Im Schatten des Pferdemondes
nicht übertönen zu können. Schließlich blickte er nur in sein Bier und nahm einen sehr widerwilligen, aber großen Schluck. Seine Ohren klingelten, sein Gehirn verweigerte sich. Er würde sein Glas so schnell wie möglich leeren und dann schleunigst das Weite suchen.
Da tippte ihm jemand auf die Schulter. Er fuhr herum und starrte in ein freundlich lächelndes Gesicht.
»Hugh!« Seine Stimme wurde unter dem Schwirren und Klingen begraben, doch seine Lippen formten den Namen deutlich genug.
»Aye – Sie erinnern sich an mich?«
»Wie könnte ich Sie vergessen?«
»Es ist ein bißchen laut hier, nicht? Ich schlage vor, wir gehen in die Ecke.«
Diese »Ecke« entpuppte sich als ein kleiner Nebenraum, in den der Lärm nur gedämpft drang. Eric lehnte sich auf der über Eck gebauten Holzbank zurück und atmete auf: »Oh, das ist gut!«
Hugh grinste ihn an. »Es ist das erste Mal, daß ich Sie hier sehe, Eric.«
Hätte er nicht Rücksicht auf Danny genommen, wäre Eric herausgeplatzt, daß es bestimmt auch das letzte Mal sein würde. Statt dessen nickte er und blickte über den Rand seines Glases aus dem Fenster. Er konnte die Straße einsehen, und gerade gegenüber erhob sich die von verborgenen Strahlern warm umschimmerte Fassade eines schönen Restaurants aus dem Dunkel der Herbstnacht. Ein solches Restaurant hätte er in dieser abgelegenen Gegend nicht erwartet. Er las den Schriftzug auf dem Schild im sanftgelben Licht: »Bonny Prince Charly.« Die Namensgebung legte einen Hochländer als Eigentümer nahe.
Danny folgte seinem Blick. »Nette Hütte, was?«
»Rechnet sich so was hier überhaupt? Ich meine, das ist nicht so was wie der Swordfish, wo man abends sein Bierchen schlürft.«
»Stimmt schon, aber der Laden läuft gut. Es gehört hier in der Gegend zum guten Ton, alle großen Feiern im Prince Charly ausrichten zu lassen; Sie wissen schon: Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen.«
»Sie liefern auch kalte Büffets aus, für Geburtstage und so.« Hugh nippte so zufrieden an seinem Bier, als sei er am Gewinn des Restaurants beteiligt. »Dann sind da die Touristen; – das Essen im Prince Charly ist wirklich klasse, das wird in vielen Reiseführern erwähnt, und wer sich hier in der Gegend etwas Besonderes leisten will, geht auch dorthin. Oh, ja, der Laden läuft.« Er blinzelte wieder mit diesem allumfassenden Wohlwollen und nahm einen weiteren Schluck Nutbrown-Ale. »Und wie ist's Ihnen inzwischen ergangen, Eric?«
»Ich kann nicht klagen. Ziemlich viel Arbeit, aber das ist okay.«
»Und die Stute, um die Sie sich damals so sorgten?« Eric fühlte wieder die tiefe Sympathie zwischen ihnen, die trotz seines erheblich angeschlagenen Zustandes vom ersten Augenblick an dagewesen war und sich vertieft hatte während seines Aufenthaltes in der Klinik. Man mußte Hugh einfach gern haben. Zwischen den drei Männern entspann sich mühelos eine angeregte Unterhaltung. Aber Danny hatte seinen Vorsatz nicht vergessen. Als das Bier in ihren Krügen zur Neige ging, stand er auf. »Ich werd mal Bridget aktivieren, daß sie uns hier drin nicht vergißt.«
Danny war nicht allein, als er zurückkam. Mit großem Ernst stellte er die drei Mädchen vor. Jackie war dunkelhaarig und blauäugig, Gwen hatte blondes, welliges Haar wie Joyce, aber braune Augen, während die von Joyce blaugrau waren; ihnen allen war gemein, daß sie jung waren, vielleicht Anfang Zwanzig, schön gewachsen, und das Bedürfnis zu gefallen ausstrahlten. Jackie und Joyce waren knapp mittelgroß und fraulich geformt; Gwen jedoch war hochgewachsen, feingliedrig und schlank. Erics Blick klebte vom ersten Moment an ihr.
»Ich kenne euch vom Sehen.« Hugh erhob sich lebhaft, strahlte übers ganze Gesicht und komplimentierte sie auf die Holzbank. »Ihr gehört zur neuen Garde der Schwesternschülerinnen.«
»Ja, das stimmt.« Sie lächelten mit weißen vollkommenen Zähnen. Bridget kam mit einem vollbeladenen Tablett und brachte ihnen Bier und Salznüsse.
»Ich hab die drei Schönheiten da an ihrem Tisch sitzen sehen«, erklärte Danny, »und da dachte ich, es wär doch fein, wenn wir den Abend miteinander verbringen würden. Könnte ja sonst sein, daß sich irgendwelche Kerle an euch rangeschmissen hätten. Also, der dunkelhaarige Adonis hier ist Eric Gustavson, vertritt unseren alten Tierarzt, möge er in Frieden ruhen.«
Er grinste breit, als Eric blutrot anlief, und die Mädchen lächelten gerührt. Danny fuhr fort: »Der Gentleman neben ihm hört auf den Namen Hugh
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