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Im Schatten des Teebaums - Roman

Titel: Im Schatten des Teebaums - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran Sylvia Strasser Veronika Duenninger
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Steigbügel, sie verlor das Gleichgewicht und landete unsanft auf der harten Erde.
    »Ach herrje, haben Sie sich weh getan?«, fragte die Frau und eilte herbei.
    Eliza blickte in ein sommersprossiges Gesicht, das von rötlich braunen Haaren eingerahmt wurde. Sie rappelte sich auf und klopfte mit beiden Händen den Staub von ihren Kleidern. »Nein, nein, nichts passiert. Ich weiß nicht, was mit dem Pferd los ist. Es ist furchtbar schreckhaft heute.« Sie führte Nell ein zweites Mal dicht an den umgestürzten Baum heran und probierte es erneut. Dieses Mal konnte sie problemlos aufsteigen.
    »Es hat sich bestimmt meinetwegen erschrocken«, sagte die Frau. »Das tut mir wirklich leid.«
    Eliza dachte bei sich, dass es weniger das plötzliche Auftauchen der Frau gewesen sein dürfte, das Nell erschreckt hatte, als vielmehr ihre unerträglich grelle Stimme. »Nell ist leicht zu reiten, aber wenn ich aufsteigen möchte, muss ich etwas zum Draufklettern suchen.«
    »Sie können gern meinen Zaun benutzen, wenn Sie in der Stadt sind«, bot die Frau ihr an. »Ich wohne in dem weißen, einstöckigen Haus auf dieser Seite der Bar.« Sie zeigte auf eine Straße, an der Eliza kurz zuvor vorbeigekommen war.
    »V ielen Dank, das ist sehr freundlich. Ich komme gern auf Ihr Angebot zurück.«
    »Ich bin Kitty Wilson. Und das sind Toby und Susan.« Die Kinder zappelten herum, um sich loszureißen, aber Kitty hielt sie fest an der Hand.
    Eliza lächelte dem Jungen und dem Mädchen zu. Beide hatten spitzbübische Gesichter, und Eliza konnte sich lebhaft vorstellen, dass es leichter wäre, einen Sack Flöhe zu hüten als die beiden. »Hallo«, grüßte sie. »Die zwei sind Zwillinge, nicht?«, fragte sie mit einem Blick auf die Mutter.
    »Ja. Sie sind jetzt dreieinhalb und treiben mich manchmal fast in den Wahnsinn, die kleinen Racker«, erwiderte Kitty. »Ich habe Sie noch nie hier gesehen, Miss«, fügte sie nach einer Pause hinzu und betrachtete das Pferd genauer. »Ist das nicht Tilly Sheehans Stute?«
    »Ja, ich wohne zurzeit im Hanging Rocks Inn.«
    »W irklich?« Es war eine ernsthafte Frage, keine Floskel.
    »Ja, ich möchte für ein paar Tage in Tantanoola bleiben, und im Hotel war kein Zimmer mehr frei.«
    Kitty sah Eliza erstaunt an. »V erzeihen Sie meine Neugier, aber was führt Sie ausgerechnet nach Tantanoola? Fremde verirren sich nicht oft hierher, und zurzeit schon gar nicht.«
    »Ich bin Reporterin bei der Border Watch «, sagte Eliza nicht ohne Stolz.
    »Oh, dann sind Sie bestimmt wegen des Tigers hier, der in der Gegend beobachtet wurde.«
    »Ganz recht.«
    »Dann ist Ihnen sicher auch aufgefallen, dass die Stadt wie ausgestorben ist. Kein Mensch traut sich mehr auf die Straße. Jeder hat Angst, seine Kinder allein aus dem Haus zu lassen. Wir können nur hoffen, dass der Jäger, den wir in die Stadt geholt haben, die Bestie bald findet und erschießt, damit wir endlich aufatmen können.«
    »Haben Sie den Tiger jemals gesehen?«, fragte Eliza hoffnungsvoll.
    »Nein, aber mein Bruder.«
    »T atsächlich? Und wie heißt er?« Eliza hoffte inständig, dass Alistair McBride ihr nicht wieder zuvorgekommen war.
    »Jock Milligan. Seine Farm liegt am Ende des Weges dort.« Kitty zeigte auf die Zufahrt, aus der sie gerade gekommen war. Das Haus konnte man nicht sehen, weil es von Bäumen verdeckt wurde. »Er hat etliche Schafe verloren und ist furchtbar wütend deswegen.«
    »Glauben Sie, er würde mit mir reden?«
    »Keine Ahnung. Soviel ich weiß, war schon einmal ein Reporter bei ihm, ein junger Mann, aber Jock konnte ihn nicht leiden und hat ihn davongejagt. Er kann manchmal ganz schön ruppig sein. Versuchen Sie es ruhig, vielleicht haben Sie ja mehr Glück bei ihm. Aber nach Einbruch der Dunkelheit sollten Sie zu Hause bleiben«, riet Kitty. »Die Leute hier, vor allem die Farmer, sind seit dieser Tigergeschichte übernervös. Beim leisesten Geräusch greifen sie zur Waffe und ballern auf alles, was sich bewegt.«
    »Das ist schlimm. Auf den Hund meiner …« Beinahe wäre Eliza »T ante« herausgerutscht, doch sie besann sich noch rechtzeitig und fuhr fort: »… meiner Wirtin ist auch geschossen worden, und jetzt ist er furchtbar ängstlich.«
    »So wie das Pferd, scheint mir. Vor ein paar Monaten, als Tilly in die Stadt geritten kam, streifte sie auf dem Heimweg einen Baum, an dem ein Bienenschwarm hing, und die Bienen haben sie verfolgt.« Kitty lachte. »Eigentlich war es nicht zum Lachen, aber den Anblick werde ich

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