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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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den Geruch von frischem Heu kaum wahr. Ihr Inneres war in hellem Aufruhr, und sie keuchte vom schnellen Laufen. Sie suchte nach einem Versteck, huschte in eine leere Box und kauerte sich zitternd in eine Ecke. Der Regen trommelte auf das Eisendach. Plötzlich sah Matilda eine dunkle Gestalt an der Stalltür.
    »Matilda …«, rief Richard.
    »Nein!« Verzweifelt wandte Matilda sich von ihm ab und vergrub das Gesicht in ihren Händen. »Bitte geh, Richard. Ich muss allein sein.«
    »Das kann ich nicht, Matilda. Ich habe mich vor zwanzig Jahren von dir verstoßen lassen, und seitdem ist kein Tag vergangen, an dem ich es nicht bereut habe.«
    »Du darfst mich nicht so sehen, Richard! Bitte geh«, flehte Tilly. Sie versuchte ohne Erfolg, ihre Narben zu verbergen.
    Richard sah, was sie tat, und beugte sich zu ihr hinunter. »Deine Narben sind mir egal. Ich habe dich all die Jahre geliebt, und ich liebe dich heute nicht weniger«, sagte er.
    »Das stimmt nicht!«, stieß Matilda hervor. »Das würdest du nicht sagen, wenn du mein Gesicht sehen könntest … Nicht einmal ich selbst kann mich im Spiegel anschauen.«
    »Ich habe dein Gesicht bereits gesehen, Matilda, vor langer Zeit«, sagte Richard leise. »Ich habe deine Wunden gesehen, als sie am schlimmsten waren, im Krankenhaus, gleich nach dem Unfall.«
    Tilly schwieg. Selbst in dem trüben Licht konnte Richard sehen, wie verwirrt sie war.
    »Ich bin am Tag des Unfalls spätabends ins Krankenhaus gekommen«, sagte er, »als eine Krankenschwester dabei war, deine Verbände zu wechseln.«
    »W arum bist du nicht geblieben?«, fragte Matilda. »Du konntest nicht, stimmt ’ s? Du warst abgestoßen von meinem Anblick.«
    »Nein, Matilda. Das war nicht der Grund. Ich hatte Angst, dich zu verlieren. Ich wollte stark für dich sein, damit du dich an mich lehnen konntest, aber ich war an dem Abend alles andere als stark. Ich habe geweint und gezittert und bin gegangen. Und als ich wiederkam, entschlossen, an deiner Seite zu bleiben, weil ich dich liebte und große Pläne für uns hatte, warst du verschwunden, und keiner wollte mir sagen, wohin. Ich wusste sofort, dass du Zeit für dich allein gebraucht hast, um mit deinen Verletzungen, dem Schmerz und der Enttäuschung fertig zu werden. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich dich niemals wiedersehe.«
    Tilly wandte sich langsam zu ihm um, froh über das trübe Licht im Stall. Wenn er ihr Gesicht nach dem Unfall wirklich gesehen hatte, und wenn er sie noch immer wollte, gab es vielleicht noch Hoffnung für sie beide. Sie musste sich vergewissern, dass er die Wahrheit sagte. Sie musste sich ihm so zeigen, wie sie jetzt aussah …
    Richard blickte ihr fest ins Gesicht, und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Selbst in dem schummrigen Licht konnte Tilly die Liebe in seinen Augen sehen, nicht das Mitleid, das sie erwartet hatte.
    »Es stimmt, was man sagt, Matilda«, flüsterte er. »Dass wahre Schönheit für das Auge unsichtbar ist. Ich bin älter geworden, und mein Haar wird grau, aber ich hoffe, dass ich noch immer derselbe Mann bin wie früher. Ich weiß, ich bin damals ein Schwächling gewesen, aber gib uns eine Chance …«
    Er nahm ihre Hand. Die Wärme seines Körpers schien bis zu ihrem Herzen zu strömen. Tilly spürte, dass sie sich in seiner Gegenwart geborgen fühlte, als wäre sie nach einer langen Reise endlich am Ziel.
    »Ich kann nicht glauben, was Henrietta vorhin gesagt hat«, flüsterte Richard. »Ich wusste nichts davon.«
    »Niemand hat es gewusst«, sagte Tilly.
    »Sie hätte nicht ungestraft davonkommen dürfen.«
    »Sie ist mit allem davongekommen, Richard«, sagte Tilly, während sie um die Jahre trauerte, die sie verloren hatten.
    Er wusste, was sie meinte. Henrietta hatte sich das Leben genommen, das Matildas Leben hätte sein sollen – das Leben, das Richard mit ihr hätte teilen sollen.
    »Ich kann nicht von dir erwarten, dass du mir je verzeihst, dass ich Henrietta geheiratet habe, aber ich habe es in den letzten zwanzig Jahren oft bereut. Ich hätte dich suchen sollen, nachdem du verschwunden warst. Ich hätte jeden Winkel der Erde nach dir absuchen sollen. Als ich erfuhr, wo du dich aufhältst, war es bereits zu spät. Ich hatte Henrietta geheiratet, und ich wusste, dass du es nie verstehen würdest. Ich hasse mich dafür, dass ich ein solcher Narr und Feigling gewesen bin.«
    »Es ist nicht nur deine Schuld, Richard. Henrietta hatte einen Plan, und dieser Plan ist aufgegangen. Ich weiß, dass

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