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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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sind schon wieder neue, die auf dich warten. Werden dir gefallen. Besonders die Rappstute. Viel Feuer.«
»Viel Feuer« bedeutete »Viel Angst«.
»Bildschön«, antwortete Turner auf sein Schweigen.
»Ja.«
»So wichtig ist die kleine Prinzessin nicht für mich, weißt du.«
»Schade. Sie ist es nämlich wert.«
»Nun, das sind die anderen auch.«
»Aber Sie waren ganz verrückt nach ihr! Und sie ist ja auch etwas ganz Besonderes!«
»Hm.«
»Sir Simon!«
»Ja«, kam es langsam. »Ja, ich wollte ein Fohlen aus ihr. Aber wenn sie noch immer Zicken macht... es gibt andere Pferde. Nicht gerade einen rein gezogenen Saqlawi-Araber, aber ... nun ... andere Pferde. Und sie ist noch nicht einmal gedeckt. Das erste Fohlen gehört ohnehin dir. Die ganze Sache dauert mir zu lange. Du solltest dich da allmählich wegmachen, weißt du.«
»Hm.«
Turner hatte natürlich recht. Er sollte Lance auf einen Transporter führen und ihn nach Mittelengland bringen, ihm den allerletzten Schliff geben und lächelnd seinem Verkauf zusehen. Unruhig trommelte seine Hand neben dem Telefon. Er wollte Lance nicht hergeben, zum Teufel!
Vielleicht sollte er Sir Lancelot von Turner kaufen. Es würde ihn ein Vermögen kosten, und das würde bedeuten, daß er die Erfüllung seines Traums aufschieben mußte. Aber Lance ... Lance war das Opfer wert. Wie Lionheart, wie Excalibur, war er eine Persönlichkeit, wie sie nicht leicht zu finden ist. Ein Hengst wie dieser, mit seinem feinen Charakter, seiner reinen Blutlinie, seinem unerhörten Können, seiner Schönheit und Eleganz, war der ideale Vererber: er konnte der Begründer eines neuen Stammes werden. Und außerdem: Er wollte Lance nicht hergeben – er liebte ihn.
»Sir Simon, ich muß dieser Stute beikommen.«
»Weil du ihr Fohlen willst.«
»Nicht nur deswegen. Es geht um sie. Ihr nächstes Fohlen ist ja für Sie.«
»Unnötig, mich daran zu erinnern.«
»Vergessen wir mal das Fohlen für ein Weilchen.«
»Was heißt das?!«
»Es heißt... es heißt, daß ich hierbleiben muß. Das heißt es.«
»Verdammt, Junge –«
»Lassen Sie die neuen Pferde hierherschaffen. Ich bin sicher, daß die Fargus' nichts dagegen haben. Das heißt – sind Hengste dabei?«
»Nein.«
»Gut. Geben Sie Peter einen Transporter. Er kann mir die Pferde bringen.«
»Du bist ziemlich verrückt. Oder verdammt ehrgeizig. Was soll's, kommt ohnehin auf das gleiche raus.«
»Da mögen Sie recht haben«, sagte Eric einlullend. »Werden Sie Peter-?«
»Ja, ja, verdammt, schon gut!« Eine kleine, schweratmende Pause. »Vielleicht komme ich sogar mit.«
Besser nicht, dachte Eric, sagte aber: »Das würde mich freuen. – Wie viele sind's denn?«
»Fünf. Prachtpferde. Aber eben –«
»Ausgekekst.«
»Ja. Aber keines ist so schlimm dran wie Sir Lancelot. Keines, denke ich, hat allerdings auch sein Niveau. – Na, hm ... die Rappstute ... die ist schon was Besonderes.«
Diese Worte erweckten in Eric nicht mehr das frühere Interesse. Seltsam.
»Wann kann ich dann mit Peter rechnen?«
»Wer spricht von Peter? Die Fahrt kann jeder der Jungs erledigen. Werd sehen, wer gerade frei ist.« Es gab eine Pause, und Eric dachte schon, die Verbindung sei unterbrochen, als Turner sagte: »Es gefällt dir da, stimmt's?«
»Nun ... ja. Aber das ist nicht der Grund. Ich halte mein Hierbleiben ...«
»Okay, okay, man muß ja nicht alles zerreden. Wir sprechen uns, Junge.«
Turner legte den Hörer auf, ohne auf eine Erwiderung zu warten. Er hatte auflegen müssen; er fühlte sich klamm und ganz klein. Er forschte dieses Gefühl aus und kam zu dem Schluß, daß er verloren wäre, wenn Eric ihn verließe.
Etwas trieb auch ihn dazu, gestörten Tieren zu helfen. Bedrängten Tieren im allgemeinen und besonders ... Pferden. Daß gutes Geld dabei für ihn herauskam, war eigentlich fast nebensächlich. Doch er selbst würde nie mit Pferden so umgehen können wie Eric, und er hatte Angst, seinen Zauberer zu verlieren. Erics Stimme eben am Telefon war so erschreckend ablehnend gewesen.
    Wenn Eric gehofft hatte, nach dem Verkauf der Riege der geheilten Pferde nun etwas mehr Ruhe zu finden, hatte er sich getäuscht. Die Gemeinde hatte auf den alten Tierarzt Timmy gewartet, und als sich die Nachricht von seinem Ableben herumsprach, war die Bestürzung allgemein.
    Nach dem würdevollen Begräbnis brach ein wahrer Sturm über Eric herein. Notgedrungen mußte er sich einen alten Austin Morris für die Visiten zulegen, in dessen Kofferraum seine Medikamente und

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