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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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darauf? Wer hat das gesagt?« Mary Corcoran oder Noah bestimmt nicht, da war Tilly sicher. Aber sie wusste, dass viele andere in der Stadt sie für schrullig hielten.
    »Mom hat dich so genannt«, sagte Eliza kleinlaut.
    »Ach ja? Hat sie das?« Tilly drehte ihrer Nichte abrupt den Rücken zu.
    Betretenes Schweigen machte sich breit. Eliza, die sich keinen Reim auf Tillys Reaktion machen konnte, sagte schließlich: »Dann stimmt es also nicht, dass du gesagt hast, du wolltest keinen von uns sehen?«
    »Ich wusste ja nicht einmal, dass es dich gibt, Eliza«, rechtfertigte Tilly sich kleinlaut. Sie hatte oft an die Kinder gedacht, die Henrietta und Richard bekommen würden – sie war sich sicher gewesen, dass sie Kinder haben würden. Es hatte Tilly mitten ins Herz getroffen, dass Richard ihre Schwester geheiratet hatte, doch von Henrietta hatte sie nichts anderes erwartet. Bei der konnte sie gar nichts mehr überraschen. »Komm, ich zeig dir dein Zimmer«, sagte sie unvermittelt.
    Als sie in den Flur traten, hörte Eliza ein Kratzen an der Hintertür. »W as ist das …?«, stieß sie erschrocken hervor.
    Tilly schaute sie verblüfft an. »Das ist Sheba, meine Hündin. Sie ist ein bisschen unruhig, weil die Farmer auf alles schießen, was sich bewegt, seit der Tiger ein paar Schafe gerissen hat. Zwei Hunde sind schon versehentlich erschossen worden.«
    »O nein«, sagte Eliza betrübt. Sie liebte Tiere über alles.
    »W enn ich es dir sage! Es gibt Dummköpfe hier in der Gegend, die schon losballern, wenn sie im Dunkeln ein Augenpaar leuchten sehen. Zurzeit sollte man nachts besser im Haus bleiben. Nach Einbruch der Dunkelheit lasse ich Sheba nicht mehr ins Freie; irgendein Dummkopf hat auf sie geschossen. Zum Glück hat er sie verfehlt, aber sie hat einen Mordsschreck bekommen. Ich nehme an, der Schütze war Barney Blackwell, mein nächster Nachbar. Barney ist fast blind.« Tilly war zur Hintertür gegangen und öffnete sie. Ein Collie kam ins Haus gelaufen.
    »W as für ein schönes Tier«, sagte Eliza und hielt Sheba ihre Hand hin, damit sie sie beschnuppern konnte. Der Hund wedelte freudig mit dem Schwanz und ließ sich streicheln.
    »Sie mag dich«, stellte Tilly überrascht und erfreut zugleich fest. Normalerweise war der Hund Fremden gegenüber genauso zurückhaltend wie sein Frauchen.
    »Hunde spüren, wenn man sie mag.« Eliza blickte auf und sah, dass Tilly sie sonderbar anschaute. »Ich bin meiner Mutter gar nicht ähnlich, stimmt ’ s? Im Unterschied zu meiner Schwester.«
    »Du hast eine Schwester?«, stieß Tilly hervor.
    »Ja. Katie. Sie ist fast zwei Jahre jünger als ich. Wir ähneln uns überhaupt nicht. Sie ist blond und ein heller Typ wie Mom, während ich ganz nach meinem Vater komme.«
    »Ja, das stimmt«, murmelte Tilly versonnen. War die Ähnlichkeit mit Richard der Grund dafür, dass Eliza ihr auf Anhieb so sympathisch war? Hatte sie sich deshalb überreden lassen, ihr ein Zimmer zu vermieten?
    »Katie arbeitet in einem Bekleidungsgeschäft«, fuhr Eliza fort. »Mom stellt sie mir oft genug als Vorbild hin, was mir ehrlich gesagt ziemlich auf die Nerven geht.«
    Tillys Blick nach zu urteilen, konnte sie ihre Nichte gut verstehen. Eliza fragte sich, ob ihre Großmutter auch immer Vergleiche zwischen ihren beiden Töchtern, Matilda und Henrietta, angestellt hatte.
    Tilly wechselte das Thema. »Ich hoffe, du bist nicht wählerisch, was das Essen angeht.«
    »Nein, ich esse so ziemlich alles. Nur Pilze kann ich nicht ausstehen.«
    Wieder blickte Tilly sie verwundert an. »Na so was. Die mag ich auch nicht.«
    Eliza lachte. »Offenbar haben wir eine Menge gemeinsam.«
    Zum ersten Mal huschte ein Lächeln über Tillys Gesicht. »Ja, den Eindruck habe ich auch.« Als sie sich zur Seite wandte und in Gedanken ihre Haare aus dem Gesicht strich, konnte Eliza die Narben auf Tillys rechter Wange deutlich sehen. Sie zuckte zusammen. Die Wunden mussten tief gewesen sein, dass sie so schreckliche Spuren hinterlassen hatten.
    Tilly war Elizas Reaktion nicht entgangen. Hastig schob sie sich die Haare wieder über die rechte Gesichtshälfte und lief mit ihr den Flur entlang.
    »So schlimm ist es doch gar nicht«, sagte Eliza verlegen, als Tilly eine der Türen öffnete, um ihr das Gästezimmer zu zeigen. Eliza betrat das gemütliche Zimmer und schaute sich um. Ihr fiel sofort auf, dass der Spiegel auf dem Frisiertisch mit einem Laken verhängt worden war.
    »Doch, es ist schlimm«, sagte Tilly traurig.

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