Im Schatten des Teebaums - Roman

klang logisch. »W as ist mit Brodie Chandler und Eliza Dickens?«, fragte er dann. Er hatte sie den ganzen Tag nicht in der Stadt gesehen, und Bill hatte nicht erwähnt, dass sie im Hanging Rocks Inn gewesen waren.
    »W as soll mit denen sein?«, fragte Mannie.
    »Haben Sie sie im Hanging Rocks Inn gesehen?«
    »Nein«, sagte Bill. »Brodie Chandler hat die Stadt offenbar verlassen. Und Eliza Dickens war nicht im Hanging Rocks Inn. Tilly hat auch nichts von ihr gesagt.«
    »W as glauben Sie, wo sie gewesen ist?«, fragte Alistair nun Katie, während er sie zu dem versprochenen Abendessen in den Speisesaal führte. Er hatte es den ganzen Tag nicht gewagt, Eliza zu erwähnen, da er Katie nicht aus der Fassung bringen wollte, doch er konnte seine Neugier nicht verhehlen.
    »Ich weiß es nicht. Warum fragen Sie?« Katie konnte den Anflug von Zorn in ihrer Stimme nicht verbergen. Wenn Alistair wieder den ganzen Abend über Eliza reden wollte, würde sie früh zu Bett gehen.
    »Ich bin bloß neugierig. Wir haben sie nicht gesehen, und wenn sie nicht im Hanging Rocks Inn oder in der Stadt war, frage ich mich, wo sie gewesen sein könnte. Sie nehmen doch nicht an, dass sie zurück nach Mount Gambier gefahren ist, oder?«
    Daran hatte Katie noch gar nicht gedacht. »Nein«, sagte sie, mit einem Mal niedergeschlagen.
    »Sie muss einer Story auf der Spur gewesen sein«, dachte Alistair laut. »W as das wohl sein könnte …?«
    Katie konnte sehen, wohin seine Gedanken ihn führten, und Zorn stieg in ihr auf. Sie hatte ihm den ganzen Tag bei der Arbeit geholfen; jetzt wollte sie seine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Alistair, wenn Sie wieder den ganzen Abend über meine Schwester und Ihre Artikel reden wollen, werde ich früh zu Bett gehen …«
    Alistair zuckte zusammen. Er war in Gedanken ganz woanders gewesen. »T ut mir leid, Katie«, sagte er in gespielter Verzweiflung, den Kopf auf die Hände gestützt. »Sie wissen nicht, unter welchem Druck ich stehe. Wenn ich die Story über den Tiger nicht als Erster bringe, werde ich gefeuert.«
    Sofort bekam Katie Gewissensbisse. War sie egoistisch und gedankenlos gewesen? »Oh, Alistair, ich wusste nicht, dass Sie sich solche Sorgen machen. Was kann ich tun, um Ihnen zu helfen?«
    Alistair sah auf. »Gar nichts, meine Liebe. Sie werden morgen nach Hause fahren.«
    »W ürde ich noch im Hanging Rocks Inn wohnen, hätte ich vielleicht irgendetwas herausgefunden, was Ihnen weitergeholfen hätte«, sagte Katie.
    Alistair konnte seine Aufregung kaum noch im Zaum halten. Endlich begriff sie.
    »Aber jetzt ist es zu spät, oder?«, sagte Katie mutlos, da sie annahm, dass sie alle Brücken zu ihrer Tante abgebrochen hatte.
    »V ielleicht nicht«, sagte Alistair, der die Idee nicht fallen lassen wollte.
    »Ich muss morgen früh nach Hause fahren«, sagte Katie. »Ich muss meine Eltern und meinen Arbeitgeber sehen …«
    »W ie schade, dass Ihnen kein Urlaub zusteht«, sagte Alistair bedeutungsvoll.
    »Ehrlich gesagt … habe ich noch eine Woche Urlaub, die ich über Weihnachten nehmen wollte«, sagte Katie. »V ielleicht würde Miss Beatrice mir erlauben, den Urlaub schon jetzt zu nehmen.« Plötzlich wurde ihre Miene wieder ernst. »Aber ich müsste mich bei meiner Tante entschuldigen, und ich würde höchstens eine Woche bei ihr im Hanging Rocks Inn verbringen. Ich will es auch nicht wirklich, Alistair. Außerdem hat sie zu mir gesagt, mein Zimmer sei bereits reserviert.« Sie zog einen Schmollmund.
    »Sie könnten hierbleiben, wenn wir Ihr Zimmer reservieren. Dann besuchen wir Ihre Tante einfach im Hanging Rocks Inn«, schlug Alistair vor. »Auf die Weise könnten Sie herausfinden, was los ist, und damit wäre mir schon sehr geholfen.«
    »Also gut«, sagte Katie. »Ich muss allerdings morgen erst nach Hause fahren, um meinen Arbeitgeber zu sprechen und meinen Urlaub einzureichen. Wenn alles gut geht und Miss Beatrice einverstanden ist, komme ich sofort wieder, fahre gleich nach meiner Rückkehr zum Hanging Rocks Inn und werde mich mit Eliza und meiner Tante versöhnen. Ich mag Tilly nicht besonders, aber ich könnte Ihnen zuliebe so tun, als würde ich mein Verhalten bereuen.«
    »Oh, Katie, Sie sind ein wundervolles Mädchen!«, sagte Alistair schwärmerisch. »Ich könnte mein Herz an Sie verlieren!«
    Katie errötete. »Die letzten beiden Tage waren sehr schön für mich, Alistair«, sagte sie leise.
    Das konnte Alistair für sich allerdings nicht behaupten. Er hatte zwar so getan als