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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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ernsthaft verletzt war. Offenbar hatte der Wolf Glück gehabt und war von einer Kugel aus Brodies Gewehr lediglich gestreift worden. Als sie aufsah, stockte ihr der Atem.
    Der Wolf starrte sie an und begann zu knurren. Eliza wagte es nicht, sich zu bewegen oder auch nur zu atmen. Im Bann seiner funkelnden Augen stieg erneut Angst in ihr auf. Würde er sie angreifen? Würde sie in dieser Höhle jämmerlich umkommen, zerfleischt von einem wilden Tier?
    Dann aber wandte der Wolf den Blick von ihr ab und begann, auf dem Boden zu schnüffeln. Er schnappte sich das letzte Stück Brot und zog sich wieder in die Höhlenkammer zurück, aus der er aufgetaucht war. Eliza bewegte sich langsam in Richtung Höhlenausgang. Schweiß stand ihr auf der Stirn, ihr Herz klopfte, als wollte es zerspringen. Endlich sah sie Tageslicht. Sie huschte ins Freie und lief so schnell ihre Beine sie trugen zurück in die Sicherheit des Hanging Rocks Inn.
     
    Eliza zuckte zusammen, als die Hintertür schwungvoll geöffnet wurde und Tilly ins Haus kam.
    »Bist du mit deinem Artikel vorangekommen?«, fragte sie völlig unbedarft.
    Eliza erschrak. Sie war erst kurz zurück, und ihre Gedanken kreisten um das gerade Erlebte. Sie wusste auf Anhieb nicht, was sie erwidern sollte. »Oh, ich … nein, nicht so richtig«, sagte sie schuldbewusst, dem Blick ihrer Tante ausweichend. »Manchmal läuft es eben nicht so glatt.«
    Tilly runzelte die Stirn. Ob sie vielleicht etwas ahnte?
    »Mach dir nichts draus, Liebes«, sagte Tilly dann aber. »Du hast ja noch ein paar Tage bis zum Wochenende. Bis dahin fällt dir bestimmt etwas ein. Hatte Sarah Hargraves denn keine nützlichen Informationen?«
    »Sarah …?« Eliza hatte noch nie besonders gut lügen können; deshalb fiel es ihr auch jetzt nicht leicht. »Eigentlich nicht«, sagte sie ausweichend. »Sie hat mir alles über ihren Mann und die ungewöhnliche Beziehung erzählt, die sie mit ihm hatte.«
    »W as meinst du mit ›ungewöhnlich‹?«
    »Sarah sagt, sie wären fast nie einer Meinung gewesen.«
    Tilly lächelte. »Stimmt, sie hatten viele kleine Streitereien, waren aber trotzdem ein Herz und eine Seele.«
    »Sarah hat gesagt, sie seien glücklich gewesen«, fuhr Eliza fort.
    »Sie waren sehr glücklich«, bestätigte Tilly.
    »Sarah sagte, wenn es einen Streit gab, sind manchmal die Fetzen geflogen.«
    »Das stimmt.« Tilly kicherte. »So wie bei dir und Brodie.«
    Elizas Augen weiteten sich. »W as haben Brodie und ich denn damit zu tun? Wir können es manchmal kaum aushalten, auch nur zusammen in einem Zimmer zu sein.«
    Tillys Lächeln wurde breiter. »Ja, eben. Dann fliegen die Fetzen«, sagte sie. »Und das wäre nicht so, wenn es keine Anziehung gäbe.«
    »Es gibt keine Anziehung . Brodie und ich werden uns niemals verstehen«, beharrte Eliza.
    »Du willst doch wohl nicht leugnen, dass du ihn attraktiv findest!« Tilly lächelte. »Mir ist nicht entgangen, wie du ihn anschaust.«
    Eliza errötete. »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    »O doch«, gab Tilly, die Elizas glühende Wangen als Beweis ansah, zurück. »Ich …«
    Sie verstummte, als draußen Geräusche zu hören waren. Erstaunt stellten die beiden Frauen fest, dass Noah auf seinem Esel hergeritten kam. Er sah wütend aus.
    Tilly öffnete die Hintertür.
    »Noah! Was für eine nette Überraschung! Was führt Sie zu uns?«, begrüßte sie ihn und bat ihn mit einer Handbewegung ins Haus.
    »Ich hätte nie gedacht, dass Sie mich verraten würden, Miss Sheehan«, beschuldigte Noah sie. Atemlos stand er auf der Veranda und starrte Tilly an.
    Tilly hatte ihn noch nie so aufgebracht gesehen. »Sie verraten? Wovon in aller Welt reden Sie, Noah?«
    »Myra Ferris hat gesagt, in der Zeitung würde etwas über mich stehen. Als andere Leute in der Stadt es dann gelesen haben, redeten auf einmal alle darüber und zeigten mit dem Finger auf mich. Einige waren regelrecht schockiert. Ich hab es nicht verstanden, bis sie meinen Vater erwähnten.«
    Tilly blieb die Luft weg.
    »Als die Farmer hörten, was die Leute sagten, wurden sie schrecklich böse. Sie haben mich beschuldigt, haben mir gedroht und mich aus der Stadt gejagt …« Noahs Stimme brach vor Zorn und Furcht, als er an die Farmer dachte, die mit Stöcken und Gewehren auf ihn losgegangen waren. Er warf immer wieder einen Blick in Richtung Stadt, als hätte er die Befürchtung, verfolgt zu werden.
    »W as genau stand denn in der Zeitung, Noah?«, fragte Tilly verwirrt, ehe ihr

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