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Im Schatten des Ringes

Im Schatten des Ringes

Titel: Im Schatten des Ringes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cynthia Felice
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ein solches veranstaltete, wenn er den Tempel oder seine ihm allein vorbehaltenen Sandgruben zur Erleichterung aufsuchte, auf dem verregneten Marktplatz, oder während er auf der Mauer seiner erst teilweise fertiggestellten Festung stand. Er war für die Leute an jedem Ort zu jeder Zeit ansprechbar, mied dabei jeden Pomp, genoß jedoch jeglichen Luxus.
    Als Akadem sich an ihn wandte, hielt er sich gerade im Altarraum der Göttin Klarheit auf und spielte mit der schwebenden Darstellung der Göttin und sah zu, wie die Figurine vom Sockel hochsprang in den Käfig, der die Magnetsteinbasis und die Statue davor bewahrte, auseinander zu fliegen. Prinz Chel, Tarana und einige seiner Krieger befanden sich in seiner Begleitung. Obwohl seine Augen immer noch vergnügt lachten, unterbrach der Auftritt von zwanzig mit den rituellen Gewändern bekleideten Akademern doch sein Spiel.
    Nacheinander durchquerten wir den Raum und legten Goldmünzen in seine Hand. Rellar, der zu den ersten gehörte, blieb neben ihm stehen, während die Münzen klirrten und das Lachen aus den Augen des Königs wich. Ich hoffte inständig, daß Klarheit wenigstens in ihrem eigenen Altarraum die Menschen günstig beeinflussen konnte.
    „Sie beleidigen dich, indem sie deine Großzügigkeit zurückweisen“, sagte Tarana verblüfft. Es war offensichtlich, daß Rellar nicht erklären mußte, daß wir das Geschenk des Königs zurückgaben.
    Rellar beachtete die Hüterin nicht und wandte sich an den König: „Akadem ist eine sich selbst lenkende Institution, deren Philosophie die Macht jenen zuerkennt, denen sie im Grunde gehört, nämlich der Aristokratie. Indem wir Euch die Münzen zurückgeben, dokumentieren wir unsere Standhaftigkeit und Zurückhaltung. Dafür erbitten wir von Euch einen Beweis Eures guten Willens.“
    „Ich verstehe nicht“, sagte der König. Seine Hände waren mit Münzen gefüllt, welche er nachlässig seinen Begleitern übergab und dabei viele fallen ließ. „Beschuldigt Ihr mich etwa, Akadem zu untergraben? Oder ist das eine Revolte?“ Er war ohne Zweifel verärgert.
    Rellar bemühte sich um eine freundliche Pose, hielt seinen Schwanz entspannt und seine Ohren aufgerichtet. „Wir sind nicht daran gewöhnt, als einmalig angesehen zu werden, und Euer Interesse und Eure Großzügigkeit überraschte uns über die Maßen. Zugegeben, viele von uns sind sehr arm, und wir hätten für Eure Münzen ganz sicher Verwendung. Unsere Armut ist jedoch harmlos im Vergleich mit dem Wohlergehen der Gemeinschaft. Wenn die Gemeinschaft aufblüht, geht es auch uns besser, wie es auch sein sollte. Begreift Ihr denn nicht, daß wenn wir auf andere Art belohnt werden, wir im Laufe der Zeit auch Eure Macht aushöhlen könnten?“
    Für einen Moment starrte der Erobererkönig Rellar schweigend an. Dann warf er den Kopf zurück und lachte herzhaft auf. „Bei den Göttern!“ rief er. „Das könntet Ihr wirklich!“
    „Aber sie lehnen jede Bezahlung ab, ehe ihre Werke vollendet sind“, mischte Tarana sich hastig ein. Sie trat zwischen Rellar und den König. „Sie sind zu arm, ihre Schützlinge zu füttern. Und du brauchst dringend ausgebildete Leute, wenn du die Grenzen deines Reiches erweitern willst und wir die Zukunft verändern wollen.“
    Nachdenklich schüttelte der König den Kopf. „Die Vision, die du im heiligen Feuer der akademischen Missionare gesehen hast, könnte sehr gut die Zukunft verändern“, sagte er ernst, „und diese Veränderung könnte ebenso schlimm und fatal sein wie die, der wir soeben gegenüberstehen. Akadem ist die einzige halbwegs sichere Garantie für allgemeinen Aufschwung und Wohlstand ohne einen Krieg. Sie allein besitzen das Wissen, Getreideernten zu verbessern und leicht zu verteidigende Festungen zu bauen. Ihre Existenz hängt von ihrem Erfolg bei ihren Projekten ab, denn wenn sie keinen Erfolg haben, werden sie nicht belohnt. Wenn ich sie unterstütze, brauchen sie nicht immer recht zu haben. Sie hätten vor jedem und in allem einen Vorsprung, mich eingeschlossen.“ Raffinierterweise erwähnte er nicht, daß Visionen, die man im rituellen Feuer sah, nichts anderes waren als Trugbilder des Tempels. Ich bewunderte den König, einen Mann, der sich von der Tempelhüterin nicht unter Druck setzen ließ, mit der er einen Traum teilte.
    Als Rellar nickte, wackelte unwillkürlich sein Schwanz in einem Ausdruck der Befriedigung. Daß der König die Gefahr erkannte, die ihm drohte, war ein wichtiger Schritt zum

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