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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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Nase. Der Hengst hatte unter ihrer liebkosenden Hand still gestanden und sich voller Behagen und Vergnügen gedehnt.
    Solitaire war so munter wie eine Springmaus. Sie hatte ein wenig Fangen mit Eric gespielt, bevor sie sich herbeiließ, stehenzubleiben und sich anfassen zu lassen.
    »Werden Sie sie bei der Herde lassen, Eric?« Er sah Elaine wieder vor sich, wie sie neben Excalibur stand und sein erschauerndes Fell streichelte. Sie konnte kaum über seinen Rücken zu ihm hinüberschauen.
    »Fürs erste ja. Sie ist hier gut aufgehoben. Ich werde ab und zu nach ihr sehen, damit sie nicht alles vergißt, und wenn sie hochträchtig ist, soll sie in den Stall kommen. Ich will nichts riskieren.«
    »Das kann ich verstehen. Aber wie können Sie sicher sein, daß sie tragend ist?«
»Nun – wenn es nicht Lance war, wird es Excalibur sein. Sie ist jung und gesund, und beide Hengste sind kräftig und bersten vor Energie –, es gibt kaum einen Grund, warum sie nicht aufgenommen haben sollte. Aber natürlich wird sie untersucht werden.«
»Ich wünsche Ihnen viel Glück mit diesem Fohlen, Eric.«
Noch vor dem Mittagessen hatte er mit Lance gearbeitet, und wie gestern war Elaine voller Bewunderung gewesen. »Ich werde nie so reiten können. Sie haben sicher früh damit angefangen?«
»Mit vier Jahren. Möchten Sie ihn reiten?«
»Oh, ich weiß nicht ...«
»Der Vorfall der letzten Nacht scheint ihm nichts ausgemacht zu haben. Eher im Gegenteil, ich habe das Gefühl, es hat ihm eine ganze Menge Selbstbewußtsein zurückgegeben. Kommen Sie, Elaine. Er muß eigentlich nur noch trocken geritten werden.«
Ein kleines Zögern, dann war die hochgewachsene, schlanke Gestalt durch die Bohlen geschlüpft.
»Sie haben einen wirklich schönen, leichten Sitz, Elaine. Traben Sie doch ein bißchen.«
»Sie sagten Trockenreiten!«
»Er ist noch nicht müde.«
Es war das reine Entzücken gewesen, sie zu beobachten, ihre Einfühlsamkeit, ihren Eifer, die Freundlichkeit dem Hengst gegenüber.
In der kühlen Luft unter dem letzten Schimmer des Sonnenuntergangs zog er die Beine an und legte die Arme um die Knie. Vor seinem geistigen Auge sah er Elaine wieder auf dem Pferd: das leuchtende Haar, das weiche Spiel der Hände und die Stimme, sehr leise, kosend, lobend. Seine Finger krampften sich ineinander, und er preßte die Stirn gegen seine Knie.
Bei seiner Entlassung aus der Klinik hatte er nicht geglaubt, sie je wiederzusehen. Er hatte es bedauert, aber er hatte sich damit abgefunden. Ein einziger Nachmittag hatte genügt, um alles zu verändern. Und jetzt war sie fort, und selbst wenn er sie noch einmal durch Zufall Wiedersehen sollte, durfte er sich nichts erhoffen.
Er mußte gehen. Und sie mußte bleiben. So einfach, so furchtbar einfach war das.

17

    Zur selben Zeit sagte Claire zu David, während sie den Tisch fürs Abendessen deckte: »Was hältst du von Elaine?«
    »Rei-zen-des Mäd-chen!«

    David kämpfte mit dem Stiefelknecht. Er kämpfte jeden
    Abend mit ihm, denn seine Stiefel waren zu eng.
»Was ist denn mit Elaine?« fragte er und bewegte
erleichtert den befreiten Fuß.
»Eric ist in sie verliebt.«
»Wo bleibt denn der Junge überhaupt? Ein dringender
Fall?«
Sie hielt inne und blickte ihn schweigend an, erinnerte ihn
stumm an ihre Worte. Er nahm seine Pfeife aus dem Mund,
sein Blick war plötzlich weit. Dann schmunzelte er. »So,
verliebt ist er in sie. Wundert mich nicht. – Warum bist du so
ernst, meine Liebe?«
»Und sie liebt ihn.«
»Ja, das dachte ich. Unseretwegen ist sie sicher nicht
hergekommen. Ich wußte, daß er sie ebenso beeindruckt hat
wie sie ihn. Na – nun haben sie sich ein bißchen besser
kennengelernt und sich verliebt. Das ist doch schön. Wird
dem Jungen nur guttun.«
»Aber da ist etwas, David, zwischen ihnen, meine ich. Sie
sind beide traurig, aber sie akzeptieren, daß es etwas gibt,
das sie nicht zueinanderkommen läßt. Ich wünschte, ich
wüßte, was es ist.«
»Du meinst, wir sollten mit ihm darüber sprechen?«
    Sie hörten Hufschläge auf dem Hof und warteten. Dann schabten Wolfs Krallen auf der kurzen hölzernen Außentreppe, ihr Laut begleitet von den nahezu unhörbaren Schritten Erics.
    David schreckte zurück, als Eric den Kopf zur Tür hineinstreckte und sie lächelnd begrüßte. Er entschuldigte sich. Er sei müde, nicht hungrig, und wolle nur eine heiße Dusche nehmen, bevor er ins Bett ginge. »Ich will bloß noch Wolf sein Futter geben.«
    Er kam herein und benahm sich wie ein Geist, so,

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