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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Kahi
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ohne Mann und ohne dessen Geld da, sondern auch ohne Wohnung.» Geigy goss sich ein zweites Glas Wasser ein. «Sie haben wohl angenommen, der ordentliche Stephan hätte ein Testament gemacht und sie darin begünstigt. Also beseitigten Sie ihn, bevor er Sie verlassen und das Testament wieder ändern konnte.»
    Obwohl dies kaum möglich war, wurde Floras Gesicht noch weisser. «Sie … Sie …», stammelte sie. Dann brach sie in hysterisches Lachen aus.
    «Sind Sie jetzt zufrieden?» Kurt Bretscher war von seinem Tisch aufgestanden und baute sich vor Geigy auf. «Die Polizei, dein Freund und Helfer. Ich lach mich kaputt. Sie sollten sich was schämen!»
    «Recht hast du. So was auch nur zu denken. Von unserer Flora. Kein Wunder, wirft man euch vor, ihr würdet unverhältnismässig und in diskriminierender Art und Weise handeln», sprang Hans-Jakob Käser seinem Freund bei.
    «Erzählen Sie mir nicht, wie ich meine Arbeit tun soll», fauchte Geigy ungehalten.
    Inzwischen hatte sich Flora wieder gefangen. «Sie mögen etwas von Ihrer … Arbeit … verstehen, doch von Menschen haben Sie nicht den Hauch einer Ahnung.»
    «Meinen Sie? Was finden Sie denn zu dieser Version: Sie überraschen Ihren Freund mit seiner Frau im Bett. Ihnen ist klar, dass Sie ihn nicht länger halten können. Also sagen Sie sich: Kann ich ihn nicht haben, soll ihn auch keine andere haben.» Geigy machte eine Pause. «Raffiniert, die Sache mit dem Bumerang. Da muss man zuerst drauf kommen. Jemanden erschiessen erregt viel zu viel Aufmerksamkeit. Es hat ja nicht jeder gleich einen Schalldämpfer zur Hand. Gibt je nachdem auch eine ziemliche Schweinerei. Erstechen erst recht. Da besteht vor allem die Gefahr eines Kampfes. Für eine zarte Person wie sie ein Risiko mit unkalkulierbarem Ausgang. Der Bumerang aber … Sie brauchen sich nicht die Hände schmutzig zu machen. Und bis jemand begreift, was passiert ist, sind Sie längst über alle Berge.»
    «Jetzt reicht’s!» Kurt Bretscher bohrte Geigy den Zeigefinger in die Brust. «Noch ein Wort, und Sie wünschten, Ihre Mutter hätte Sie nie geboren.»
    Geigy lachte trocken und schob Bretschers Hand weg. «Saubere Freunde haben Sie. Am Ende haben die die Drecksarbeit für Sie erledigt.»
    «Porca miseria!»
    «D-d-das wird ja immer besser.»
    Geigy beachtete die Männer nicht weiter. Er musterte Flora eindringlich. «Wo waren Sie eigentlich am Freitag gegen siebzehn Uhr dreissig?»
    «D-d-die Flora? D-d-die war hier!»
    Floras Züge, die im Verlauf der letzten Minuten zwischen Schmerz, Unglauben und Verzweiflung geschwankt hatten, entspannten sich etwas. «Da hören Sie’s», sagte sie tonlos.
    «In diesem Fall macht es Ihnen bestimmt nichts aus, in einer halben Stunde auf dem Polizeikommando zu erscheinen, damit die Kollegen von der Kriminaltechnik Ihre Fingerabdrücke nehmen können.»
    Flora wandte sich wortlos ab und verschwand im Inneren der Imbissbude.
    «Das Vergnügen war ganz meinerseits», rief ihr Geigy hinterher. Er legte fünf Franken auf die Theke. «Das ist für das Wasser.»
    «Was sind Sie doch für ein erbärmliches Arschloch.» Man sah Kurt Bretscher an, wie viel Überwindung es ihn kostete, Geigy nicht mit blossen Händen zu erwürgen.

SECHZEHN
    «Einmal Chicken Nuggets, zweimal Cheeseburger, ein Big Mac, eine Portion Shrimps, ein Wrap mit Mozzarella und Tomaten und sechsmal Pommes mit Ketchup.» Unold nahm Kartonbox für Kartonbox aus der grossen dunkelbraunen Papiertüte und legte sie auf den Konferenztisch. Die kleine Plastikschale, gefüllt mit Blattsalat, Rüebli und Cherrytomaten, die bis zuletzt in der Tüte verblieben war, stellte er an seinen Platz.
    Häuptlein zog das zu einer Rolle gewickelte Fladenbrot und eine Frittenportion zu sich hin. «Sechsmal Pommes? Ist jemand auf Diät, oder haben Sie falsch gezählt?»
    «Hat alles seine Richtigkeit. Mir ist der Appetit vergangen.»
    Nasser sah Unold mitfühlend an. «’s ist bei jedem Neuling dasselbe. Schlägt ganz schön auf den Magen, so ’ne Mordermittlung.»
    «Darum geht es nicht.»
    Nasser blickte erst zu Unold, dann zu Geigy. «Habt ihr euch gezofft?»
    «Sagen wir, wir waren uns uneinig, wie man eine … eine Auskunftsperson befragt», gab Geigy zurück.
    «Das war unnötig und indiskutabel, und das wissen Sie genau.»
    «Was diskutabel ist oder nicht, kann ich besser beurteilen als Sie. Nicht jeder Mörder hat einen Vollbart, eine Hakennase und einen stechenden Blick.»
    «Scheiss auf Ihr Urteil! Das war keine

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