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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Rechten gesehen, nachdem der Besitzer nach Adelaide gezogen war«, sagte sie, den Blick auf ihre Teetasse geheftet.
    »Und dann hat er dir das Haus zum Kauf angeboten?«, fragte Eliza neugierig.
    »Nein. Er ist vor ein paar Monaten gestorben und hat es mir vermacht.«
    »Du Glückspilz.«
    Tilly fand Elizas Offenheit erfrischend. Das Mädchen erinnerte sie sehr an Richard, ihren Vater. »Es ist ein merkwürdiges Gefühl, auf einmal Hauseigentümerin zu sein«, gestand Tilly lächelnd. Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: »W enn du lieber in die Stadt reiten würdest, mache ich dich mit Nell bekannt. Die Stute ist riesengroß, aber sehr gutmütig.«
    »Gern. Ich würde ehrlich gesagt lieber reiten, schon wegen des Raubtiers, das sich hier herumtreibt, ob es nun ein Tiger ist oder etwas anderes«, erwiderte Eliza.
    »Dann komm, ich zeig sie dir.«
    Sie gingen zum Stall. Das Tor stand offen, sodass Nell auf eine kleine, eingezäunte Weide konnte. Sie stand am anderen Ende der Koppel und rupfte genüsslich das grüne Gras. Auf der einen Seite des Stalls schloss sich eine Sattelkammer an, auf der anderen befand sich ein Hühnerstall voller Hühner. Dahinter standen zwei Ziegen in einem Pferch.
    »Der frühere Eigentümer hatte noch ein zweites Zugpferd, aber es starb vor ein paar Jahren«, erklärte Tilly. »Anfangs fühlte Nell sich einsam ohne ihren Kameraden, aber ich habe mich dann sehr um sie gekümmert und sie verwöhnt, damit sie über den Verlust hinwegkommt. Jetzt hat sie gelernt, sich selbst Gesellschaft genug zu sein, so wie ich.« Tilly senkte befangen den Kopf.
    Eliza war gerührt. Anscheinend liebte ihre Tante Tiere über alles. Noch etwas, das sie gemeinsam hatten. Eliza ahnte, dass Tiere lange Zeit Tillys einzige Gesellschaft gewesen waren. Katie und ihre Mutter waren da ganz anders: Für sie waren Tiere ausschließlich zum Arbeiten da. Pferde zogen Fuhrwerke, und Hunde trieben das Vieh zusammen.
    »Bist du denn nie einsam?«, fragte Eliza.
    »Nein, nie. Wer einsam ist, kann mit sich selbst nicht allein sein. Ich kann das sehr gut.« In einem Baum in der Nähe zwitscherten Vögel. »Es gibt wunderschöne Vogelarten hier«, sagte Tilly und blickte auf. »Ich male gern Vögel.«
    »Dann sind die Bilder im Haus von dir?«, staunte Eliza. »Sie sind großartig.«
    Ihr Lob freute Tilly. »Da solltest du mal Noahs Bilder sehen. Er hat viel mehr Talent als ich.«
    »Er hat gesagt, ich könne jederzeit vorbeikommen und mir seine Arbeiten anschauen.«
    Tilly blickte sie erstaunt an. »T atsächlich?« Das sah dem sonst so scheuen Noah gar nicht ähnlich. »Es ist eine Schande, wie wenig er für seine Bilder bekommt«, fuhr sie dann mürrisch fort. »Dabei gehe ich jede Wette ein, dass John Ward in seiner Galerie einen stolzen Preis für die Bilder erzielt. Aber Noah würde sich nie beschweren, weil er weiß, dass Ward ihm seine Arbeiten dann nicht mehr abnehmen würde, und dann hätte er kein Einkommen mehr. So was nennt man Ausbeutung. Darüber solltest du mal schreiben!«
    »Das würde ich, aber Mr. Kennedy, mein Chef, muss meine Artikel genehmigen, und er sieht es nicht gern, wenn ich heiße Eisen anpacke und möglicherweise für Aufsehen sorge. Vielleicht lässt er mir mehr Entscheidungsfreiheit, wenn ich erst eine richtige Reporterin und keine blutige Anfängerin mehr bin.«
    Tilly erinnerte sich gut an George Kennedy. Ein zärtlicher Ausdruck huschte über ihr Gesicht, doch sie sagte nichts. Sie rief Nell, und die riesige Stute kam zu ihr getrottet.
    Eliza rieb Nell über die weichen Nüstern. »Sie ist lieb, das merkt man gleich.«
    »Aber pass auf, dass sie dir nicht auf die Füße tritt«, warnte Tilly. »Möchtest du was essen, bevor du dich auf den Weg machst?«
    »Nein, ich möchte lieber erst mit diesem Mannie Boyd sprechen«, erwiderte Eliza. Ihr Chef wollte den Artikel so schnell wie möglich haben; außerdem hielt Alistair McBride vom Konkurrenzblatt sich in der Stadt auf.
    Tilly nickte. »W ie du möchtest. Dann werde ich Nell gleich für dich satteln.«

3
     
     

     
     
     
     
     
    Was Eliza auch versuchte, Nell war durch nichts zu bewegen, in eine schnellere Gangart zu verfallen. Behäbig trottete sie auf der staubigen Straße dahin. Die Stute war so groß, dass Eliza sich wie ein Floh auf dem Rücken eines Hundes vorkam. Sie fragte sich, wie sie später, wenn sie den Rückweg antrat, wieder aufsteigen sollte.
    Nachdem Eliza sich ungefähr eine Meile weit abgemüht hatte, das Pferd in

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