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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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stolze Haltung, vereint mit der hochgezüchteten Schönheit seiner Rasse, machte die zahlreichen Verbände vergessen.
»Oh – das ist ja Prince Charming!« Mrs. Hickman kreuzte ihre Hände über der Brust. Sie starrte Sir Lancelot an, ging mehrmals um ihn herum. »Prince Charming!« wiederholte sie. »Meinen Lebtag habe ich noch nicht ein so einmalig schönes Pferd gesehen!« Scheu streckte sie eine Hand aus. »Ich würde ihn gern anfassen. Darf ich?«
Eric stand neben Lances Kopf. »Sie tut dir nichts, mein Sohn.«
Als sich Mrs. Hickman näherte, legte Lance warnend die Ohren zurück. »Nur keine schnellen Bewegungen in seiner Nähe«, sagte Eric eilig. »Er ist ein bißchen empfindlich.«
»Sicher, sicher. Royalties dürfen das auch sein.«
Eric war nicht wohl zumute. Er war sich nicht sicher, welche Auswirkungen die Ereignisse des vergangenen Morgens auf Lance gehabt hatten, und er erinnerte sich zudem an den Tag, an dem er Sir Lancelot zum ersten Mal gesehen hatte. Er hatte nacheinander den lokalen und erprobten Tierarzt und darauf einen Stalljungen aus seiner Box getreten, und es auch mit ihm zahllose Male versucht. Atemlos beobachtete er Mrs. Hickmans Annäherung und machte sich darauf gefaßt, sie notfalls blitzschnell aus der Gefahrenzone zu bringen.
»Aye, das ist aber ein wirklich schönes Pferd«, schmeichelte sie und streckte Lance die Hände flach hin. »Wie ein Sonnenstrahl, so ein feines Fell.« Lances Ohren wanderten langsam nach vorn, und seine Nüstern bebten, als er ihren Geruch sondierte. Sein Kopf schob sich neugierig vor Mrs. Hickmans Gesicht, und für eine Weile beobachtete Eric ungläubig, wie die beiden laute Atemzüge austauschten, genau wie einander fremde Pferde es tun. Lance schubste Mrs. Hickman darauf mit dem Maul an, und ein unvermutet mädchenhaftes Lachen antwortete. »Was für ein Feiner du bist! Hast es gern, wenn du gestreichelt wirst, nicht?« Sie konnte Lance überall anfassen; er war zugänglich wie ein freundlicher Welpe.
»Sie ... bestimmt haben Sie viel Erfahrung mit Pferden, Mrs. Hickman?«
»Gar nicht. Aber wir hatten mal so ein Fohlen hier, wissen Sie – armes Ding. Es war ganz ohne Augen geboren worden, und wenn es auf war, lief es immerzu im Kreis – halb verrückt. Aber wenn man sehr vorsichtig mit ihm war, konnte man es anfassen, und dann stand es still und schien gern ein bißchen Nähe und Wärme zu haben. – Und als Sie sagten, Ihr Lance hat was gegen schnelle Bewegungen, da hab ich mich an das Fohlen erinnert. Eines Nachts büxte es aus, lief über die Felder und fiel in eine Schlucht. Wir fanden es erst nach ein paar Tagen ...«
»Das tut mir leid.«
Eric führte das Pferd um das Haus herum, vorbei am Hühnerauslauf, und die kleine Mrs. Hickman ging an Lances rechter Seite. Sie ließ keinen Blick von ihm.
»Beim heiligen Andreas, ist das ein schönes Pferd!«
Als Lance beim unvertrauten Anblick der flatternden, scharrenden Hühner stutzte, schob sie ihm einen Ellenbogen in die Flanke: »Die tun dir nichts, Prince Charming!« Lance schnaubte nur kurz mißbilligend und ging ruhig weiter. Eric merkte, daß der Hengst hier nicht nur räumlich gut untergebracht war.
Im Garten beobachtete Mrs. Hickman interessiert, wie Eric das Halfterseil um Lances linkes Vorderbein, knapp oberhalb des Hufes, schlang. »Das ist schlau«, sagte sie anerkennend. »Beim Grasen stört es ihn nicht, aber er kann auch nicht schnell laufen.«
»Ja.«
»Wissen Sie was, ich hole jetzt was, das wird ihn schon halten, bis wir fertig sind.«
Sie ging ins Haus und kam mit zwei Körben zurück. In einem waren frische Mohren, noch vollständig mit dem herrlich duftenden grünen Busch, in dem anderen kleine, eingeschrumpelte Äpfel. Sie schüttete beides vor Lance auf, und der Hengst schnupperte und machte sich darüber her. Eric stieß einen Seufzer der Erleichterung aus: es würde also keinen Fastentag für Lance geben; und Mrs. Hickman kicherte. »Dachte schon, daß er sich die Äpfel zuerst vornimmt. Winteräpfel – weich und ganz süß.«
»Mrs. Hickman, ich weiß wirklich nicht –«
»Denken Sie an die Bezahlung? Ihr Zimmer kostet Sie zwei Pfund, und die Unterbringung des Pferdes – na, sagen wir, ein Pfund. Und wenn ich dem schönen Prinzen Mohren oder Äpfel oder altes Brot gebe, das ist in Ordnung. Ich werd es nicht auf Ihre Rechnung setzen.«
»Das meinte ich nicht, Mrs. Hickman. Lance – ich würde mein letztes Hemd für ihn geben. Aber Sie sind so – freundlich!«
»Aye, sehen

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