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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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Zigarette aus ihrer Handtasche. Wolf näherte sich ihr zutraulich, leckte ihr dankbar die Hand und streckte sich neben ihr aus.
    Als Eric erwachte, war es wie bläulicher Nebel vor seinen Augen. Er blinzelte verwirrt und fuhr sich über die Stirn. Etwas Weiches rutschte von seinem Gesicht, und seine Sicht wurde wieder klar: Der Tag verblaßte, abendliche Schatten begannen aus der Erde zu kriechen. Er sah hastig zu Elaine hinüber, die noch immer im Schneidersitz auf der Decke saß, den schläfrigen Wolf kraulte und zum Meer blickte. – »Es tut mir leid. Ich wollte bestimmt nicht einschlafen, wirklich nicht. Mein Gott, Sie müssen mich ja für den unhöflichsten Stumpfbock der Welt halten.«
    Ihr Blick kam lustig blinzelnd zu ihm zurück. »Aber nein, Eric, wirklich nicht. Sie waren erschöpft. Fühlen Sie sich jetzt ein wenig ausgeruhter?«
    Sie streckte sich näher und angelte nach ihrer Bluse, lächelte ihn an. »Und Sie schnarchen nicht einmal.«
Ein Schleier von Schlaf nistete noch in seinem Gehirn und verhüllte seine für gewöhnlich übergroße Vorsicht; ließ ihn ihre Hand einfangen und festhalten. Elaine vergaß die Bluse und sah ihn fragend an. – »Das war sehr lieb von Ihnen – die Bluse, meine ich. Danke.«
Seine Augen, die Sehnsucht darin, machten sie unruhig. Dieser tiefe, dunkle Blick paßte nicht zu der ruhigen Stimme und auch nicht zu den Worten. Sie lächelte beklommen und setzte zu einer unverbindlichen Erwiderung an; und schwieg, als er sich zum Sitzen aufrichtete und eine Hand sanft über ihre Wange streichen ließ.
»Ich möchte nicht zudringlich sein«, flüsterte er. »Aber Sie sind wirklich eine wunderschöne Mischung, Elaine.« Scheu strichen seine Hände ihre bloßen Arme entlang und schoben sich behutsam in die dunkelroten Haare. Die glänzenden Locken umflossen sein Gesicht, als sie eine kaum wahrnehmbare Bewegung auf ihn zu machte und einen Kuß auf seine Lippen hauchte. Die leichte Berührung genügte. Hitze flammte zwischen ihnen auf. Der Kuß war von einem verzweifelten Hunger. Elaine, Schönste, Fayre Elaine ... niemals zuvor hatte er sich so sehr nach einer Frau gesehnt, nach ihrer Wärme, ihrer Nähe, ihrem Wesen. Dasselbe Feuer loderte in Elaine. Sie schmiegte sich in die hitzig fordernde Umarmung. Du warst mein Patient ... und du könntest alles für mich sein –
Sie rückten im selben Moment voneinander ab.
»Es tut mir leid«, murmelte Eric. Er schlang die Arme um die angezogenen Beine.
»Und mir... auch. Ich... ich weiß nicht, was da über mich kam.«
Ihre Blicke tauchten ineinander. Sie wußten es beide. Und sie wußten, was zwischen sie gekommen war – die Gewißheit, zueinander zu gehören, und doch bald getrennt zu sein.
    Missy ließ ein rotes Pfötchen sinken, mit dem sie ihr Gesicht geputzt hatte, und beobachtete Sir Lancelot, der an den Balken der Garagentür herumspielte. Seine Zähne hatten eine unebene Stelle gefunden, und plötzlich öffnete sich die Tür einen Spalt breit. Verblüfft schob er den Kopf vor. Die Tür schwang auf. Zögernd trat er hinaus. Die dunkelblaue Nacht war warm und lockte mit erregenden Düften. Er hob den Kopf und reckte ihn abenteuerlustig gegen die Anhöhe, nach Sunrise zu. Die verlockendste aller Geliebten flüsterte ihm zu: die Freiheit. Sir Lancelot fühlte den schon einmal erlebten Rausch in seinem Blut. Zielstrebig setzte er sich in Trab.
    Missy ließ sich von dem Steintrog tropfen, watete durch das Stroh und blieb am Eingang der Garage sitzen, wo sie ihre Katzenwäsche wieder aufnahm.
    Das Tor zu Sunrise bedeutete für Sir Lancelot kein ernst zu nehmendes Hindernis. Es hob sich solide und gut sichtbar im Mondlicht ab, und er beschleunigte kaum seinen Trab, bevor er federnd hinübersetzte. Er hielt auf der Kuppe, und die Weite des Anwesens lag vor ihm. Prüfend sondierten seine Nüstern die Luft. Der Geruch, der ihn angelockt hatte, kam von dort unten. Er warf den Kopf hoch und wieherte triumphierend. Ein dünnes Wiehern aus der Koppel antwortete. Für einige Sekunden trat er zusammengeballt vor Erregung auf der Stelle, dann jagte er in gestrecktem Galopp mit hoch erhobenem Schweif die Anhöhe hinunter. Solitaire kam ihm entgegen. Ihre Nasen berührten sich durch die Latten, es folgte das tiefe Schnauben und rituelle Ausschlagen, dann wendeten beide Pferde auf der Hinterhand und jagten nebeneinander zu beiden Seiten des Zauns entlang, um wieder schnaubend zu verhalten. Es war der dritte Tag von Solitaires Rosse, und sie war

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