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Im Schatten (German Edition)

Im Schatten (German Edition)

Titel: Im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar R. Rehberg
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an seine Hand auf ihrem Rücken und erwischte sich dabei, wie sie es sich erneut wünschte. Er aber war zwar freundlich, jedoch distanziert. Nichts ließ darauf schließen, sie könnte ihn interessieren.
    » Es ist das erste Mal seit Mamas Tod, dass ich unterwegs bin. Und ich komme mir dabei merkwürdig vor. Irgendwie wie ein Verräter«, erzählte Katherine. »Mein Bruder ist da schmerzfreier. Er ist ständig unterwegs. Hat anscheinend nur noch Mädels im Kopf.« Katherine schüttelte den Kopf. Sie ärgerte sich insgeheim über das scheinbar gefühllose Verhalten ihres Bruders, der abends ungerührt durch die Diskotheken tourte und offenkundig nur selten allein im Bett landete.
    » Das ist normal«, antwortete Sven. »Die Begegnung mit dem Tod löst bei Männern oft den Drang nach körperlicher Nähe und Sex aus. Nicht umsonst sind in früheren Zeiten Huren mit den Soldatentrupps gezogen.«
    » Weißt du das aus eigener beruflicher Erfahrung?« Katherine sah, wie Svens Augenbrauen nach oben schossen. Ob es jedoch an ihrer Frage lag oder daran, weil sie ungefragt zum Du übergegangen war, wusste sie nicht. Doch sie musste nicht lange auf eine Antwort warten.
    » Nein, glücklicherweise nicht. Ich habe noch nie meine Waffe gezogen, es sei denn auf dem Schießplatz. Dort allerdings bin ich sehr häufig. Ich möchte im Ernstfall so gut sein, dass ich meinen Gegner nur unschädlich mache, nicht aber ernsthaft verletze.«
    » Hast du Angst davor?«, fragte Katherine mitfühlend. Sven überlegte kurz.
    » Respekt ja, aber nicht Angst. Es gehört nicht wirklich zum Alltag eines Polizisten, auch wenn es in Fernsehfilmen immer so aussieht. Es sind absolute Ausnahmesituationen.« Eine kurze Weile tranken sie beide schweigend, bis Sven fragte:
    » Was machst du so? Beruflich meine ich.« Auch er war zum Du übergegangen, also hatte er ihren Ausrutscher als Angebot akzeptiert.
    » Ich studiere Physik.« Sven stieß einen kurzen Pfiff aus und verdrehte die Augen.
    » Physik! Mein Lieblingsfach.« Das klang mehr als nur ein bisschen ironisch, aber gleichzeitig auch anerkennend. Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile weiter, und die Stimmung wurde zusehends gelöster. Sven erzählte, woher er stammte und wie er in die Stadt gekommen war. Und Katherine berichtete von ihrem Studium und ihren beruflichen Plänen. Plötzlich wurde Sven von einem Mann angesprochen, der sich gerade zum Tresen durchgekämpft hatte:
    » Mann, Sven, da bist du ja. Ich wollte gerade nach oben in die Dissi, und dann sehe ich dich hier. Kommst du mit hoch?«
    » Wer ist denn alles dabei?«, fragte Sven, der offensichtlich schon anderweitig erwartet wurde. Katherine merkte, wie sich erneut Enttäuschung in ihr breitmachte. Sie wusste nicht, was sie vom weiteren Verlauf des Abends erwartet hatte, jedoch nicht, dass Sven sich zu einem Haufen Kumpel aufmachen würde. Der Neuankömmling zählte einige Namen auf und Katherine bemerkte, wie er bei der Erwähnung eines bestimmten Frauennamens die Augenbrauen vielsagend anhob und Sven den Ellenbogen in die Seite stieß. Dieser rieb mit einer Hand über seinen Nasenrücken und antwortete:
    » Geh schon mal hoch. Ich trinke noch aus, dann komme ich nach.«
    Doch Sven ließ sich sichtlich Zeit und setzte die Unterhaltung mit Katherine fort. Als sie aber schließlich beide ihre Gläser geleert hatte, fragte er:
    » Kommst du mit nach oben?« Sie überlegte eine Weile, bevor sie antwortete:
    » Eigentlich wollte ich schon hoch. Aber du möchtest sicherlich heute Abend ungestört sein.« Sven musste über diese Antwort herzlich lachen.
    » Ein Raum mit drei- bis vierhundert Leuten und ziemlich lauter Musik ist denkbar ungeeignet zum ungestört sein.«
    » Nein, das meine ich doch gar nicht. Ich spreche von dem Mädel, das auf dich wartet«, sagte Katherine ungeduldig.
    Sven tat dies jedoch mit einem Schulterzucken und einer wegwerfenden Hangbewegung ab, nahm sie am Ellenbogen und führte sie sanft aber bestimmt zum Ausgang und dann die Treppe hoch. Do ch als sie in der Diskothek ankamen und Sven gleich in der Nähe des Eingangs von einer Truppe junger Leute in Beschlag genommen wurde, verabschiedete Katherine sich mit der Ausrede, ihrerseits nach Bekannten Ausschau halten zu wollen, und ging weiter in den großen Raum hinein zum Tresen, wo sie sich ein neues Bier bestellte. Eigentlich hatte sie für den Abend schon genug gehabt, doch die neue Entwicklung der Ereignisse frustrierte sie, und es war ihr in dem Moment egal,

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