Im Schatten des Teebaums - Roman
flüsterte Alistair ihr verführerisch ins Ohr. In Wahrheit wollte er wissen, ob sie von ihm geträumt hatte, und ihr Erröten war ihm Antwort genug.
»Ja, danke«, sagte Katie verschämt.
Alistair setzte sich. »Freuen Sie sich schon darauf, nach Hause zu fahren?«
»Nein«, sagte Katie wahrheitsgemäß, »aber wenn ich nicht fahre, werden meine Eltern vermutlich einen Suchtrupp nach mir losschicken.«
Alistair setzte eine betroffene Miene auf. »Ich werde Sie vermissen, Katie. Ich weiß, wir kennen uns erst seit ein paar Tagen, aber ich fühle mich Ihnen sehr nahe …«
»Oh, Alistair, mir geht es genauso«, flüsterte Katie bewegt und legte ihre Hand auf seine. Sie glaubte, den Boden unter den Füßen zu verlieren, doch es war ein wundervolles Gefühl.
Alistair legte seine andere Hand über ihre. Er sah, dass sie allmählich schwach wurde. Wenn er sie nur noch ein bisschen mehr bedrängte, würde sie in Tantanoola bleiben. »Dann reisen Sie bitte nicht ab. Ich werde nur noch ein paar Tage hier sein. Dann muss ich wieder nach Millicent, und wer weiß, wann wir uns dann wiedersehen. Können Sie nicht wenigstens noch eine Nacht bleiben?«
Katie war hin und her gerissen. »Meine Eltern haben gestern schon mit mir gerechnet. Ich bin sicher, sie machen sich Sorgen.« Außerdem hatte man sie bereits am Montagmorgen im Bekleidungsgeschäft zur Arbeit zurückerwartet.
»Sie sind eine erwachsene Frau, Katie, und eine sehr schöne Frau, wie ich hinzufügen möchte. Sollten Sie nicht Ihr eigenes Leben führen?«
Katie fand, dass Alistair in diesem Punkt recht hatte. »Ich wohne noch bei meinen Eltern, deshalb muss ich eine gewisse Rücksicht auf sie nehmen.«
»Natürlich, und ich würde Ihnen niemals etwas anderes nahelegen. Sie könnten Ihren Eltern der Höflichkeit halber eine Nachricht zukommen lassen, dass Sie noch eine Nacht bleiben, oder vielleicht zwei. Ich bin sicher, sie werden nichts dagegen einzuwenden haben, vor allem, da Ihre Schwester hier bei Ihnen ist.«
Katie war glücklich, dass er sie bat, in der Stadt zu bleiben, wusste aber nicht, was sie tun sollte. Auch sie wollte gern bleiben, aber sollte sie riskieren, den Zorn ihrer Eltern zu entfachen?
Alistair fand, dass es an der Zeit sei, alle Register zu ziehen. »Ich habe mir geschworen, meine Selbstachtung zu wahren und nicht zu betteln, aber … aber ich kann einfach nicht anders. Bitte bleiben Sie, Katie. Ich kann die Vorstellung nicht ertragen, Sie vielleicht Wochen oder gar Monate nicht wiederzusehen. Mein Redakteur, Mr. Henry, zwingt mich an den meisten Wochenenden, die ich in Millicent verbringe, zu arbeiten. Hier in Tantanoola, wo er mir nicht über die Schulter schauen kann, habe ich ein klein wenig Freizeit, und ich will nicht die Gelegenheit verlieren, jede freie Minute mit Ihnen zu verbringen.« Er konnte an ihrer Miene ablesen, dass sie kurz davor war, seiner Bitte nachzugeben. Er musste ihr nur noch einen letzten Anreiz geben. »Ich habe gestern Nacht kein Auge zugetan, weil ich noch nie einer Frau wie Ihnen begegnet bin. Sie sind etwas ganz Besonderes.«
»Danke, Alistair. Ich werde gleich ein Telegramm an meine Eltern schicken und ihnen sagen, dass ich noch zwei Nächte länger bleibe.«
»Zwei Nächte? Wirklich?«
»W enn schon, denn schon«, sagte Katie kokett. Sie freute sich ohnehin nicht darauf, in ihr gewohntes Leben zurückzukehren.
»Großartig«, sagte Alistair strahlend, während er ihr eine Tasse Tee einschenkte. »W as wollen wir heute unternehmen?«
»Müssen Sie denn keinen Artikel schreiben, Alistair? Ich will Sie nicht in Ihrer Arbeit unterbrechen.«
»Doch, aber ich dachte, Sie könnten mir vielleicht dabei behilflich sein.« Er hatte die ganze Nacht darüber nachgedacht, wie er Katie für seine Arbeit interessieren könnte, in der Hoffnung, dass sie ihm dabei unwissentlich ein paar Hinweise darauf gab, was Eliza tat.
»Das klingt aufregend«, sagte Katie. Sie hatte sich noch nie besonders für die Welt des Journalismus interessiert, doch mit Alistair zu arbeiten war eine verlockende Aussicht.
Henrietta war noch nicht lange auf, als Katies Telegramm eintraf. Sie rechnete mit dem Schlimmsten, als sie es entgegennahm. Clive hatte ihr gesagt, er würde Mount Gambier Ende der Woche in Richtung Montrose Park verlassen. Offenbar war der Verwalter, der sich um sein Grundstück in den Kimberlys kümmerte, von einer Schlange gebissen worden und befand sich in einem kritischen Zustand. Clive ließ nichts
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