unglücklich in dieser Ehe, die nur noch aus Langeweile und Desinteresse bestand. Sie war überfordert, weil alle Last zu Hause bei ihr lag. Nachdem ich ausgezogen war, hatte sie niemanden mehr zum Reden und keinen, der im Haushalt half. Für meinen Bruder und meinen Vater war sie doch nur die Bedienung und Putzfrau. Da kamst du ihr gerade Recht mit deiner Aufmerksamkeit.«
» Du meinst, sie hat mich gar nicht wirklich geliebt? Sie war nur einsam?« Mark wirkte noch trauriger, wenn das überhaupt möglich war.
» Nein, das meine ich nicht. Sie hat dich geliebt. Sehr sogar. Aber wäre sie glücklicher gewesen und hätte sie an sich geglaubt, wäre vielleicht alles Negative, was dann gekommen ist, an ihr abgeprallt und sie hätte es im richtigen Licht gesehen oder zumindest vernünftig mit dir reden können. Dann hätte sie sich von meinem Vater trennen und ihr Leben mit dir genießen können. Aber das Problem war, sie hat nicht an sich geglaubt und deshalb konnte sie deine Liebe nicht akzeptieren. Und dann war da noch die Kollegin. Fünfzehn Jahre hat sie dort gearbeitet und war immer zufrieden. Und plötzlich war da jemand, der ihr manchmal das Leben sehr schwer gemacht hat.«
» Trotzdem bin ich zumindest mitverantwortlich. Ich habe mich ihr gegenüber am Anfang schäbig benommen und damit erst verursacht, dass sie nicht an eine gemeinsame Zukunft glauben konnte. Oh Gott, wenn ich doch nur mit ihr geredet hätte, wenn ich ihr gesagt hätte, was ich fühle, von der Trennung, warum ich Frau Reinhardt mitgenommen habe. Dann wäre das alles nicht passiert.«
» Das ist wohl das am weitesten verbreitete Problem zwischen Männern und Frauen: diese Sprachlosigkeit. Wie viel Unglück und Missverständnisse vermieden werden könnten, wenn Männer einfach mal den Mund aufmachen würden. Aber ich bin mir ganz sicher, Mama hat dir verziehen. Warum sollte ich dich also anklagen? Mit deinem Verlust musst du allein fertig werden. Aber mache dir dein Gewissen nicht zu schwer. Ich denke, du bist schon bestraft genug.« Er nickte und sie sah, dass er erneut mit den Tränen kämpfte.
» Danke. Es bedeutet mir viel zu wissen, dass sie mir vielleicht verziehen haben könnte.«
Katherine schmiegte sich in Svens Arme, als sie sah, wie Mark allein – und einsam – die Straße entlang ging.
»Wenn deine Mutter nur halb so großherzig und stark war wie du, war sie eine wundervolle Frau«, sagte Sven leise.
» Das war sie und noch viel mehr. Ich bin stolz darauf, ihre Tochter zu sein.«
Sie schmiegte sich noch enger an den Mann, den sie ohne den tragischen Tod ihrer Mutter nie kennen gelernt hätte.
Und so liegt in jedem Ende auch ein Anfang , dachte sie.
Quellenangabe.: Werd‘ ich zum Augenblicke …
Johann Wolfgang von Goethe, Faust. Der Tragödie erster Teil. U. a. erschienen: 1808 - Tübingen: Cotta'sche Verlagsbuchhandlung,
Danksagung:
Ich danke allen, die mich unterstützt und mir geholfen haben, insbesondere meiner Familie für die schier unerschöpfliche Geduld und den Zuspruch.
Meinen Testleserinnen Sweety, Kerstin und Püppi für die konstruktive Kritik, aber auch die ermunternden Worte.
Meinen Schriftstellerkollegen Mischu und Bodo für Kritik und Anregungen, auch wenn einiges davon (wieder einmal) zu der Erkenntnis geführt hat, dass Männer Frauen wohl nie verstehen werden.
Danke auch allen geduldigen und ungeduldigen Wann-ist-das-neue-Buch-endlich-fertig-Fragern. Schön, dass Ihr auf das neue Werk gewartet habt, dann können die anderen ja nicht ganz so schlecht gewesen sein. Oder seid Ihr alle nur unverbesserliche Optimisten, die auf Besserung hoffen?
Monika Rohde für den den Supertipp mit Amazon!
Dagmar R. Rehberg ist 1963 in Kiel geboren und lebt in der Nähe von Rendsburg. Sie ist verheiratet und hat zwei Söhne. Von Beruf ist sie Diplom-Ingenieurin der Feinwerktechnik und arbeitet als Sachverständige für kerntechnische Anlagen und Auditorin in den Bereichen Qualitäts- und Energiemanagement.
Der Beginn der schriftstellerischen Tätigkeiten war 2003 mit einem Fernstudium zum Thema. Zeitweise war Rehberg als Redakteurin für eine Wochenzeitung tätig mit zahlreichen Veröffentlichungen. Sie schreibt überwiegend im Genre Belletristik Kurzgeschichten und Romane (Gegenwartsliteratur), jedoch auch Literatur für Kinder.
Weiterhin arbeitet sie nebenberuflich als freiberufliche Lektorin und Setzerin.
www.wortgeflechte.de
[email protected] Weitere Bücher von Dagmar R. Rehberg
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