Mercedes gerichtet. Mein Fuß rutscht auf dem Schotter aus; als er sich nach dem Geräusch umdreht, zerschmettere ich ihm den Hinterkopf mit dem Kolben meiner Sig. Ich greife nach der MP5, bekomme sie aber nicht mehr zu fassen. Während mein Gegner zu Boden geht, schlittert sie in den Graben.
    Ich wirble herum und feuere blind eine Salve von fünf Schüssen in den Kastenwagen, indem ich die Kugeln gleichmäßig über die ganze Länge verteile. Ein Geräusch wie ein Donnergrollen. Der Fahrer brüllt etwas, er will wissen, was los ist und ob sein Partner noch lebt. Ich lasse mich auf den Boden fallen und robbe unter das Fahrgestell. Nur die Knöchel und Füße des Fahrers sind zu sehen. Er steht mit dem Rücken zum Kühlergrill und versucht, seinen niedergestreckten Kameraden zu erreichen. Ich schieße ihm in den Fuß. Er schreit auf und fällt vornüber in sich zusammen. Ich feuere drei weitere Kugeln auf ihn ab. Wechsle das Magazin aus. Rolle unter dem Wagen hervor und verharre auf Ellbogen und Knien.
    Golko ist aus dem Mercedes gestiegen. Er hält die Makarow mit zwei Händen vor dem Körper und nähert sich leicht nach vorn gebeugt dem Lieferwagen. Ein Schuss fällt, über mir explodiert die Windschutzscheibe, Golko fährt herum und geht zu Boden. Ich halte die Sig hoch, ziele und drücke fünfmal ab.
    Auf das Krachen der Schüsse folgt jähe Stille. Golko liegt zusammengekrümmt auf der Straße. Ich krieche nach hinten und öffne vorsichtig die Hecktür. Der Laderaum ist leer, beide Seiten sind von meinen Kugeln durchlöchert. Der dritte Mann sitzt in merkwürdig verdrehter Haltung hinter dem Fahrersitz, Mund und Augen weit aufgerissen, die Brust verschmiert vom Blut, das aus seinem Hals pulsierend hervorströmt.
    Als ich Golko erreiche, richtet er sich bereits auf und begutachtet seinen linken Arm. Der Ärmel ist dunkel vom Blut. Ich reiße den Stoff weg und sehe die aufgerissene Haut.
    »Die Kugel hat Sie nur gestreift.«
    »Ja«, entgegnet er und blickt über meine Schulter auf die Toten.
    Ich benutze einen Teil des Ärmels als Verband, wickle ihm den Rest um den Arm und binde die Wunde ab. Jetzt, wo die Wirkung des Adrenalinstoßes verflogen ist, fühlt sich die Nacht kalt an. Das Rauschen der Autos auf der M7 klingt laut in meinen Ohren.
    »Das wird halten, bis Sie wieder im Kreml sind.«
    Ich kehre zurück zum Kastenwagen und schleife den Fahrer und Beifahrer in den Laderaum, hinter ihren Partner. Alle drei tragen Freizeitkleidung, die schweren Jacken liegen auf der Rückbank. Ich finde Bargeld und Ausweise darin. Ich stecke die Ausweise ein, um sie Golko zu geben, auch wenn ich mir jetzt schon sicher bin, dass sie uns nicht weiterbringen werden. Auf dem Boden liegen genug Waffen für einen kleinen Krieg. In einer Ecke lagern die grauen Overalls und gelben Handschuhe, die die Männer trugen, als ich sie in Moskau sah.
    Golko murmelt und bewegt sich ruckartig im Schlaf, während ich die restliche Strecke bis in die Stadt zurücklege. Vor dem Ararat Hyatt wecke ich ihn. Er blickt auf das Hotel, dann auf die Uhr im Armaturenbrett.
    »Es ist acht Uhr morgens. Sie haben nicht wirklich eine Suite hier, oder?«
    »Lassen Sie sich verarzten und finden Sie heraus, warum Lachek sich für den Mord an Melnik interessiert hat.«
    Er reibt sich die Augen und zuckt zusammen. »Ich habe über Lachek und die Verbindung zum Innenministerium nachgedacht. Vielleicht ist er nicht

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