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Im Schatten des Pferdemondes

Im Schatten des Pferdemondes

Titel: Im Schatten des Pferdemondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evita Wolff
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MacKinnan. »Wenn Männer erst mal anfangen über Pferde zu schwatzen ... Sollten wir nicht was mit diesem da machen?« Mary blickte unsicher nach Turner.
Claire trat zum Auto und legte ihm durch das offene Fenster der Fahrertür eine Hand auf die Schulter. Turner rutschte tiefer in das Sitzpolster und gab ein röhrendes Schnarchen von sich.
Mary grinste: »Laß den lieber, Claire, sonst wird mir noch die Milch sauer.«
Lachend gingen sie über den kopfsteingepflasterten Hof zum Haus.
Eric war über den Zaun geklettert und hielt auf die Gruppe der Pferde zu. Sie waren knapp größer als Ponys, zottig, und sie wirkten hart und ausdauernd. Als er näherkam, sah er, daß ein Mann, es mußte Billy sein, in einer ihm nur zu vertrauten Haltung dicht hinter einem der Pferde stand, dessen Leib aufgetrieben war. Er beschleunigte seinen Schritt. »Guten Tag, Sir. Kann ich Ihnen helfen?«
Der Mann drehte sich um, zog seinen verschmierten Arm unter dem Schweif des Pferdes hervor und richtete sich auf. Er war groß und vierschrötig, mit einem vor Anstrengung geröteten Gesicht, aus dem zwei hellblaue Augen den Fremden einzuschätzen versuchten. »Helfen?« Eric noch immer ansehend, seifte er langsam seine Arme und Hände in einem Eimer ab. Eric hatte sofort die Situation erfaßt: Posterior-anteriore Präsentation eines großen Fohlens in einer kleinen Stute, und Billy hatte Hände, die zu seinem breiten Rücken und seinen mächtigen Schultern paßten.
»Wann hat sie das Fruchtwasser verloren?« Er tastete den geschwollenen Rumpf ab und krempelte bereits seine Ärmel auf.
»Muß schon länger her sein«, sagte Billy wie betäubt. »Ich fand sie vor etwa 'ner Stunde, als ich ihnen Heu bringen wollte. Ist zu früh für sie, sie wär' eigentlich erst nächste Woche dran. Ich weiß nicht, ob das Fohlen noch lebt. Da ist ein Durcheinander von Beinen, und der Hintern liegt genau, wie er nicht liegen soll.«
Eric nickte. Er bemerkte auch, daß die Augenhöhlen der Stute eingesunken waren, und daß sie kaum mehr preßte. Es war keine Zeit zu verlieren. »Könnte ich frisches heißes Wasser haben, bitte? Ein sauberes Handtuch, und – haben Sie ein Gleitmittel?« Wenn die Fruchtblase schon vor längerer Zeit geplatzt war, und wenn Billy mit diesen Riesenhänden seit einer Stunde nach dem Fohlen fischte, konnte er sich vorstellen, daß die vaginalen Wände so trocken wie Sandpapier waren.
»Äh ...«
»Vaseline? Melkfett?«
»Aye.«
»Ich sag's nicht gern, aber viel Zeit bleibt uns nicht. Es könnte sein, daß Sie auch die Stute verlieren.«
»Oh, aye – Wasser, Seife, Handtuch, Melkfett.«
»Und bringen Sie auch Stricke mit, so dünn und so sauber wie möglich, hören Sie!«
»Stricke – aye!«
Eric sah, wie der große schwere Mann mit überraschender Geschwindigkeit über die Wiese auf die Stallgebäude zuhastete, und streichelte das Gesicht der kleinen Stute. Sein Herz hämmerte ihm in den Ohren. Als Billy in erstaunlich kurzer Zeit wieder da war, tauchte er seine Arme in das beinah kochendheiße Wasser und unterdrückte einen Schmerzenslaut. »Haben Sie nicht versucht, den Tierarzt zu erreichen?«
»Der alte Timmy liegt seit einer Woche krank im Bett. Ist nicht mehr der Jüngste.«
»Wohnt er weit von hier?« Eric schob seine eingefettete Hand in die Vagina der kleinen zitternden Stute, die nicht den geringsten Widerstand leistete. Wenn er bloß eine stimulierende Injektion geben könnte, die die Stute zum geeigneten Zeitpunkt zu erneutem Pressen veranlaßte! Timmy hatte die Medikamente, die ihm fehlten.
»Aye, im nächsten Dorf. Fünfzehn Meilen von hier.«
Fünfzehn Meilen!
Fünfzehn Meilen hin, Erklärungen und Kramen nach dem Notwendigen, fünfzehn Meilen zurück! Eric unterdrückte einen Fluch und schloß die Augen, während seine Hand herumtastete. Da war die Kruppe ... der gebogene Rücken ... da, ein Hinterhuf ... das linke Hinterbein, unter den Leib gezogen. Dann der rechte, grotesk verdreht. Und auch er hatte keine Ahnung, ob das Fohlen noch lebte. Brust und Kopf befanden sich außerhalb seiner Reichweite. Er tastete und schob und manövrierte, und mit unendlicher Geduld und Vorsicht gelang es ihm schließlich, die verdrehten Gliedmaßen auszurichten. Aber es schien unmöglich, das Fohlen in dem kleinen Uterus umzudrehen und seinen Kopf auf die gestreckten Vorderbeine zu bringen. Er kehrte zum Eimer zurück, wusch sich hastig die Arme und tauchte die Stricke ins Wasser. Wenn er bloß ein Antiseptikum hätte. Er haßte den

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