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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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sehr interessiert an diesem Hengst. Sie schnappten nacheinander durch die Bohlen, aber das genügte ihnen bald nicht mehr. Lance streifte um den Zaun zum Tor. Er erinnerte sich an die Erfahrung, die er vorhin in der Garage gemacht hatte. Seine Nase prüfte gründlich und stieß probeweise gegen den Holzbalken, der als Riegel diente. Die Stuten sammelten sich erwartungsvoll vor dem Tor. Der Balken bewegte sich, wenn er seine Nase unter ihn schob. Er versuchte es noch einmal, der Balken gab nach, und das Tor schwang auf. Augenblicklich drängte er durch die Reitstuten auf Solitaire zu, sonderte sie von den anderen ab und beschnoberte sie. Er drängte an Solitaires Seite und zwickte sie sanft in den Hals, er umtanzte sie und warb um sie mit einem Reigen ritueller Bewegungen, und schließlich trieb er sie mit behutsamen Kopfstößen aus der Koppel ins Freie. Seite an Seite galoppierten die beiden Pferde über die weite Wiese, zwei fliehende, graziöse Schatten im Licht des Mondes. Dann verhielten sie, und der Hengst bäumte sich über den Rücken der Stute, hielt sie zwischen seinen Vorderbeinen und fuhr mit dem Maul ihre Mähne entlang.
    Elaine und Eric saßen noch immer auf dem Küstenausläufer. Die anziehende Spannung zwischen ihnen vibrierte fortwährend, und wenn sie ihr auch in schweigender Übereinkunft nicht nachgaben, so konnten sie sich doch noch nicht voneinander trennen. Und es mangelte ja auch wirklich nicht an Gesprächsstoff. Sie sprachen von ihrer Arbeit, von ihrer Zeit an der Universität, von Hobbys und Abneigungen und Vorlieben. »Haben Sie die Verfilmung von Henry V. gesehen, Elaine?«
    »Von Kenneth Branagh, mit ihm in der Titelrolle?« Er lächelte. Wenn eine Geistesverwandtschaft zwischen ihnen existierte, war dieser monumental angelegte Film der Prüfstein: »Sie haben sie gesehen. Was halten Sie davon?«
    »Ich habe den Film mehrmals gesehen ...«
»Das muß man auch.«
»Beim ersten Zuschauen überwältigte mich einfach alles ...
    Ich glaube, ich schwankte ein wenig, als ich aus dem Vorführsaal kam. Ich nahm Bilder mit, aber vor allem die Musik ... und von der Musik vor allem das >Non Nobis<.«
    Elaine blickte in den sternenübersäten Himmel. »Vielleicht ist es keines von Shakespeares besten Stücken. Gemessen an den anderen, meine ich. Aber Henry V. ist einer der besten Filme, die ich je sah.«
    Eric lächelte still. Nie zuvor war er einer begegnet, deren Interessen und Ansichten seinen eigenen so sehr glichen. Sein Wesen verlor sich in der wunderbaren Szenerie um sie herum, mit dem Meer im Hintergrund, glitzernd unter dem Schein des Mondes, der noch seine frühe, die gelbliche Tönung hatte, dieser Weite und wilden Schönheit um sie her ... er konnte verstehen, daß Elaine nicht fortgehen würde.
    Aber er durfte nicht zulassen, daß dieser Zauber der Landschaft und der Menschen ihn fesselte. »Ist noch ein bißchen Wein da?« fragte er.
    Elaine sah in dem großen Picknickkorb nach und prüfte mit zusammengezogenen Augen die Etiketten. Bei diesem Licht ließ sich die Farbe des Weines nicht mehr bestimmen. »Claire hat uns wirklich reichlich versorgt. Möchten Sie roten oder weißen?«
    »Trinken Sie auch noch ein Glas?«
»Puh ... ich muß noch fahren«, gab sie zu bedenken. »Warum übernachten Sie nicht bei den Hickmans? Es gibt
    Platz. Sie könnten morgen ganz früh zurückfahren, dann sind Sie rechtzeitig zum Dienst da. Es ist doch auch nicht so weit.«
    »Ich muß morgen nicht arbeiten.«
    Ein freudiger Schreck durchzuckte ihn, und impulsiv ergriff er ihre Hand. »Elaine«, bat er. Seine Augen sagten, was ihn seine Schüchternheit nicht herausbringen ließ.
    »Oh ...« Sie wandte den Blick ab; als sie ihn wieder ansah, war ihr Lächeln weniger schelmisch als gewöhnlich. »Nun, dann trinke ich noch ein Glas Weißwein.« Sie entzog ihm eilig ihre Hand und machte sich wieder an dem Korb zu schaffen, als sie plötzlich lauschend den Kopf hob. »Was ist das? Es klingt wie Donner. Und ich habe das Gefühl, die Erde vibriert.«
    Eric hatte es auch gehört. »Das ist die Herde der Fargus'. Wenn Sie Glück haben, werden Sie vielleicht noch Excalibur begegnen.«
    »Ui, dem berühmten Roten?«
»Ja. Frage mich nur, warum er die Herde in der Nacht über das Gelände treibt. Vielleicht hat sie etwas erschreckt.« Cochans, dachte er mit aufschießender Panik. Sollten sie versucht haben, sich an den Pferden schadlos zu halten?
Dann klang ein gellender, wilder Ruf zu ihnen. Eric hatte ihn schon

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