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Im Schatten des Schloessli

Im Schatten des Schloessli

Titel: Im Schatten des Schloessli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Kahi
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‹Gemüse›?»
    Eben war Flora mit einem Tablett voller Gläser, die Getränke in den schillerndsten Farben enthielten, zu den Männern getreten.
    «Eines muss man der Rothpletz lassen: Blass ist das junge Ding wirklich.»
    «Frau Winkelried hat ihren Freund verloren, soll sie etwa jubilieren?»
    «Ich sage ja nichts. Ich konstatiere bloss.»
    Inzwischen hatten Geigy und Unold die Theke erreicht und blieben abwartend stehen.
    «Kann ich etwas für Sie … Oh, Herr Unold.» Obwohl Flora nicht lächelte, war es offenkundig, dass sie sich freute. «Ich bin gleich bei Ihnen.»
    «L-l-lass das nur stehen, d-d-das machen wir schon.» Alain Schaad zog das Servierbrett zu sich hin und begann, die Säfte zu verteilen.
    «Was würde ich nur ohne euch tun.» Obwohl ihre Hände weder nass noch schmutzig waren, rieb Flora damit mehrmals über die rote Schürze, die sie um die Hüfte gewickelt trug. Mit drei Schritten war sie bei den Neuankömmlingen.
    «Was darf ich Ihnen bringen?»
    «Wir sind dienstlich hier. Kantonspolizei», sagte Geigy, bevor Unold den Mund auftun konnte. «Bernhard Geigy, Kripo Aargau. Herrn Unold kennen Sie offenbar bereits. Kommen wir gleich zur Sache: Über den Obduktionsbericht wurden Sie informiert?»
    Flora nickte.
    «Wie ich dem Tatortfundbericht entnehmen konnte, haben meine Kollegen Sie am Freitag bereits nach allfälligen Feinden Ihres Freundes gefragt.»
    Sie bejahte erneut.
    «Sie sagten damals, Ihnen sei niemand bekannt, der einen Hass auf Stephan Rotpletz gehabt haben könnte. Ist das richtig?»
    «Das ist richtig», murmelte Flora matt.
    «Haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen? Ist Ihnen in der Zwischenzeit vielleicht jemand eingefallen, mit dem Ihr Freund Streit hatte? Gewöhnlich hat jeder Mensch Leute in seinem Umfeld, die ihn nicht ausstehen können.»
    «Mir fällt wirklich niemand ein. Ich kannte Stephan nicht sehr gut», fügte sie entschuldigend hinzu.
    «Aber er war schon Ihr Freund?»
    «Wir waren noch nicht lange zusammen. Und überhaupt: Jemanden nicht ausstehen können heisst doch nicht, dass man ihn gleich umbringt.»
    «Nun gut, lassen wir das. Ihr Freund hatte eine gereizte Magenschleimhaut und Vernarbungen, die von früheren Magengeschwüren herrührten. Hatte er Sorgen? Probleme bei der Arbeit? Stress mit Patienten? Freunden? Ehemaligen … Bekannten?»
    «Ich … ich weiss nicht, ob …»
    «Frau Winkelried, hier geht es um Mord. Sie sollten uns alles erzählen, was Sie wissen.»
    Beim Wort «Mord» wurde Flora eine Spur bleicher. «Stephan hat mich gebeten –»
    «Frau Win-kel-ried!»
    «Da war was. Ein Bericht für die ‹Ökosana›. Irgendeine lebenswichtige Behandlung, die die Kasse nicht mehr bezahlen wollte. Angeblich, weil sie zu teuer war.»
    «Und?»
    «Zuerst hat Stephan getan, was die Krankenkasse wollte.»
    «Das heisst?»
    «So genau weiss ich das auch wieder nicht. Er hat die Angelegenheit nur kurz erwähnt.»
    «Sie wollen allen Ernstes behaupten, die Arbeit belastete ihren Freund so sehr, dass er auf der Schwelle zu einem Magengeschwür stand, und er hat nicht regelmässig mit Ihnen darüber gesprochen?»
    «Seine Arbeit war streng vertraulich.»
    «Aber wozu sind Partner dann da?»
    Flora warf einen flüchtigen Blick auf Geigys Hände. «Besprechen Sie Ihre Fälle mit Ihrer Frau?»
    Geigy schwieg.
    «Sehen Sie.»
    «Dafür ist meine Frau jetzt auch weg.»
    «Und Stephan tot.» Flora schob den linken Zeigefinger in den Mund und kaute auf dem Nagel herum. Als sie gewahrte, was sie tat, zog sie den Finger hastig heraus und liess die Hand auf die Theke sinken. «Ich erinnere mich, dass er etwas von Verteilungsgerechtigkeit sagte. Und von einem Bundesgerichtsurteil. Dieses sei der Grund, dass er der Patientin die Behandlung nicht mehr bewilligen könne. Stephan war empört über das Verhalten der ‹Ökosana›, und er schämte sich zutiefst, dass er der Krankenkasse nicht die Stirn geboten hatte.»
    «Und dann?»
    «Ich habe ihm geraten, einen neuen Bericht zu schreiben und die Dinge wieder geradezurücken.»
    «Ja und?»
    «Das ist alles. Mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen.»
    Geigy zupfte eine Herzchenserviette aus dem Spender, der schräg vor ihm auf der Theke lag, und tupfte damit über Stirn und Gesicht. «Ein Glas Eiswasser nähme ich jetzt doch ganz gern. Ist wirklich eine Affenhitze heute.»
    Noch ehe Geigy zu Ende gesprochen hatte, war Flora im Inneren ihrer Imbissbude verschwunden. Keine Minute später kehrte sie mit einer bauchigen

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