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Im Schatten des Vaters

Im Schatten des Vaters

Titel: Im Schatten des Vaters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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ihm vor. Jim blieb so nah dran wie möglich, so nah, dass sein Gesicht heiß wurde und womöglich ansengte. Der Rauch nebelte die Baumwipfel ein und den Abendhimmel, und das Feuer übertönte alles andere. Jim tanzte am Rand und beschwor das Feuer, alles zu verschlingen. Wachse, schrie er. Wachse.
    Und es wuchs, schnell. Es nahm sich die ganze Fläche, wo Roy begraben war, brannte bis zum Ufer und zog über die Küste Richtung Hütte. Jim hoffte, es würde sich auch noch in andere Richtungen ausbreiten. Der Wind wehte zur Hütte, also fraß sich das Feuer dorthin durch. Kurz dachte er, er hätte es auf der anderen Seite legen sollen, damit die Hütte gegen den Wind stand, aber dann war es ihm egal. Soll doch alles abfackeln, dachte er, und dann sollen sie mich holen kommen. Ich kann nicht den Rest meines Lebens hier draußen zubringen.
    Im Laufe der nächsten Stunde, bei Sonnenuntergang, wurde das Feuer größer, und als es die Hütte erreichte, fing es an zu regnen. Jim zürnte dem Himmel und drohte, den Regen zu bestrafen, der aber fiel weiter. Das Feuer verbrannte einen Teil des Dachs und eine Hüttenwand, erstarb, rauchte und roch schließlich nur noch. Es war mitten in der Nacht. Jim ging ins Schlafzimmer, das verschont geblieben war und jetzt eher nach Rauch roch als nach Roy, und schlief.
    Als das Dach über der Küche unter dem schweren Regen einbrach, wachte er auf. Es war ein gigantisches Krachen, daer aber wusste, was es war, stand er nicht auf. Er schlief wieder ein und erwachte am Mittag nass und zitternd. Das Dach über ihm war zwar noch in Ordnung, aber der Regen blies seitwärts in sein Zimmer.
    Findet mich endlich, sagte er. Jetzt.
    Später ging er durch den verkohlten Wald zu Roys Grab. Der Regen hatte aufgehört. Jim war sich nicht ganz sicher, ob er die Stelle fand, aber die Mulde war noch da und die verkohlten Baumstümpfe in etwa dort, wo sie sein sollten, also setzte er sich zitternd in die nasse schwarze Asche und verweilte.
    Ich weiß nicht, antwortete er Roy. Vielleicht sehen sie es, vielleicht sehen sie es und scheren sich nicht drum. Immerhin brennt es nicht mehr, es ist kein Feuer.
    Im unversehrten Teil des Waldes schälte er gerade Rinde zum Essen ab, als er den Hubschrauber hörte, der über ihn hinwegflog, zurückkehrte und vor der Küste nahe der Hütte im Schwebeflug verharrte. Er lief so schnell er konnte aus dem Wald, kam aber nur sehr langsam voran und musste mehrmals Pause machen. Der Hubschrauber war noch da, als er aus dem Wald trat und winkte.
    Hey, schrie er. Ihr seht wunderschön aus. Er winkte weiter. Kommt schon, schrie er.
    Er nahm an, dass sie nirgendwo aufsetzen konnten, denn sie kamen nicht runter. Es war ein Polizei-Hubschrauber, allerdings ohne Schwimmer. Jim sah ihre Gesichter, zwei Männer mit Kopfhörern und Kappen und Sonnenbrillen. Er winkte und rieb sich die Arme, um anzudeuten, wie kalt ihm war, und sie winkten zurück. Ihre Maschine schien Jim ein modernes Wunder. Sie schwebten noch etwa fünf Minuten, bevor der Lautsprecher ertönte.
    Wir haben ein Wasserflugzeug gerufen, teilten sie ihm mit. Sie werden in ein, zwei Stunden abgeholt. Wenn Sie JamesEdwin Fenn sind, heben Sie bitte zur Bestätigung den rechten Arm.
    Jim hob den rechten Arm. Als sie aufstiegen, umdrehten und wegflogen, war Jim ganz aufgeregt. Er war jetzt bereit für ein normales Leben.
    Ein, zwei Stunden später, nachdem er zur Hütte zurückgekehrt war, den Ofen freigelegt und sich ein wärmendes Feuer gemacht hatte, weil er eine Unterkühlung fürchtete, kam ein Wasserflugzeug in den Kanal geflogen, neigte sich und setzte hart in der engen Mündung vor seinem Strand auf. Jim stand am Wasser und winkte. Sie fuhren heran, bis die Schwimmer den Kiesgrund streiften, und schalteten den Motor aus. Zwei uniformierte Männer stiegen auf die Schwimmer, der Pilot blieb im Flugzeug.
    Hi, rief der Chef.
    Jim winkte. Schön, dass Sie hier sind, sagte er. Ich war drüben auf Sukkwan mit meinem Sohn.
    Da waren wir auch, sagte der Mann. Wir haben Sie und Ihren Sohn gesucht. Sheriff Coos.
    Sie gaben sich die Hand.
    Wir haben uns Sorgen gemacht. Haben seit fast zwei Monaten eine Vermisstenanzeige für Sie beide laufen.
    Also, ich war hier. Hören Sie, mein Sohn ist tot, er hat sich umgebracht. Also bin ich los, um Hilfe zu holen, und habe keine gefunden. Da bin ich hier gelandet und musste den Winter überstehen. Ich habe den Leuten hier die Hütte ziemlich verwüstet, aber dafür komme ich auf; ich musste

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