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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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Elaines Nacht war nicht ruhig gewesen, und sie war darum nicht sehr achtsam. »Wie sehr Sie ihn lieben!« entfuhr es ihr.
    Die junge und die alte Frau blickten einander mit einer Art Bestürzung in die Augen.
Und wie sehr Du ihn liebst ...
    Kurz darauf betrat Eric die Küche, und als Claire sein Gesicht sah, erschrak sie im ersten Moment. Es war nicht nur das breite Pflaster auf seiner Stirn unter dem dunklen Haar, es war vor allem, wie er aussah: Die Wangen noch schmaler als gewöhnlich, bleich unter der Sonnenbräune, so daß sein Gesicht gelblich wirkte, tiefe, beinah schwarze Schatten unter den Augen, und die Augen selbst glänzten wie die eines Fiebernden. Aber er lächelte ihnen beiden zu, wünschte ihnen einen guten Morgen und fragte Claire mit gewohnter Höflichkeit, ob er ihr behilflich sein könne.
    »Nay.« Sie wandte ihnen den Rücken zu und machte sich an ihren Pfannen zu schaffen, denen herzhafte Düfte entstiegen. »Setzen Sie sich und erzählen Sie mir, was gestern nacht nun wieder los war.« Sie schenkte ihnen Tee ein und ließ große Portionen Rührei auf ihre Teller gleiten.
    »David ist schon fort?« wollte er ablenken.
»Es ist Montag.« Sie warf ihm einen milde strafenden Blick zu: Er wußte genau, daß David wochentags vor sieben seine Runde begann.
»Eßt, ihr beiden. Die Würstchen sind auch gleich soweit.« Sie blickte Elaine an: »Ich schaffe es einfach nicht, diesem Jungen ein bißchen Fett auf die Rippen zu füttern. Schauen Sie ihn sich an: nichts als Knochen und Sehnen und Muskeln.«
»Das ist erstaunlich bei Ihrem guten Essen, Claire.«
Elaine vermied es, zu Eric hinüber zu sehen. »Mich hätten Sie in kürzester Zeit ziemlich mollig gefüttert.«
»Er arbeitet einfach zu viel, daran liegt es, glaube ich. Könnte das stimmen?«
Claire wandte sich wieder zum Herd und ergriff die nächste Pfanne, in der die Würste herrlich dufteten und leise zischten, und verteilte den Inhalt auf den Tellern.
»Gewiß«, erwiderte Elaine unbedacht, »letzte Nacht beispielsweise –« Sie erkannte ihren Fehler ein wenig zu spät.
»Ja? Letzte Nacht?«
Claire lockte die Ereignisse nach und nach aus den beiden heraus und stocherte darauf tief nachdenklich in ihrem Rührei. Dies war nicht die erste Nacht, die sich Eric der Pferde wegen um die Ohren geschlagen hatte, aber nie hatte er danach so elend ausgesehen. Und er war hart im Nehmen. Die Verletzung konnte ihn nicht so mitgenommen haben. Es konnte nur eines sein ...
Sie fing den verlorenen, seltsam starren Ausdruck auf seinem Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde auf, als er in seinen Teebecher starrte, den er zwischen seinen Händen hielt. Dann hob sich sein Blick, angezogen von ihrem eigenen; und sie fühlte sich aus der Tiefe seiner Augen in eine Spirale von Schmerz hineingezogen.
Und dann lächelte er sie an.
    Der Sonnenuntergang klang malvenfarbig aus, die Luft wurde kühler. Die letzten Strahlen der Sonne tränkten eine luftige Wolkenwand mit Licht, doch dort, wohin sie ihre Kraft nicht mehr senden konnten, war die Wolkendecke so unheilvoll drohend und dunkel wie dichter Rauch. Eric saß wie an seinem ersten Abend in diesem Land auf einem Ausläufer der schroff ins Meer stoßenden Felsen und ließ die Beine über den Abgrund baumeln. Unter ihm wogte und flüsterte der Atlantik. Wie am ersten Abend waren auch Lance und Wolf bei ihm; doch dieser Ort gehörte nicht zum Fargus-Land, sondern der Gemeinde. – Ohne die Gesellschaft der beiden Tiere hätte er sich sicher noch verlassener und trostloser gefühlt als in seiner Kindheit. Vor zwei Stunden hatte er Elaine verabschiedet und dann, ohne noch einmal ins Haus zu gehen, Lance aufgetrenst und war hierher geritten. Wolfs leises Tappen auf dem Sandboden, seine stumme Anteilnahme an einem Kummer, den er nicht recht verstand, waren immer an seiner Seite gewesen.
    Nun war sie also fort. Es war ein ereignisreicher Tag gewesen. Sie hatten als erstes die Herde aufgesucht – auf zwei von Billys Ponys: Emily hatte Elaine gestern formvollendet höflich, aber frostig begrüßt. Er hatte sie nicht um zwei der Reitstuten bitten wollen.
    Er hatte Excaliburs Verletzungen behandelt und ihn sogar in Elaines Nähe locken können. Anders als Emily war sie nicht im geringsten verängstigt vor dem riesigen Hengst, als er sich ihr schließlich näherte, sondern zeigte eine Art faszinierter Bewunderung für ihn.
    »Ich habe noch nie einen König zu Gesicht bekommen.« Ihre Hand strich zart über Excaliburs schmale

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