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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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einen Kiesweg durch den Garten auf das kleine Gebäude zu, auf dessen Fenstersimsen sich ähnlich überschwenglich blühende Blumen fanden wie im Garten. Er verharrte kurz, sog den Duft tief in sich; richtete sich auf und läutete. Nach einer Weile wurde die Tür geöffnet, eine kleine ältere Frau mit bis zu den Ellenbogen bemehlten Armen stand vor ihm. Eric zog seine bereits halb ausgestreckte Hand wieder zurück. »Guten Tag, Mrs. Hickman.« Er hatte den Namen vorn am Briefkasten gelesen. »Sie haben das Schild mit Bed & Breakfast da, und – ich möchte wissen, ob Sie eine Möglichkeit haben, mein Pferd und mich unterzubringen?«
Sie sah ihn mit unbewegtem Gesicht an und blickte dann auf dem Transporter, den Turner langsam zurückgesetzt hatte. »Ist das nicht der Wagen von den Fargus'?«
»Ganz recht.«
»Warum bleiben Sie denn nicht bei denen? Die haben doch genug Platz. Wir sind hier nicht gerade gut auf Pferde eingerichtet, wissen Sie.«
»Das Pferd da auf dem Anhänger ist ein Hengst.«
»Und er versteht sich nicht mit dem Roten?«
»Wir hatten heute früh so etwas wie eine Begegnung mit ihm.«
»Tja ...« Sie sah ihn wieder an, ohne daß ein Muskel in ihrem verwitterten Gesicht sich rührte. Selbst ihre Augen schienen gänzlich unbeweglich. »Sie können sich ja mal ansehen, was wir zu bieten haben.«
Sie trat zurück, um ihn ins Haus zu lassen, aber Eric sagte: »Könnten wir mit dem Stall anfangen?«
»Sicher, wie Sie wollen. Kommen Sie rein, wir gehen dann durch die Hintertür.« Eric ließ seinen Blick durch die kleine Vorhalle wandern, als er ihr folgte. Auf jeder dritten Stufe der Treppe, die gewunden ins obere Stockwerk führte, standen Blumenkübel mit üppigen, gut gepflegten Pflanzen, an den Wänden hingen kunstvolle Gebinde aus getrockneten Wiesenblumen, und von der Decke hing ein altes Holzrad herab, zwischen dessen Speichen Stroh und Blumen geflochten waren.
»Ich habe mich noch nicht vorgestellt, Mrs. Hickman. Mein Name ist Gustavson. Eric Gustavson.«
»Freut mich, Mr. Gustavson.« Die Küche, in der Mrs. Hickman ihre Arme unter fließendem Wasser abspülte, war groß und behaglich, mit einem schwarzweiß gewürfelten Steinboden und schweren, von der Zeit und reichlichem Gebrauch abgeschliffenen Möbeln. Schinken und Speckseiten hingen von der niedrigen Decke und verbreiteten einen köstlichen Duft. Es erinnerte ihn daran, daß er heute noch nichts gegessen hatte.
»Ich hoffe, ich störe Sie nicht bei etwas, das nicht warten kann, Mrs. Hickman«, sagte er höflich und streichelte die große rote Katze, die geschmeidig von einem Stuhl geglitten war und schnurrend um seine Knöchel strich.
Mrs. Hickman warf einen kurzen Blick auf das Treiben der Katze und drehte sich wieder um, ihre Arme mit einem Tuch abreibend. »Nay, der Teig muß jetzt sowieso aufgehen. Sie hätten's nicht besser abpassen können«, beruhigte sie ihn. »Ich habe gerade Tee fertig. Wollen Sie 'ne Tasse?«
»Also, ich weiß wirklich nicht, Mrs. Hickman ...«
»Ach, kommen Sie.« Sie machte eine Ecke auf dem riesigen Küchentisch frei von Backutensilien, wischte den Mehlstaub mit ihrer Schürze ab, forderte ihn durch eine Handbewegung zum Sitzen auf und goß zwei große irdene Becher voll. Dann schob sie ihm Sahne und Zucker hin. Während Eric in seinem heißen Tee rührte, machte sie sich mit abgewandtem Rücken an der Anrichte zu schaffen. Als sie sich ihm gegenübersetzte, schob sie ihm beiläufig einen Teller mit heißen, gebutterten Scones hin.
»Oh, Mrs. Hickman, das ist sehr freundlich, wirklich, aber ich kann doch nicht... ich meine, ich bin doch nur hier, um ...«
»Ist recht, junger Mann.« Sie betrachtete ihn über den Rand ihres Bechers, noch immer ohne erkennbare Gefühlsregung. »Ich backe immer Scones, wenn ich Hefezopf backe. Essen Sie, frisch sind sie am besten.«
Eric nahm einen Scone und hätte jeden Eid geschworen, niemals etwas Köstlicheres gegessen zu haben. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Sind Sie mit dem Roten aneinandergeraten?« fragte sie unvermittelt.
Eric verschluckte sich an einem Krümel und trank hastig einen Schluck Tee. »Der Rote – Excalibur?«
»Excalibur, ja, das ist wohl der Name. Ich hab ihn nie gesehen. Hier in der Gegend heißt er nur der Rote. Soll ein tolles Pferd sein.«
»Ich hab ihn nur von weitem gesehen.« Eric biß in ein weiteres Scone. »Aber wenn die Geschichte mit seiner Abstammung stimmt, will ich gerne glauben, daß er großartig ist.«
»Die Fargus' sind

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