Im Schatten des Mondlichts - das Erbe
noch mehr, zumal Roman überhaupt keine irischen Ahnen hatte.
Nur Leandra kannte die Wahrheit. Sie strich Naomi sanft über die Wange, bevor sie Roman tröstend in ihre Arme schloss.
Naomis Befürchtung, Roman käme mit der Situation nicht zurecht, erwies sich als überflüssig. Er kümmerte sich liebevoll um das Baby. In jeder freien Minute suchte er Kais Nähe. Er spielte mit ihm, trug ihn durchs Haus, und wenn Naomi nachts zu müde zum Aufstehen war, brachte Roman ihr den Kleinen ins Bett.
Jetzt unternahmen die beiden alleine einen Spaziergang. Naomi kämpfte noch mit ihrer Erkältung, fühlte sich matt und unausgeschlafen. Außerdem war sie an diesem Tag mit der Zubereitung des Abendessens an der Reihe und der Braten garte bereits im Topf.
Allmählich musste sie eine Entscheidung treffen. Naomi trank einen Schluck Kaffee, stützte ihren Kopf in die Hände und überlegte. »Oma, was würdest du an meiner Stelle tun?«
»Das kommt darauf an. Es zählt ja nicht nur, was du willst, sondern auch was Roman vorhat. Hast du mit ihm gesprochen?« Leandra zog sich einen Stuhl heran, um ihre Beine hochzulegen.
»Nicht nur einmal. Trotzdem drehen wir uns im Kreis. Roman meint, er fände überall Arbeit. Ihm sei gleichgültig, was er arbeite. Aber wie kann es ihm egal sein, dass er in einer Kneipe schuftet, wo er eigentlich Vorlesungen an einer Uni geben sollte!« Naomi stand vom Tisch auf.
»Und wenn es ihn tatsächlich nicht stört?«, fragte Leandra. »Er liebt dich.«
»Selbst wenn es ihm jetzt nichts ausmacht. Eines Tages wird er es mir vorwerfen. Und ich könnte es ihm nicht einmal verübeln. Ich will schließlich auch studieren. Aber meine Träume über die seinen zu stellen, ist unfair.« Geistesabwesend band sie ihre Haare zu einem Pferdeschwanz, bevor sie zum Herd ging, den Topfdeckel anhob, den Braten umdrehte und mit der Soße übergoss.
»Und wenn du Rominas Vorschlag annimmst? Für mich klingt das alles sehr vernünftig. Wegen Luna zerbrich dir nicht den Kopf. Da fällt uns schon etwas ein.«
Naomi nagte auf ihrer Unterlippe. »Und wenn Roman und ich zurück in die Staaten gehen? Dort kann er an einer Uni arbeiten und ich könnte mit meinem Sportstudium weitermachen.«
»Und wovon willst du das Studium finanzieren? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du noch mal ein Stipendium bekommst!« Leandra rappelte sich auf die Beine und rieb sich den Rücken. »Der Vorschlag meiner Mutter ist perfekt. Erst lernt ihr Spanisch. Sobald ihr die Sprache beherrscht, kann Roman in seinem Fachbereich unterrichten und du, du kannst Sportjournalismus studieren. Eine weitere Fremdsprache zu sprechen ist in diesem Beruf nur von Vorteil.« Mit schwerfälligen Schritten schlurfte Leandra zum Kühlschrank, öffnete die Tür, griff nach dem Gemüse und räumte es auf die Arbeitsfläche. »Die Unterlagen, die Romina geschickt hat, sehen wirklich vielversprechend aus. Ihr wohnt kostenlos bei Romina und Iker. Und Iker passt auf Kai auf, während du zu den Vorlesungen gehst. Somit wäre alles bestens geregelt. Warum sträubst du dich so gegen diese Möglichkeit?«
»Warum? Das ist doch nicht schwer zu verstehen. Weil ich dann unter Rominas Fuchtel stehe und kein eigenes Leben mehr haben werde. Iker liest den ganzen Tag in meinen Gedanken und Romina sagt mir, was meine Rechercheaufgaben für den Clan sind. Ob ich so jemals meinen Abschluss schaffe, wage ich zu bezweifeln. Du hast wohl vergessen, was Romina in letzter Zeit alles von mir verlangt hat!« Naomi zog einen Topf vom Herd und schüttete die gekochten Kartoffeln in ein Ablaufsieb in der Spüle.
Leandra schlug mit der flachen Hand auf die Anrichte. »Jetzt sei endlich vernünftig! Du kannst dich nicht einfach von diesem Familienzweig zurückziehen. Du brauchst die beiden ebenso wie sie dich. Meine Mutter tut alles Menschenmögliche, um dir zu helfen. Was verlangst du noch?«
Meine Ruhe, dachte Naomi und schluckte die Worte hinunter.
»Romina reist in ihrem Alter kreuz und quer durch die Welt, und wenn du sie bei der Recherchearbeit unterstützt, ist das nur gerecht.« Leandra schüttelte den Kopf und schnaufte laut aus. »Sie soll Sammy im Auge behalten, der junge Thursfield gibt mit Sicherheit auch nicht auf und ganz nebenbei trainiert sie noch Jason und Katie, deine beiden Cousins. Die gehören ebenfalls zu deiner Familie! Und du? Du beklagst dich über ein paar lausige Stunden am Computer!«
»Tu ich doch gar nicht. Ich will nur nicht meine Zukunft wegen Dingen
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