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Im Schatten von Montmartre

Im Schatten von Montmartre

Titel: Im Schatten von Montmartre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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an ihnen zu erfreuen. Das ist vollkommen
idiotisch, allein schon aus dem einfachen Grunde, weil sich keiner meiner
Sammlerfreunde für antike Jadefiguren interessiert. Von den Fingerabdrücken
ganz zu schweigen! Besser gesagt, von den fehlenden Fingerabdrücken. Man hat
nicht einen einzigen gefunden. Alle Spuren sind verwischt worden, was auf die
Arbeit eines Profis, eventuell eines Vorbestraften, hindeutet. Und solche
Individuen zähle ich nicht zu meinen Freunden.“
    „Tja“, sagte ich, „und wäre ein Sammler soweit
gegangen, einen Menschen zu ermorden?“
    „Das genau ist der Haken an der Sache. Louveau
ist tot, aber es sieht eher nach einem Unfall aus. Die Wunde an seinem
Hinterkopf rührt nicht von einem Schlag mit dem Knüppel her. Wahrscheinlich hat
es einen Kampf gegeben, und mein Butler ist unglücklich mit dem Kopf auf die
scharfe Kante einer Vitrine gefallen. Außerdem war er alt und hatte ein
schwaches Herz... Na ja, diese Frage ist nur von nebengeordneter Bedeutung,
nicht wahr? Sprechen wir lieber von meinen Figuren und der Möglichkeit, sie
wieder zurückzukaufen. Kommen Sie, nebenan wartet Kaffee auf uns.“
    Wir gingen in das Büro. Irgendeine
Hausangestellte, die wohl den auf dem Felde der Ehre gefallenen Butler vertrat,
stellte eine Kaffeekanne und die nötigen Utensilien auf einem runden Tischchen
bereit. Nachdem sich die Haushälterin zurückgezogen hatte, tranken wir ein
Täßchen Kaffee, und dann öffnete Clarimont eine Schublade seines Schreibtischs
und holte eine Liste der verschwundenen Gegenstände hervor. Unter den
Abbildungen der Figuren standen Namen, die den Freunden der Orientalistik
sicherlich bekannt waren.
    „Ich weiß nicht, ob Ihnen das etwas nützen
wird“, sagte der Bestohlene und reichte mir die Aufstellung.
    „Sehr sogar“, erwiderte ich. „Wenn ich mit den
Dieben in Kontakt trete, muß ich schließlich wissen, ob die angebotene Ware
auch die richtige ist. Und jetzt“, fügte ich lächelnd hinzu, „sagen Sie mir
doch bitte, warum Sie mich herbestellt haben. Die Liste hätten Sie mir
ebensogut durch die Post schicken können, meinen Sie nicht, Doktor? Wollten Sie
mir vielleicht etwas mitteilen, das nicht für Coulons Ohren bestimmt ist?“
    Er warf mir einen beinahe verärgerten Blick zu.
Normalerweise war er es, der Gedanken las.
    „Oh, Sie kapieren ja sehr schnell!“ sagte er.
    „Nicht immer, aber hin und wieder. Um meinen
guten Ruf zu wahren.“
    „Also gut, ich wollte mich mit Ihnen über
Mademoiselle Coulon unterhalten. Übrigens, Dr. Moneglia hat sie heute morgen in
seiner Klinik aufgenommen. Es geht ihr gut, sie muß sich nur ein paar Tage
ausruhen... und beobachtet werden.“
    Er nahm seine Brille ab und begann, an einem der
Bügel zu knabbern. Sein kurzsichtiger Blick verlor sich in einer Art innerer
Kontemplation.
    „Monsieur Burma“, sagte er schließlich, „ich
wollte Sie etwas fragen, aber eben nicht in Monsieur Coulons Anwesenheit, wie
Sie ganz richtig erraten haben.“ Er setzte die Brille wieder auf. „Dieser
nächtliche Telefonanruf, den Sie erhalten haben... Sind Sie sicher, daß er
nicht von Simone kam?“
    „Absolut sicher. Auch wenn Simone ahnte, daß sie
gesucht wurde, konnte sie unmöglich wissen, wer mit dieser Angelegenheit
betraut worden war. Folglich hat sie mich auch nicht angerufen. ,Suchen Sie
mich immer noch?’ Der Mörder wollte es zu gut machen.“
    „Ich möchte Ihnen nur zu gerne glauben“, seufzte
Clarimont. „Allerdings... Wenn der Mörder wollte, daß Simone auf frischer Tat
erwischt würde, wie erklären Sie es sich dann, daß er Sie und nicht die Polizei
angerufen hat? Er wußte, daß Sie Simone suchten, und konnte sich denken, daß
das Mädchen sozusagen unter Ihrem Schutz stand. Schließlich war sie Ihre
Klientin...“
    „Langsam, Doktor“, unterbrach ich ihn. „Mein
Schutz, wie Sie es nennen, ging nicht so weit, einen Mord zu decken. Und genau
darauf hat unser Mörder gesetzt.“
    Ich legte ihm auseinander, wie sich die Dinge
meines Erachtens nach abgespielt hatten. Meine Theorie schien ihm zu gefallen.
Seine Augen hinter den dicken Brillengläsern blitzten beinahe fröhlich.
Offenbar nahm ich ihm eine große Last von der Seele, und ich wußte auch,
welche. Da ich schon einmal so gut in Schwung war, fragte ich ihn, ob Victor
Coulon Feinde habe.
    „Victor ist ein feiner Kerl!“ rief er entrüstet.
„Er hat keine Feinde. Und was Simone betrifft, sie ist noch zu jung, um sich
schon welche gemacht zu

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