Im Schatten des Teebaums - Roman
nahe zu sein war wundervoll. Sie wäre am liebsten für immer in seinen Armen geblieben.
Noah und Tilly dösten in ihren Sesseln, als ein Geräusch von draußen sie aufschreckte. Sie setzten sich mit einem Ruck auf und lauschten.
»Kommt da ein Pferd die Auffahrt hoch?«, fragte Tilly aufgeregt und erhob sich. Sie trat ans Fenster und spähte hinaus. Noah verharrte mit genügendem Abstand.
»Können Sie sehen, ob es Angus ist?«, fragte er. Er betete, dass mit Brodie und Eliza alles in Ordnung war.
»Ja, ich glaube«, sagte Tilly und stürzte zur Hintertür, um sie aufzusperren.
»T ante Tilly«, rief Eliza, als sie ihre Silhouette im Türrahmen sah. »Ist Noah da? Ich brauche seine Hilfe.«
»Ja«, rief Tilly. Sie und Noah eilten zu den Ankömmlingen.
»Sie müssen Brodie helfen«, rief Eliza Noah zu. »Er ist verletzt.«
»W as ist passiert?«, fragte Tilly ängstlich, während Noah Brodie vom Pferd half. Langsam gingen sie zum Haus.
»Brodie ist in eine Kaninchenfalle getreten. Er hat eine Fleischwunde, und es könnte sein, dass er sich den Knöchel gebrochen hat.«
»Ich hole meinen Verbandskasten!« Tilly eilte voraus. Einen gebrochenen Knöchel konnte sie nicht heilen, aber offene Wunden konnte sie versorgen.
Nachdem Noah Brodie ins Haus geholfen hatte, führte er ihn in sein Zimmer und legte ihn aufs Bett.
Tilly breitete ein Handtuch unter Brodies Bein aus und besah sich die Wunden. »Oh, das kriegen wir schon hin«, sagte sie fröhlich, um ihr Entsetzen zu überspielen. Von den Zacken der Falle hatte Brodie vier Fleischwunden am Bein, zwei auf jeder Seite, und der Knöchel war dunkelviolett und geschwollen. »Ich werde Ihr Bein säubern und verbinden«, sagte Tilly, während sie die Wunden genauer begutachtete. »Aber es könnte sich trotzdem entzünden, vor allem, wenn die Falle verrostet war.«
»T un Sie, was Sie können, Matilda«, flüsterte Brodie heiser.
»W ir haben keinen Arzt in Tantanoola. Der nächste hat seine Praxis in Mount Gambier. Das heißt, vorläufig werden Sie wohl mit meinen bescheidenen Künsten vorliebnehmen müssen.«
»W enn es schlimmer wird, muss ich eben nach Mount Gambier fahren«, sagte Brodie.
Es war offensichtlich, dass er entsetzliche Schmerzen litt, doch Tilly versuchte ihr Bestes. Ein wenig später brachte sie ihm eine Tasse Tee mit einem Schuss Rum, doch er war bereits eingeschlafen.
»Der arme Kerl ist völlig erschöpft«, sagte Tilly zu Noah und Eliza, als sie wieder in die Küche kam.
»Meinst du wirklich, sein Bein wird sich entzünden?«, fragte Eliza besorgt.
»Es würde mich kein bisschen wundern«, sagte Tilly. »Aber jetzt erzähl uns erst mal, was passiert ist.«
Eliza berichtete ihnen von den seltsamen Vorkommnissen, die sich zugetragen hatten. »Nach dieser ganzen Geschichte glaube ich nicht mehr, dass Mallory in den Schafdiebstahl verstrickt ist«, sagte sie. »In seinem Haus oder der Scheune gab es keine Hinweise darauf. Er ist in seinem Wahn viel zu sehr mit dem amerikanischen Bürgerkrieg beschäftigt, um auch nur an Schafdiebstahl zu denken. Der Mann ist völlig übergeschnappt. Brodie musste ziemlich hart zuschlagen, sonst hätte er uns erschossen.«
»Ich kann dir nicht sagen, wie erleichtert ich bin, dass euch nichts passiert ist«, sagte Tilly, während ihr Tränen in die Augen traten. Mit einer raschen Handbewegung wischte sie sie fort. »Hier war der Tag übrigens auch ziemlich ereignisreich. Bill Clifford und Mannie Boyd sind heute Nachmittag mit Aborigine-Fährtenlesern bei uns aufgetaucht. Bill hat das ganze Haus durchsucht, sogar den Speicher. Es war schrecklich. Diese Kerle sind einfach ins Haus marschiert, obwohl ich es mir verbeten hatte.«
Eliza warf einen Blick auf Noah. »Es ist ein Wunder, dass man Sie nicht gefunden hat.«
Tilly lächelte. »Das war kein Wunder. Noah hat die Kerle ausgetrickst. Er hat sich im Regenwassertank versteckt«, sagte sie stolz.
»Ein kluger Einfall«, sagte Eliza, die sich überlegte, dass sie eine großartige Story bekäme, wenn die Wahrheit ans Licht kam.
»Ich dachte, auf dem Speicher würden die Männer mich vielleicht finden«, sagte Noah niedergeschlagen. Er dachte an Brodie und war sehr besorgt um ihn. Und er hatte ein schlechtes Gewissen, dass er und Eliza sich seinetwegen in Gefahr begeben hatten.
»Keine Sorge, Noah. Heute Abend sind wir unverrichteter Dinge zurückgekommen, aber wir werden schon noch herausfinden, wer die Schafdiebe sind.«
»Sie sollten nichts weiter
Weitere Kostenlose Bücher