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Im Schatten des Vaters

Im Schatten des Vaters

Titel: Im Schatten des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Jim ins Büro des Sheriffs gebracht, wo er eine längere Aussage machen sollte. Für den Rest des Tages ließen sie ihn seine Aussage mehrmals wiederholen. Dabei kehrten sie immer wieder zu der Frage zurück, weshalb sein Sohn sich hätte umbringen wollen.
    Ich wollte mich umbringen und war auch nah dran. Ich hatte über Funk mit Rhoda gesprochen, und ich hatte es eigentlich vor. Roy hat das eine Weile ziemlich ausführlich mitbekommen. Nicht nur am Funkgerät, sondern auch, wenn ich mit ihm darüber geredet habe und wenn ich geweint habe und so.
    Jim schüttelte den Kopf. Er kam nur mit Mühe weiter,bekam schwer Luft. Seine Lunge wurde ganz klebrig. Also saß ich da mit der Pistole am Kopf, ich war bereit. So saß ich eine ganze Weile da und schaffte es nicht, abzudrücken. Ich dachte die ganze Zeit, Was, wenn ich mich irre. Aber Roy kommt rein und sieht das und guckt mich so an, dass ich nicht weiß, was ich machen soll, also schalte ich das Funkgerät aus und gebe ihm die Pistole und gehe raus. Das war überhaupt keine böse Absicht. Ich hatte keine Ahnung, was er vorhat.
    Erzählen Sie uns, was dann passiert ist, Jim.
    Also, ich war frische Luft schnappen und hörte den Schuss, und selbst da kapierte ich nicht, was passiert war, also bin ich noch weiter rumgelaufen wie so ein Armleuchter, dann bin ich zurückgekommen und habe ihn gefunden.
    Was haben Sie gesehen, als Sie ihn gefunden haben?
    Herrgott. Was wollen Sie denn noch? Er lag da. Er hatte sich den Kopf weggepustet. Sie wissen, wie so was aussieht.
    Nein.
    Nein? Na, er hatte nur noch ein halbes Gesicht, und Teile von ihm waren überall, und ich konnte ihn beim besten Willen nicht wieder zusammensetzen.
    Was haben Sie danach mit der Leiche gemacht?
    Ich habe sie begraben. Aber dann wurde mir klar, dass er eine Beerdigung braucht mit seiner Mutter und seiner Schwester, also habe ich ihn wieder ausgegraben, und dann habe ich wohl nach einem Boot oder einer Hütte oder jemandem mit einem Funkgerät gesucht.
    Was ist mit Ihren Funkgeräten passiert?
    Ich habe sie kaputt gemacht.
    Wann?
    Gleich, nachdem er sich umgebracht hatte. Ich weiß nicht, warum.
    Sie haben gleich nach dem Tod Ihres Sohnes die Funkgerätezerstört. Damit niemand Sie kontaktieren kann? Hatten Sie etwas zu verbergen?
    Hören Sie auf, sagte Jim. Hören Sie auf mit dem Schwachsinn. Ich habe sie nun mal kaputt gemacht, und dann bin ich losgezogen und habe niemanden gefunden und musste in diese Hütte einbrechen, um zu überleben, solange ich wartete. Sie haben ewig gebraucht, um mich zu finden, und dazu musste ich die halbe Insel abfackeln. Sonst würde ich da immer noch vor mich hingammeln.
    Wer hat vor sich hingegammelt?
    Halt’s Maul, du Wichser.
    Mr. Fenn, darf ich Sie daran erinnern, dass wir eine Menge gegen Sie in der Hand haben, nicht nur den Mordverdacht. Sie sollten Entgegenkommen zeigen und unsere Fragen beantworten.
    Ich bin Zahnarzt. Das ist ungeheuerlich. Ich habe meinen Sohn nicht getötet.
    Mag sein.
     
    Das war die erste von vielen Sitzungen. Sie wollten die Geschichte immer wieder hören, in allen Einzelheiten, und versuchten, Widersprüche zu entdecken. Warum Roy im Schlafsack gelegen habe. Wo die Pistole sei, etwas, das Jim tatsächlich nicht beantworten konnte. Wo er sie gelassen habe. Er konnte sich nicht erinnern, sie irgendwo gelassen zu haben. Er wusste nur noch, dass sie auf dem Boden gelegen hatte, aber sie hatten nichts gefunden. Also hatte er ganz offensichtlich etwas damit gemacht.
    Dass er die Funkgeräte demoliert hatte, war ein weiterer Punkt, auf den sie immer wieder zurückkamen. Und dass er von dem kleinen Kliff gesprungen war. Und Roy die Pistole gereicht hatte. All das immer und immer wieder, bis Jim sichnicht mehr ganz sicher war, ob irgendetwas davon sich so zugetragen hatte wie in seiner Erinnerung. Es erschien ihm allmählich wie die Geschichte eines anderen.
    Sie behielten ihn mehrere Tage im Gefängnis, ohne dass er telefonieren durfte. Niemand außer dem Arzt wusste, wo er war, bis sie schließlich einen Anwalt zu ihm ließen. Aber dieser Mann sagte nicht viel. Er schritt bloß vor Jims Zelle auf und ab und sagte, Sie wollen einen eigenen Anwalt, stimmt’s? Ist es das, worum sie mich gerade bitten?
    Ja, sagte Jim.
    Na gut, sagte der Mann. Ich besorge Ihnen einen, er kommt noch heute.
    Dann ging der Mann. Lange danach kam ein anderer Mann in Anzug und Krawatte.
    Norman, sagte der Mann. Seien Sie froh, dass Sie mich haben. Es klingt so, als würden

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