Im Schatten des Vaters
würde er die Hütte direkt angehen. Mit dem Stein in der Hand pochte er an alle Türen und Fensterläden, bis er am Küchenfenster einen Laden fand, der etwas stärker nachzugeben schien. Weil das Fenster größer war, dachte er. Er schaffte den Außenborder nach hinten, nahm das Gehäuse in beide Hände und rammte das Propellerende in den Fensterladen. Es schrammte bloß ein wenig am Holz, Jim verlor das Gleichgewicht und wäre beinahe hingefallen und der Motor auf ihn.
Er konnte nicht mehr fluchen und nicht mehr schreien. Er empfand nur noch kalten, mörderischen Hass und wollte die Hütte zerstören. Er nahm den Außenborder, diesmal am leichteren, schlankeren Achsenende, und da er das andere, schwerere Ende nur hochheben konnte, indem er sich wie ein Kugelstoßer drehte, schwang er ein paarmal im Kreis, bevor er den Motor gegen den Fensterladen schleuderte und zurücksprang.
Es krachte gewaltig, und der Motor landete mit zersplittertem Gehäuse auf der Veranda.
Klar, sagte Jim. Das Gehäuse war aus Plastik. Er löste den Verschluss, nahm die geborstenen, verbogenen Teile ab und legte den Stahlmotor frei, den Motorkopf, schwang ihn herum und schleuderte ihn mit einem Schrei von sich. Wieder prallte er ab und erwischte ihn beinahe, diesmal jedoch zertrümmerte er einen Teil des Fensterladens. Zweimal noch hob er ihn auf und schleuderte ihn von sich, und danach war zwar der Motor kaputt, aber auch der Laden zerbrochen sowie die Scheibe dahinter, und er konnte einsteigen.
Die Hütte war dunkel, es gab keinen Strom, kein elektrisches Licht. In der dunklen Küche ertastete er schließlichStreichhölzer und eine Petroleumlampe, die überall komische Schatten warf, als er ein Zimmer nach dem anderen durchstöberte. In der Küche fand er einen Holzofen und im Wohnzimmer noch einen Kamin. Daneben lag ein Stapel Trockenholz. Vom Wohnzimmer ging ein Schlafzimmer ab, das vollkommen geräumt war, die Matratze abgezogen, ohne Decken. Das ganze Haus war geräumt, winterfest. Doch er suchte weiter in jedem Schrank und jedem Regal und jeder Schublade, unter dem Bett und der Couch und fand schließlich in einem Schubkasten zwei Laken und eine Decke.
Okay, sagte er. Und wo ist das Essen? Ihr bringt doch nicht jedes Mal alles mit. Etwas müsst ihr hierlassen. Dosen oder irgendwas. Wo ist das Zeug?
Er sah in der Küche nach, die erstaunlich leer war. Trotzdem fand er ein paar Suppendosen in einem Schrank und in einem anderen Dosengemüse.
Reicht nicht, sagte er. Reicht nicht. Ich habe einen halbwüchsigen Jungen bei mir, einen strammen jungen Burschen. Ihr müsst doch einen Keller haben, euer eigenes kleines Depot in so einem schmucken Häuschen. Er stapfte durch die Küche und suchte nach Falltüren und sah im Wohnzimmer nach, schlug den kleinen Teppich zurück, suchte im Schlafzimmer, und als er aufgegeben hatte und, gefolgt von seinem Petroleumschatten wie von einem flinken Doppelgänger, in die Küche zurückkehrte, entdeckte er im Durchgang zwischen Wohnzimmer und Küche eine Falltür.
Sesam, öffne dich, sagte er, hob sie an und fand den Keller, hundert Büchsen und Gläser und Flaschen und Tiefkühlpackungen mit Minestrone und Vanilleeis und in einem großen Beutel sogar vakuumverschweißte Pakete mit Räucherlachs. Okay, sagte er.
Roy war noch immer im Schlafsack. Jim schulterte ihn undschob ihn durchs Küchenfenster, versuchte, den Schlafsack nicht an den Glasscherben auf dem Sims aufzureißen, und riss ihn dennoch etwas auf. Dann kletterte er hinterher.
An die Arbeit, sagte er. Wir müssen uns hier häuslich einrichten. Er schleifte Roy ins Schlafzimmer, wo er kühl bliebe und nicht im Weg war. Dann machte er Feuer im Küchenofen und beschloss, um Holz zu sparen, den Kamin im Wohnzimmer nicht anzuzünden. Er würde einfach hier in der Küche schlafen. So würde Roy auch kühler bleiben.
Er öffnete eine Dose Ravioli und stellte sie direkt auf die Herdplatte, wollte dann aber doch nicht so schludrig sein und füllte das Essen in einen kleinen Topf um. Er erhitzte Dosenmilch in einem weiteren Topf und machte sich eine heiße Schokolade. Das gönne ich mir, sagte er. Er aß gleich in der Küche beim Schein der Petroleumlampe und suchte rundherum nach Ablenkung, nach etwas zu lesen. Er dachte unablässig an Roy und Roys Mutter und wollte nicht an sie denken, also suchte er in der Hütte nach Lektüre und fand keine, fand aber schließlich im Schlafzimmer einige Familienfotos, nahm sie mit in die Küche und starrte
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