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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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entsetzt. Wie konnte man einem Tier gegenüber nur so grausam sein! Doch sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, denn Mannie schickte sich abermals an, die Tür ins Schloss zu werfen.
    Schnell stellte Eliza ihren Fuß in die Tür. »Es wäre furchtbar nett von Ihnen, wenn Sie mir ein paar Fragen beantworten würden, Mr. Boyd«, schmeichelte sie ihm. »Ich verspreche Ihnen, es wird nicht lange dauern.«
    »Ich hab schon mit einem von euch Reportern gesprochen, und der hat mir eingeschärft, dass ich mit keinem sonst darüber reden darf«, gab Mannie unwirsch zurück.
    Eliza blickte ihn verwundert an. »Können Sie sich an seinen Namen erinnern?«
    »Na klar. Alistair McBride hieß der Kerl. Von der South Eastern Times .«
    »Alistair McBride! Das hätte ich mir denken können«, schimpfte Eliza. »Er hat kein Recht, Ihnen zu verbieten, mit anderen zu sprechen.«
    »Er hat mich für meine Geschichte gut bezahlt, und ich hab ihm mein Wort gegeben.« Die »gute Bezahlung« hatte in Wirklichkeit aus einigen wenigen Pfund und ein paar Drinks in der Hotelbar bestanden, doch das behielt Mannie für sich.
    »Das kann er nicht machen!«, protestierte Eliza aufgebracht. »Das widerspricht unserem Berufsethos!«
    »Das müssen Sie ihm sagen, nicht mir.« Damit knallte Mannie ihr die Tür vor der Nase zu.
    »Das werde ich auch, verlassen Sie sich darauf«, schimpfte Eliza ärgerlich vor sich hin. Sie stapfte zu Nell zurück und band die Zügel los. Da es nicht weit bis zum Railway Hotel war, beschloss sie, zu Fuß dorthin zu gehen. Als sie am Postamt vorbeikam, fiel ihr ein, dass sie unbedingt ihren Eltern schreiben und ihnen mitteilen musste, wo sie untergekommen war. Sie nahm sich vor, das zu erledigen, sobald sie wieder im Hanging Rocks Inn wäre. Tante Tilly würde sie in dem Brief vorsichtshalber nicht erwähnen.
    Eliza band die Stute vor dem Hotel an, wo bereits einige andere Pferde standen. Stimmengewirr drang aus der Bar. Eliza holte tief Luft und ging hinein. Ein paar Männer saßen auf den Barhockern. Ryan Corcoran bediente sie, und Mary sammelte die schmutzigen Gläser ein, um sie in die Küche zu bringen.
    Eliza räusperte sich. »Ich suche einen gewissen Alistair McBride«, sagte sie laut.
    Die Männer an der Theke drehten sich zu ihr um. Ganz am Ende saß ein junger Bursche, der sich in seinem Anzug von den übrigen Gästen, zumeist Farmer in Arbeitskleidung, abhob. Das musste der Reporter von der South Eastern Times sein. Und so war es auch.
    »Ich bin Alistair McBride«, sagte der junge Mann. »Und wer sind Sie?«
    Eliza musterte ihn. Alistair war blond, mit hellem Bart und dunkelbraunen, klugen Augen. Er sah ganz nett aus, hatte aber etwas Unsympathisches an sich. Er war nicht der Typ, den man auf Anhieb mochte. Sein Ruf und seine Handlungsweise hatten Eliza bereits gegen ihn eingenommen.
    »Ich heiße Eliza Dickens«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich war gerade bei Mannie Boyd, und dabei ist mir etwas zu Ohren gekommen, über das ich gerne mit Ihnen reden würde.«
    »Ach ja? Und was wäre das?«, fragte Alistair eine Spur aggressiv.
    »Mr. Boyd sagte mir, Sie hätten ihm verboten, mit anderen über seine Beobachtungen zu reden, und sich sein Schweigen erkauft. Ich muss Sie wohl nicht erst darauf hinweisen, dass das im Zeitungsgeschäft ein unmoralisches Vorgehen ist.«
    Alistair war neugierig geworden. »W as wissen Sie denn vom Zeitungsgeschäft?«, fragte er spöttisch.
    »Eine ganze Menge. Ich arbeite nämlich als Reporterin für die Border Watch «, erwiderte Eliza und reckte stolz das Kinn vor.
    Alistair riss verdutzt die Augen auf. Dann lachte er los. »In Mount Gambier muss ja ein schöner Notstand herrschen, wenn jetzt schon Frauen als Reporter eingestellt werden!«
    »Ganz im Gegenteil, mein Chef stellt höchste Anforderungen an seine Leute«, gab Eliza zornig zurück, »und ich bin sehr wohl imstande, einen guten Artikel über jedes Thema zu verfassen.«
    »So ist ’ s recht, Kindchen, geben Sie ’ s ihm«, murmelte Mary Corcoran hinter dem Rücken ihres Mannes. Sie konnte Alistair McBride nicht besonders leiden und mochte es nicht, wie er den Einheimischen Drinks spendierte, um sich bei ihnen einzuschmeicheln und ihnen Informationen zu entlocken. Im Gegensatz zu den Farmern hatte Mary ihn längst durchschaut. McBride sei hochnäsig und spucke große Töne, hatte sie sich bei ihrem Mann beklagt, doch der hatte Alistair in Schutz genommen: Um seinen Weg als Reporter zu machen, müsse er nun

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