Im Schatten des Vaters
das machen, um zu überleben. Ich habe meinen Sohn draußen im Wald begraben.
Wow, sagte Coos. Noch mal ganz langsam. Ihr Sohn hat sich umgebracht?
Ja.
Okay, sagte Coos. Leroy hier nimmt Ihre Aussage auf. Er muss das alles festhalten.
Jim wartete und erzählte langsamer, vollständiger, wenngleich noch immer nicht die ganze Geschichte. Sie sagten, sie würden die komplette Aussage aufnehmen, wenn sie in die Stadt zurückkämen. Für den Moment notierten sie das Wichtigste, dann wollten sie sehen, wo er Roy begraben hatte.
Die Männer blieben ihm dicht auf den Fersen. Jim versuchte vergeblich, schneller zu gehen. Dann kam er durcheinander und konnte Roy nicht finden. Moment, sagte er. Hier muss es irgendwo sein. Es ist schwer zu finden wegen des Feuers. Ich war heute schon hier und habe mit ihm geredet, aber jetzt kann ich es nicht finden.
Schweigend standen sie bei ihm. Er wusste, das sah nicht gut aus, es sah aus, als versuchte er, Roy nicht zu finden, und das versetzte ihn in Panik und machte es noch schwerer. Jedes verkohlte Stück Wald sah auf einmal aus wie das andere. Ich kann das nicht, sagte er, es tut mir leid, aber ich kann ihn heute nicht finden.
Er drehte sich zu Coos um. Jim wusste, dass der mit sich reden ließ. Ich habe so lange niemanden gesehen, sagte er.
Ich habe Verständnis für Ihre Situation, sagte Coos. Und wir bringen Sie heute noch nach Hause. Aber Sie müssen Ihren Sohn finden.
Jim suchte weiter, bis er stehenblieb, feststellte, dass er in einer kleinen Mulde stand, und seine Fußabdrücke entdeckte. Das war das Grab. Er fing unwillkürlich an zu weinen und sagte, Hier ist es.
Jim entfernte sich vom Grab und setzte sich, während die Männer die Mulde untersuchten und Leroy Fotos machte und schließlich zum Flugzeug zurückging, um eine Schaufel zu holen.
Tut mir leid, sagte der Sheriff. Aber wir können die Leiche nicht hierlassen. Sie verstehen.
Natürlich, sagte Jim. Er legte sich auf die Seite, um ihnen zuzusehen. Am Boden roch es so stark nach Rauch, dass das Atmen schwerfiel, aber im Liegen fühlte er sich sicherer, und er hatte nicht vor, aufzustehen. Er würde zusehen, und bald würde er Roy zünftig bestatten lassen. Und wenn sie ihm irgendwas anhängen wollten, würde er sich einen guten Anwalt nehmen und aus der Sache rauskommen. Er hatte nichts Böses getan. Sein Sohn hatte sich umgebracht, und auch wenn Jim danach gegen viele Gesetze verstoßen hatte, war das doch alles notwendig gewesen, um zu überleben. Jim hatte enormes Mitleid mit sich und hasste den Sheriff und Leroy, was völlig unangemessen war, das wusste er. Sie taten bloß ihre Pflicht, und noch hatten sie ihm gar nichts zur Last gelegt.
Sie gingen behutsam vor. Und fotografierten. Als sie schließlich zum Schlafsack vordrangen, machten sie viele Fotos, vom ersten Zipfel bis zum freigelegten Schlafsack, dann öffnete Leroy ihn und übergab sich.
Coos übernahm und öffnete den Schlafsack ganz, den Inhalt fotografierten sie mit Blitz, holten ihn aber nicht heraus. Sie machten den Schlafsack wieder zu, und Leroy holte einen großen Klarsichtsack aus dem Flugzeug. Sie steckten den Schlafsack und Roy hinein und verschlossen ihn mit Klebeband.
Sie sind verhaftet, sagte Coos zu Jim. Und dann las er Jim seine Rechte vor.
Wie bitte?, fragte Jim, aber sie antworteten nicht. Gemeinsam zogen sie ihn hoch, und Leroy hielt ihn am Arm fest, während sie über Asche, Felsen und Strand zum Wasser gingen.
Sie luden Roy hinten ein und platzierten Jim auf einen derAchtersitze. Der Pilot fuhr an, jagte den Motor hoch, und das Flugzeug hob ab. Jim wurde schwindelig auf dem Flug, und er schlief, bis sie wieder auf dem Wasser landeten.
Als sie ausstiegen, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass sie in Ketchikan waren. Hier hatte er mit Elizabeth und Roy gelebt, und Tracy war hier geboren worden, kurz bevor alles auseinanderbrach.
Wir haben die Mutter des Jungen benachrichtigt, sagte Coos. Und wir bringen Sie ins Krankenhaus, zur Untersuchung.
Danke, sagte Jim.
Schon gut. Aber ich sage Ihnen, wenn Sie Ihren Sohn umgebracht haben, und das glaube ich, dann sorge ich dafür, dass Sie in den Knast wandern, und wenn Sie da jemals wieder rauskommen, bringe ich Sie eigenhändig um.
Himmel, sagte Jim.
Der Arzt untersuchte ihn rasch und befand, er brauche nichts außer Essen, Wasser und Ruhe. Er sah sich Jims Nasenspitze an und sagte, ihm sei ein kleines Stück abgefroren, aber da könne man nichts machen. Danach wurde
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