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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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Sie, Eric, ich kann mir meine Gäste aussuchen. Sicher ist's nett, wenn ein bißchen mehr in der Haushaltskasse ist, aber es geht auch ohne. Ich schau mir meine Gäste schon gründlich an. Warum, denken Sie, hab ich Ihnen Tee gegeben? Wenn ich Sie auf den ersten Blick nicht hätte leiden können, wär mir schon eine passende Ausrede eingefallen. – Und jetzt lassen Sie uns das Stroh holen. Und nennen Sie mich Claire.«
Sie trugen die Strohballen in den Stall, und bald war der blanke Boden dick gepolstert. Feiner Staub und ein warmer, süßer Geruch hingen in der Luft. Eric führte Lance hinein, und Claire schüttete erneut Äpfel und Mohren in den langen Trog, sah eine Weile zu, wie er fraß und marschierte schließlich resolut auf den Wagen zu. »Sie brauchen Futter«, sagte sie, »Hafer und Heu und sicher noch manches andere. Billy hat alles. Schieben wir diesen betrunkenen Menschen zur Seite. Ich zeige Ihnen den Weg zu Billy.«
Gemeinsam bugsierten sie den tiefschlafenden Turner auf den Rücksitz und koppelten den Anhänger ab. Eric startete den Wagen. Während sie der schmalen Dorfstraße folgten, sah er sich um. Die meisten Häuser sahen aus wie das der Hickmans, unauffällig und adrett, und in den meisten Gärten blühte eine ähnliche Blumenpracht wie in Claires Garten. Er drehte das Wagenfenster hinunter und atmete tief die aromatische Seeluft ein. »Ich habe immer gehört, Schottland habe ein rauhes Klima.«
»Nay, nicht hier im Westen. Der Golfstrom ist unser Segen. Das Wetter wechselt dadurch zwar häufiger, aber es ist fast immer mild. Ich hab 'ne Cousine oben im Norden, da ist's wirklich kalt. Aber nicht hier. Wenn Sie etwas länger bleiben, könnten Sie mit Ihrem Lance die Gegend erkunden, falls Sie Zeit dazu haben.«
Eric nahm den leisen Hinweis sehr wohl wahr. Sie fragte nicht, was er mit den Fargus' zu tun hatte; Eric hatte schon bald gemerkt, daß Claire diskret war und ihre Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten steckte.
»Kennen Sie Solitaire?« fragte er rundheraus.
Claire schien seine Frage nicht zu überraschen. »Ich hab von ihr gehört. Die ganze Gegend stand Kopf, als durchsickerte, was Everett – das war der Sohn vom alten Fargus – für eine horrende Summe für sie ausgegeben hat, und dabei war sie bloß ein Fohlen von ein paar Monaten.«
Das war eine neue Information für Eric. Er war immer davon ausgegangen, daß Solitaire aus der Herde der Fargus' stammte.
Emily hatte ihm einige wichtige Informationen vorenthalten. Warum?
»Da ist Billys Hof.«
Er bog nach rechts und fuhr langsam über eine sich in ein flaches Tal senkende, gewundene Anfahrt. Zu beiden Seiten des Weges waren die Wiesen eingezäunt. Zur Linken türmten sich kegelförmig aufgeschichtete Strohhaufen, die im Sonnenlicht schimmerten. Zwischen ihnen grasten Schafe. Ein schwarzer Schäferhund rannte bellend ein Stück neben dem Wagen her und kehrte dann zu seinen Schutzbefohlenen zurück. Auf der anderen Weide grasten Rinder – zottige, schwarze Galloways, für die Eric immer schon eine Vorliebe gehabt hatte, und auf einer tiefer gelegenen Koppel sah er einige Pferde. Sie fuhren über eine alte Steinbrücke, unter der sich ein schäumender Bach hindurchzwängte, vorbei an den Farmgebäuden und auf den Hof. Eine mollige kleine Frau in Claires Alter kam ihnen entgegen, ihre Hände an ihrer Schürze trocknend. »Gee, Claire, ich sah euch vom Küchenfenster und dachte, das ist ja Claire Hickman, aber im Auto der Fargus'?« Sie sah zu Eric hin, der ausgestiegen war und Claire die Tür aufhielt.
»Mary, darf ich dir Mr. Gustavson vorstellen?« Claire richtete sich zwischen ihnen auf, und ihr Lächeln war stolz. »Er wird zumindest einige Tage bei uns bleiben. – Eric, darf ich vorstellen, dies ist Mary MacKinnan.«
»Freut mich sehr, Ma'm.« Erstaunt stellte er fest, daß sie errötete, als sie einander die Hände schüttelten. »Claire hier sagte, ich könnte Pferdefutter von Ihrem Mann kaufen.«
»Oh, ja!« Mrs. MacKinnan hatte jetzt Turner auf dem Rücksitz entdeckt und versuchte, nicht nach ihm zu schielen. Eric hielt es für das beste, mit offenen Karten zu spielen. »Ein Opfer des ausgezeichneten schottischen Whiskys, Ma'm«, erklärte er beiläufig.
»Oh, ja«, sagte sie noch einmal. »Ja, Billy – Billy ist bei den Pferden, schon ziemlich lang, na ja –«
»Wunderbar!« Eric drehte sich um. »Die wollte ich sowieso gern kennenlernen. Hat mich sehr gefreut, Mrs. MacKinnan.«
»Komm ins Haus, Claire«, sagte Mary

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