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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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– wie ist nun gleich der Nachname?« Hugh hatte sofort erfaßt, welches Schauspiel Danny inszenieren wollte. »Ferguson. Und dieser junge Mann ist Daniel Maclntyre.« Danny nickte gewichtig und nahm einen gewaltigen Zug aus seinem Bierkrug: »Und ich muß Sie enttäuschen, meine Damen, ich bin nicht mehr zu haben: bin glücklich verheiratet und ebenso glücklicher Vater eines zwanzig Monate alten Prachtbürschchens. Was man von diesen beiden Gentlemen nicht behaupten kann. Suchen noch nach der Richtigen.« Er grinste von einem Ohr zum ändern, und das Lächeln der Mädchen vertiefte sich.
Sie hatten nur einen kleinen Drink nehmen wollen, und nun waren sie unvermutet auf ein aufregend erscheinendes kleines Abenteuer gestoßen. Die Stunden vergingen, das Bier floß reichlich, die Unterhaltung plätscherte unbeschwert dahin, und zumindest in Dannys Stimme mischte sich irgendwann ein deutliches Schlurren. Schließlich faßte Hugh Jackie um die Taille und zog sie im Aufstehen mit sich. »Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, daß eine von euch ihren Dienst morgen früh nicht rechtzeitig antreten kann. Danny, schaffst du's bis nach Hause? Oder soll ich Toddy anrufen, daß er dich heimfährt?«
Toddy arbeitete als Fahrer für die Molkerei in Kirkrose; und als strenggläubiger Methodist vertrat er die nicht ohne weiteres von der Hand zu weisende Auffassung, alkoholische Getränke würden vom Beelzebub persönlich in die Gläser eingeschenkt. Toddy war daher grundsätzlich nüchtern und verdiente sich ein paar Pfund nebenher, selbstverständlich unter der Hand, als zunftloser Taxifahrer. Er hatte das Monopol und die Macht: Der betreffende Satansjünger mußte nämlich während einer solchen Fahrt Predigten von sturmflutartiger Gewalt über die Übel des Alkoholgenusses in Kauf nehmen, Predigten, deren Eloquenz den Pfarrer der Dorfkirche vor Neid hätten grün werden lassen. – »Nay, nay, 's geht schon. Bloß nich Toddy. Wenn der so quasselt, so von Sünde und so –« Danny versuchte aufzustehen und rutschte beinahe vom Stuhl.
»Es ist vielleicht besser, wenn ich ihn fahre«, sagte Joyce und blickte besorgt auf Danny, der sich am Tisch festgehalten hatte und schon wieder, halb über dessen Platte liegend, schlief.
»Das ist nett von dir«, sagte Hugh, »aber wie willst du dann heimkommen?« »Tja ...«
»Ich fahre«, erklärte Hugh mit der Bestimmtheit, die er sich widerspenstigen Patienten gegenüber anerzogen hatte. Sie verfehlte ihre Wirkung nicht. Nachdem die Rechnung bezahlt war, trieb er seine kleine Herde hinaus in die frische Luft. Leichter Nebel wirbelte dicht am Boden und verstärkte die Gerüche des Herbstes von welkendem Laub.
»Ich fahre Danny«, schlug Hugh in einem Ton vor, der keinen Widerspruch duldete, »dann hat er morgen früh auch gleich seinen Wagen da, und die Mädchen könnten mit meinem Auto hinterherkommen. Ich fahre euch dann heim.«
Gwen gähnte hinter vorgehaltener Hand. »Danny wohnt doch ziemlich weit draußen?«
»Ungefähr da, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Ja, es ist ein gutes Stück zu fahren.« Hugh blickte kurz zwischen Gwen und Eric hin und her. »Wenn du sehr müde bist, Gwen, wird Eric dich sicher zum Wohnheim fahren. Ist ja nicht nötig, daß wir alle Danny eskortieren, nicht?« Er blinzelte Jackie verstohlen zu, und sie verstand. »Danny braucht keine Eskorte, nicht?« wiederholte sie. Sie mußte ihn rütteln, um eine Reaktion zu erhalten. »Nay«, klang es brummig. »Will bloß zu Lizzy und dem Kleinen.«
»Fein. Dann kann Eric Gwen zum Wohnheim zurückfahren.
– Nicht wahr?«
»Sicher. Wenn sie es möchte.«
»Gern. Das wäre wirklich nett.« Gwen lächelte ihn an.
Sie brachen in verschiedene Richtungen auf. In Erics kleinem Morris, in einer plötzlich entstandenen Beklommenheit, starrten zwei dunkle Augenpaare auf den spärlichen Ausschnitt des Asphalts, den die dünnen Lichter der Scheinwerfer in die nebeldurchwirbelte Nacht schnitten. Schließlich sagte Gwen: »Es war ein netter Abend.«
»Ja, finde ich auch.«
»Wir hatten gar nicht mit so etwas gerechnet. Dieser Danny ist schon eine Nummer.«
»Ja, es scheint, er ist ein bißchen ... eigenwillig.«
»Kommt da einfach an unseren Tisch und spricht uns an ... Normalerweise gehen wir nicht einfach so mit«, sagte sie, damit er nicht etwa einen falschen Eindruck bekam. »Wir fanden ihn nur so drollig, als er sich vor uns aufbaute und erklärte, ein wenig weibliche Gesellschaft sei in eurer Männerrunde

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