Im Schatten des Pferdemondes
Instrumente klapperten und auf dessen Beifahrersitz Wolf hockte, seine Vorderpfoten gegen das Armaturenbrett gestemmt.
Dann kamen die Fünf von Turner. Er war mehr als vollbeschäftigt: Fünf schwierige Pferde, Lance, Solitaire, und dazu Koliken, Geburten, Prolapse, zerschnittene Glieder oder andere Verletzungen übler Art... und dazu die lang aufgeschobenen Fälle wie Holzzungen, steife Glieder, offenkundige Zahnprobleme. Eines Sonntags ratterte er in dem kleinen Wagen todmüde zum Haus der Hickmans zurück. Er blickte auf den hellen klaren Himmel und sah den Kindermond. Er war voll gerundet: Einen Monat war es nun schon her, seit er Louises Geheimnis gelüftet hatte, mit Juanita zusammengetroffen war und Wolf zu sich genommen hatte. Die Zeit war wie in einem Atemzug vergangen.
Es war erst Nachmittag, doch er fühlte sich wie gerädert. Er war um zwei Uhr früh zu einer kalbenden Kuh gerufen worden, darauf um fünf Uhr morgens zu einer Sau mit Krämpfen, und um sieben Uhr zu einem Pferd mit Kolik. Dann hatte er sich um die Fünf und um Solitaire gekümmert, und gerade, als er die Stute auf die Koppel zu den Reitstuten ließ, war der Anruf von Brian gekommen: Eine Kuh, die offenbar mit einer anderen zusammengerempelt war; ob er gleich kommen könne? Eine ausgerenkte Hüfte ist bei einer Kuh nicht leicht zu relokalisieren; es hatte ihn viel Schweiß und die Mitarbeit mehrerer Nachbarn gekostet. Er hatte eine Pause verdient.
Als er sich dem Cottage der Hickmans näherte, sah er den Wagen auf der Straße stehen. Es war ein schicker Japaner, dunkelblaumetallic lackiert. Besuch.
Davy, dachte er, ließ den kleinen Austin hinter dem eleganten Wagen stehen, winkte Wolf und schlüpfte nahezu lautlos in das Haus. Er würde sich Davy nicht zeigen, bevor er nicht geduscht und seine Kleidung gewechselt hatte.
Seine Schritte auf der Wendeltreppe waren kaum hörbar. Wolf schlich neben ihm her. Eric schlüpfte nach der Dusche in frische Kleidung, rasierte sich und ging hinunter in die Küche.
Dort saß Claire dem Besucher gegenüber. Ihr Gesicht zeigte zur Tür, während ihm die Rückfront des Besuchers zugekehrt war. Als Eric das dunkelrote Haar sah, das heute nicht in einen strengen Knoten gezwungen war, sondern in reicher Lockenflut auf die Schultern fiel, rief er: »Fayre Elaine!«
Als sie sich zu ihm umwandte, hatte er sich beide Hände erschrocken über den Mund gelegt, als versuche er, die Worte wieder zurückzuholen. Das Gesicht darüber war brennend rot geworden unter seiner Sonnenbräune.
»Ent ... Entschuldigung, Dr. Mercury. Das ... das ist mir so rausgerutscht.«
Sie erhob sich, kam lächelnd auf ihn zu und reichte ihm die Hand. »Fayre Elaine, das haben Sie schon einmal gesagt, und ... es klingt doch sehr hübsch. Kommen Sie, Eric, und trinken Sie Tee mit uns. Wir haben gerade erst damit angefangen; Claire meinte, Sie wären wohl aufgehalten worden, aber es ist schön, daß Sie schon da sind. Ich habe übrigens >Meine Reise mit Charly< gelesen, nachdem Sie mich darauf aufmerksam machten. Es hat mir sehr gefallen.«
John Steinbecks Bücher waren ein Thema, für das Eric sich immer erwärmen konnte, gleichgültig wie verlegen oder bestürzt er sein mochte. Die Röte verließ sein Gesicht, seine Augen begannen zu funkeln. »Und ... haben Sie auch Jenseits von Eden< gelesen?«
Elaines Gesicht leuchtete auf. »Gelesen? – Ich habe es verschlungen! Und als ich es aus hatte, las ich es noch einmal, viel langsamer.«
Bald waren Eric und Elaine ganz in ein Gespräch über ihre Lieblingsbücher vertieft, fanden gemeinsame Vorlieben und Abneigungen und freuten sich über das gegenseitige Verständnis. Claire goß ihnen währenddessen Tee nach und plazierte appetitliche Happen auf ihren Tellern. Tee und Happen verschwanden unter eifrigem Geplauder, ohne daß es den beiden bewußt zu sein schien. Sie hatten nur Augen füreinander. In einer Gesprächspause, in der sich die beiden jungen Leute nur ansahen, warf Claire leise ein: »Zeigen Sie doch Elaine unseren Prince Charming! Sie hat Pferde sehr gern.«
»Tatsächlich?« Erics Blick gewann noch mehr an Tiefe. »Und reiten Sie auch?«
»Ach, nicht besonders gut, ich habe ja wenig Zeit, und ich hab auch spät damit angefangen. Aber ich mag es. Ich meine, nicht nur das Reiten. Es ist auch schön, ein Pferd zu versorgen, es vor und nach dem Reiten zu striegeln und so weiter.«
»Nicht wahr?«
»Sie könnten ihr auch Solitaire zeigen«, sagte Claire und schenkte beiläufig Tee
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