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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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als sei er eigentlich gar nicht körperlich anwesend, und er tastete sich wie ein Halbblinder zu der kleinen Stelle, wo er Wolfs Rationen auftauen ließ.
    »Eric, wenn Sie müde sind – ich kann das doch tun!« Claire konnte noch immer nicht verwinden, daß er darauf bestand, den Hund auf seine Kosten zu ernähren. Wolf gehörte doch ebenso zur Familie wie Eric. Sie würde ihm sein bißchen Nahrung ebensowenig in Rechnung stellen wie Erics Kost und Logis.
    »Ach, es ist ja nichts, Claire. Aber vielen Dank.« Während er sprach, mischte er das Futter. Wolf saß artig neben ihm und wedelte erwartungsvoll.
    »Wir...«, Claire fühlte sich ziemlich hilflos und warf David einen beschwörenden Blick zu, »vielleicht könnten Sie wenigstens ein Würstchen essen? Es gibt auch welche für Wolf. – Frische, natürlich«, fügte sie eilig hinzu. »Ungeräuchert. Eines unserer Schweine ist ja vor ein paar Tagen geschlachtet worden. – Morgen wird es dann Filets geben. Sie mögen Filets, nicht?« fragte sie hoffnungsvoll.
    Für Sekunden wandte er ihr endlich das Gesicht zu. »Sehr«, sagte er leise.
»Darf ich ihm ein oder – vielleicht zwei Würstchen geben?«
»Schweinefleisch ist nicht gut für Hunde.«
»Oh. – Und Sie?« Erneut warf sie David einen drängenden Blick zu.
»Vielen Dank, Claire, ich habe wirklich keinen Hunger.« Er wandte sich zum Gehen.
»Eric.« David erhob sich halb. »Vielleicht können wir ... lassen Sie uns ein wenig plaudern. Einer meiner Kunden hat mir eine Flasche mit sehr altem Malt aus den Highlands geschenkt, so was kriegt man nicht zu kaufen. – Wir sollten vielleicht noch ein Glas davon vor dem Schlafengehen trinken.«
»Entschuldigen Sie, aber ... nein. Danke schön. – Würden Sie Wolf noch seine Bisquits geben und ihn noch einmal hinauslassen, wenn er fertig gefressen hat? Er kommt dann schon von allein zu mir«
»Sicher. Keine Sorge, mein Junge.«
»Siehst du jetzt, was ich meine?« wisperte Claire David zu, als die Tür sich hinter Eric geschlossen hatte.
»Ich war ganz erschrocken. Er sieht ja aus wie ein Gespenst.«
»Das dachte ich schon heute morgen. Aber jetzt sieht er noch schlimmer aus.«
»Aber er will nicht darüber sprechen. Und wir können ihn nicht zwingen. Wenn wir es versuchen, werden wir ihn verlieren. Er ist so scheu.« Hilflos blickten sie einander an. Ihre Augen tauschten Botschaften aus. Schließlich sagte Claire: »Wir müssen ihm Ruhe geben. Wir dürfen nichts tun, was ihn beunruhigt. Er muß es mit sich selbst abmachen. Aber wir müssen auch jederzeit für ihn da sein, wenn er uns braucht.«
»Wenn er uns braucht... Davy brauchte uns. Er hat es nie zu erkennen gegeben.«
Bitternis war in Claires Stimme, als sie erwiderte: »Davy hat uns nicht gebraucht. Er wußte, daß er fort wollte, und er ging, sobald es ihm möglich war. Eric ist anders, das weißt du.«
»Auch er wird gehen.«
Sie senkte den Blick. »Ja ... ich habe es nicht vergessen. Aber noch ist er da, und vielleicht...«
»Claire ...« Er legte den Arm um sie und zog sie an sich. Eine Weile hielt er sie so, und sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Leise sagte er dann: »Weißt du, warum ich dich unbedingt heiraten wollte?«
»Weil ich so gut koche.«
Er mußte über den Klang ihrer Stimme lächeln und gab zu: »Ja, auch darum. Aber auch, weil du eigenwillig bist wie deine Katze. Und vor allem, weil du immer Träume hattest. Aber manche Träume, Claire ... wir dürfen uns nicht in sein Leben mischen.«
»Nein. Aber vielleicht ...« Ihre Augen nahmen einen weit entfernten Blick an. »Nein, keine Einmischung. Aber vielleicht ein wenig ... hm, einen kleinen Stups.«
»Aber es wäre sicher nicht gut, auf Elaine anzuspielen.«
»Oh. Nein.«
Sie tranken Tee mit Whisky. David rauchte. Ihre Stimmen waren gedämpft. Sie wollten ja keinen Plan schmieden. Der Junge sollte nach eigenem Willen entscheiden.

18
    Eric war zu der Überzeugung gelangt, daß es am besten sei, diese zwei Tage als einen Sturm im Wasserglas anzusehen. Er sagte sich, daß seine Gefühle mit ihm durchgegangen seien, und das
    hatte mit den Anstrengungen zu tun gehabt – mit dem harten Tag, der hinter ihm gelegen hatte, als Elaine angekommen war, mit dem nächtlichen Kampf der Hengste und den darauffolgenden schlaflosen Stunden, in denen er vermeinte, ihren leisen Atem im Nebenzimmer zu hören.
    Und außerdem war für eine Frau kein Platz in seinem Leben: Es geschah immer wieder, daß er sogar die Arbeit mit einem der Pferde unterbrechen

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